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Suchaktion: Vermisster 75-Jähriger legte 15-Stunden-Fußmarsch allein zurück

Dornbirn, Tschagguns - Weil ein 75-Jähriger bei einer Familienwanderung in der Rappenlochschlucht verloren ging, wurde in der Nacht auf Freitag eine Suchaktion eingeleitet. Der rüstige Rentner allerdings war derweil allein von Dornbirn nach Tschagguns gelaufen.
Vermisster lief von Dornbirn ins Montafon


Eine am Donnerstagabend gegen 18.00 Uhr eingeleitete, großangelegte Suchaktion von Polizei und Bergrettung nach einem 75-jährigen Mann aus Schwäbisch Hall nahm am Freitagmorgen ein glückliches Ende. Der Vermisste hatte, nachdem er in der Dornbirner Rappenlochschlucht bei einer Wanderung mit seiner Familie den Anschluss verloren hatte, einen 60 Kilometer langen Fußmarsch nach Tschagguns unversehrt überstanden. Der Deutsche war rund 15 Stunden unterwegs.

Der Mann war am Donnerstag gemeinsam mit seiner Familie, die sich derzeit auf Urlaub in Vorarlberg aufhält, gegen 12.00 Uhr zu einer Wanderung in Richtung Rappenlochschlucht aufgebrochen. Da der Weg bei einer Felssturzstelle jedoch unpassierbar war, kehrte die 13-köpfige Wandergruppe wieder um. Wieder am Parkplatz im Gütle angekommen, bemerkten die Angehörigen, dass der 75-Jährige, der stets als Letzter lief, nicht nachgekommen war.

Großaufgebot bei Suchaktion

Nachdem die Familie bis 18.00 Uhr erfolglos nach dem 75-Jährigen gesucht hatte, verständigte sie schließlich Polizei und Bergrettung. Bis Mitternacht suchten 34 Bergretter aus Bregenz und Dornbirn, acht Suchhundeführer mit ihren Suchhunden sowie fünf Beamte der Polizei Dornbirn und Schruns nach dem Vermissten. Dann musste die Suchaktion unterbrochen werden.

Bei dem Mann aus Schwäbisch Hall dürfte es sich jedoch offenbar um einen äußerst rüstigen und besonders geübten Wanderer handeln: Nachdem er den Anschluss an die Gruppe verloren hatte, lief er einfach zu Fuß, an der Bundesstraße entlang, zur 60 Kilometer entfernten Unterkunft in Tschagguns. Er hatte weder Bargeld, noch ein Mobiltelefon bei sich.

15-Stunden-Wanderung unverletzt überstanden

Erschöpft, aber unversehrt traf der Mann gegen 04:20 Uhr in seiner Unterkunft ein. Wie die Polizei Dornbirn berichtet, blieb der 75-Jährige unverletzt und erholt sich derzeit von der langen Wanderung.

“War nicht so toll”

Wie es dazu kam, dass der rüstige Rentner seine Familie verlor, schildert er im Gespräch mit VOL.AT: „Ich bin davon ausgegangen, die Familie wollte mir einen kleinen Denkzettel verpassen, dann habe ich eine Weile gewartet und bin dann langsam vorgelaufen nach Dornbirn bis die Abzweigung zur Bundesstraße kam.“ Als ihm klar wurde, dass die Familie, die sich um 14.30 in der Wirtschaft der Schattenburg Feldkirch treffen wollte, bereits los gefahren sein muss, machte er sich um ca. 13.30 Uhr entlang der Bundesstraße auf den Weg ins 60 km entfernte Tschagguns. Wieso er nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren ist oder ein Taxi genommen hatte, lag daran, dass er kein Geld bei sich hatte und daher nicht Schwarzfahren wollte. Auch ein Handy hatte er nicht dabei. Dass der 75-Jährige damit eine großangelegte Suchaktion auslösen würde, war ihm zu der Zeit nicht klar. Die finanziellen Konsequenzen, die diese nun allerdings mit sich zieht, sind ihm aber eine Lehre. „Ich sehe ein, dass es nicht zur Nachahmung empfohlen ist – vor allem auch nicht für die Kinder. Von dem her muss ich gestehen, das war nicht so toll“, so der Rentner.

Natürlich ist die Familie froh darüber, dass der rüstige Pensionist unbeschadet zurückgekehrt ist. Doch mischen sich unter die Glücksgefühle auch Ärger über das Verhalten ihres Familienmitglieds. „Als er plötzlich vor uns stand, meinte mein Vater nur, dass er nicht gesagt hätte, dass wir uns Sorgen machen sollte“, erklärt Matthias Rumelin, der Sohn des vermissten deutschen Urlaubers.

Der Wanderer im Interview

Der Sohn über das Verschwinden des Vaters

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