Ende April hatte der Enkel des Komponisten Richard Wagner seinen Rücktritt zum 31. August 2008 erklärt. Um seine Nachfolge bewerben sich seine beiden Töchter Katharina (30) und Eva Wagner-Pasquier (63) sowie seine Nichte Nike Wagner (63) mit dem international erfahrenen Kulturmanager Gérard Mortier (64).
Eva Wagner-Pasquier, seit 1997 künstlerische Beraterin des Festivals Aix-en-Provence, und Nike Wagner, die seit vier Jahren das Weimarer Kunstfest leitet, sowie Wagners zweite Frau Gudrun hatten sich bereits vor acht Jahren um das Amt beworben. Nachdem der Stiftungsrat damals Wagner-Pasquier einstimmig als Festspielleiterin nominierte, verweigerte Wolfgang Wagner seinen Rücktritt unter Hinweis auf seinen lebenslangen Vertrag.
Der überraschende Tod von Gudrun Wagner im November 2007 führte zur Versöhnung von Eva Wagner-Pasquier mit ihrem Vater und ermöglichte die gemeinsame Bewerbung mit ihrer Halbschwester Katharina. Mit dem Festspiel-Dirigenten Christian Thielemann (59), dem Generalmusikdirektor der Münchner Philharmoniker, wollen die beiden die Festspiele behutsam verändern. Revolutionäre Neuerungen wie eine Öffnung der Festspiele für Frühwerke Wagners oder andere Komponisten enthält ihr Konzept nicht.
Wenige Tage vor Ablauf der Bewerbungsfrist kündigte Nike Wagner, die Tochter von Wolfgang Wagners Bruder Wieland ( 1966), ihre gemeinsame Bewerbung mit dem weltbekannten Kulturmanager Gérard Mortier an. Nike Wagner, eine der schärfsten Kritikerinnen ihres Onkels, und Mortier stehen für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Festspiel-Idee Richard Wagners. Sie wollen Bayreuther Festspiele im Sinne des “Zukunftsmusikers” Richard Wagner weiterentwickeln und wieder zu “höchster musiktheatralischer Qualität” führen. Ihrer Bewerbung werden aber nur geringe Chancen eingeräumt, da sich Vertreter der wichtigsten Zuschussgeber bereits für die Doppelspitze Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier ausgesprochen hatten.
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