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Stets auf Suche nach Stücken

Krumbach -  Bevor Ingeborg Bader bereit ist, etwas von der Arbeit als Obfrau einer Amateurtheatergruppe zu erzählen, muss man ihr versprechen, dass man sie als Person dabei nicht zu sehr in den Mittelpunkt rückt. Gemeinschaftsarbeit und Gruppendynamik sind für sie nicht einfach Begriffe, die irgendwie im Raum stehen, in Krumbach werden sie gelebt.

Zumindest bzw. auf jeden Fall unter jenem Dutzend Frauen, das sich um die niveauvolle Unterhaltung verdient macht. Im Jahr 1999 wurde die Theatergruppe gegründet, ein rein weibliches Ensemble ist man zwar nicht unbedingt, aber gesteigertes männliches Interesse an aktiver Beteiligung wäre, so Ingeborg Bader, durchaus wünschenswert.

Sie weiß, dass die Burschen „halt schon bei der Feuerwehr und im Musikverein ordentlich eingebunden sind“ und versucht daher Stücke zu finden, die ihr die Möglichkeit bieten, vor allem eine Damenriege einzusetzen. „So 40 bis 50 Bühnenwerke kommen da pro Jahr schon zusammen“, skizziert die Theaterbegeisterte ihren Leseumfang, den sie zu absolvieren hat, bevor die ersten Proben beginnen.

Weiberaufstand

„Ich muss ein Stück finden, in das ich die Frauen alle einbinden und für das ich sie begeistern kann, und es soll natürlich auch Tiefgang haben, nicht seicht sein.“ Für heuer ist Bader, deren Postadresse die einschlägigen Bühnenverlage vermutlich alle längst auf der Liste haben, bei Neil Simon fündig geworden, und das vor allem, weil es von seinem „Seltsamen Paar“, einem Klassiker, auch eine weibliche Version gibt. Sechs Frauen gehen da mit der Männerwelt hart ins Gericht. In Krumbach haben solche Mechanismen allerdings auch schon eine besondere Tradition. Vom Weiberaufstand gegen die Obrigkeit vor rund 200 Jahren weiß nicht nur im Bregenzerwald jedes Schulkind.

Die Vorarlberger Autorin Ulrike Längle hat die historische Begebenheit im Stück „Tolle Weiber“ aufgearbeitet, mit dem die Theatergruppe Krumbach vor nicht allzu langer Zeit einen großen Erfolg landete und weit über die Region hinaus bekannt wurde. Ingeborg Bader stand damals selbst auf der Bühne. „Die Produktion wird uns allen unvergesslich bleiben und hat der Truppe noch einmal einen richtigen Kick gegeben“, hält sie fest. Und sie muss es wissen, denn als Regisseurin („Ich musste so frech sein und habe das zu Beginn aus dem Gefühl heraus gemacht“) weiß sie nun auch, wie man Menschen motiviert und was dabei hilft.

Wer glaubt, dass es sich die Krumbacherinnen (und ihre paar aktiven Männer) in ihrem Dorf gemütlich eingerichtet haben, der irrt. Man besucht selbstverständlich andere Aufführungen, Profi-Truppen wie das Landestheater oder Kosmos hat Ingeborg Bader zudem stets auf der Terminliste.

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