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Österreichs vorläufiges Abschneiden in China

Nach zwei Gold-, vier Silber- und einer Bronze-Medaille bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen ist die Erwartungshaltung an das 70-köpfige rot-weiß-rote Team bei den Sommerspielen in China groß gewesen.

Mit einer Silbernen durch Judoka Ludwig Paischer sowie den zwei Bronzenen durch Schwimmerin Mirna Jukic und Wildwasser-Slalom-Kanutin Violetta Oblinger-Peters fiel die Ausbeute bescheidener aus. Exakt erfüllt würde allerdings die Zielsetzung des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC).

Noch ausständig sind die Entscheidungen im Mountainbike-Cross-Country mit Elisabeth Osl und Christoph Soukup sowie im Kanu-Flachwasser mit Yvonne Schuring/Viktoria Schwarz. Diese Bilanz wird am Samstag aktualisiert nochmals gesendet.

BEACH-VOLLEYBALL: Über Erwarten waren die Viertelfinal-Einzüge von Doris und Stefanie Schwaiger sowie Florian Gosch/Alexander Horst, sie belegten jeweils Rang fünf. Mehr drinnen war für Clemens Doppler/Peter Gartmayer. In der Gruppe ungeschlagen, schieden sie unerwartet im Achtelfinale aus. Als Neunte haben sie dennoch eine schöne Platzierung erreicht.

FECHTEN: Florettfechter Roland Schlosser musste sich nach einem souveränen Auftakterfolg über den Spanier Javier Menendez dem topgesetzten Italiener Andrea Cassara geschlagen geben, bot aber eine anständige Leistung und klassierte sich als 15.

JUDO: Europameister Ludwig Paischer (bis 60 kg) gewann Silber und rehabilitierte sich für Athen 2004, Finalgegner Choi Min Ho aus Südkorea war an diesem Tag übermächtig. Tränen flossen bei Sabrina Filzmoser (bis 57 kg) und Claudia Heill (bis 63 kg). Filzmoser hatte mit der vierfachen Weltmeisterin Kye Sun Hui aus Nordkorea ein Hammerlos erwischt, unterlag zum Auftakt und musste die Hoffnungen auf die Trostrunde begraben, als Kye vorzeitig ausschied. Sie erlitt damit das Paischer-Schicksal von Athen 2004. Heill, Silbermedaillengewinnerin von Athen, wurde bei ihrer letzten Olympiateilnahme Fünfte.

KANU/WILDWASSER: Wunderschön glänzte Bronze für Wildwasser-Slalomkanutin Violetta Oblinger-Peters, die sich im März einer Herzoperation unterzogen hat, um ihre Karriere fortsetzen zu können. Ihr Ehemann Helmut Oblinger landete auf Rang sieben. Mit der Medaille wurde für beide ein Lebenstraum war.

LEICHTATHLETIK: Der ÖLV hat schon weit bessere Zeiten erlebt. Vom rot-weiß-roten Trio schlug sich Diskuswerfer Gerhard Mayer als 18. der Qualifikation noch am besten. Günther Weidlinger hatte über 10.000 m gegen die afrikanischen Langstreckler keine Chance, machte zudem im Endspurt Fehler und landete an 27. Stelle. Marathonläuferin Eva Maria Gradwohl lief blau und kämpfte sich als 57. ins Ziel.

PFERDESPORT: Dressurreiterin Victoria Max-Theurer schied als 27. im Grand Prix aus, ihr Oldenburger Wallach Falcao war nervös und erwischte keinen guten Tag. Noch schlechter erging es Vielseitigkeitsreiter Harald Ambros, der wegen einer Bänderverletzung im linken Vorderbein seines Pferdes Quick nach der ersten der drei Teilprüfungen aufgab. Es war eine der wenigen Sportarten, in denen Österreich trotz der ohnehin nicht sehr hohen Ziele deutlich unter den Erwartungen blieb.

RADSPORT/STRASSE: Österreichs Straßenradfahrer nahmen den von Bernhard Kohl bei der Tour entfachten Schwung voll nach China mit. Vor allem Christiane Soeder fuhr enorm stark und verpasste im Straßenrennen Bronze um nur vier Sekunden. Im Zeitfahren brachte sie auch eine etwas undurchsichtige Technik-Panne im Betreuerumfeld um mehr als Platz sieben. Im Straßenrennen der Herren fuhren beide Österreicher auffallend aktiv, Christian Pfannberger ging während einer 20-minütigen Soloflucht sogar als Führender in die letzte Runde.

SCHIESSEN: Dreimal traten Österreichs erfolgsverwöhnte Gewehrschützen in Peking mit Medaillenchancen an, nur einmal schossen sie – im Finale des Dreistellungsmatches – aber tatsächlich um Edelmetall. Die Plätze fünf und sechs für Thomas Farnik und Mario Knögler im KK-3 trösteten darüber hinweg, dass sowohl im Kleinkaliber-Liegendbewerb als auch im Luftgewehr das Finale verpasst wurde. Farnik sorgte als 10. im Luftgewehr aber für das dritte Top-Ten-Ergebnis.

SCHWIMMEN: Mirna Jukic hat mit Bronze die erhoffte Medaille geholt, überraschend über 100 m Brust. Über 200 m Brust ließ sie den vierten Rang folgen, auf beiden Strecken markierte sie zudem Europarekord. Markus Rogan blieb als Vierter über 200 m Rücken hinter seinen hohen Erwartungen zurück, verpasste über 100 m gar das Finale. Beides traf ihn hart. Mit weiteren sieben Platzierungen in den Top 16 rückte die zweite OSV-Welle kräftig auf. So verfehlte die Staffel über 4 x 200 m Kraul den Endlauf nur um einen Platz, klassierte sich Dinko Jukic gleich dreimal und Jördis Steinegger einmal im Semifinal-Bereich, auch Dominik Koll war in der Vorschlussrunde dabei. Nina Dittrich, Hunor Mate, David Brandl, Florian Janistyn, Sebastian Stoss und Birgit Koschischek verfehlten dieses Ziel recht knapp bzw. boten ansprechende Leistungen. Nur Maxim Podoprigora blieb einmal mehr unter den Erwartungen.

SCHWIMMEN/SYNCHRONSCHWIMMEN: Lisbeth Mahn/Nadine Brandl erreichten bei ihrem Olympia-Debüt unter 24 Paaren Platz 22. Nach einer feinen Leistung in der technischen Kür, klappte es in der freien Kür nicht nach Wunsch. Das Duo sollte für eine eventuelle Teilnahme 2012 an Erfahrung gesammelt haben.

SCHWIMMEN/WASSERSPRINGEN: Kein einziger Aufstieg des OSV-Trios ins Semifinale, das war nicht erwartet worden. Warf Veronika Kratochwil ein kapitaler Patzer auf Rang 27 zurück, scheiterten Constantin Blaha und die bei Spielen schon zweifache Finalistin Anja Richter als jeweils 22. am schon in der Ausscheidung hohen Niveau. In dieser Disziplin ist darauf zu achten, dass man im OSV nicht den Anschluss verliert.

SEGELN: Enttäuschend verlief die olympische Regatta aus österreichischer Sicht, zwei achte Plätze durch die 470er-Damen Sylvia Vogl/Carolina Flatscher und das 49er-Duo Nico Delle-Karth/Niko Resch waren dabei die erfreulichsten Ergebnisse. Die Tornado-Doppel-Olympiasieger Roman Hagara/Hans Peter Steinacher kämpften sich im letzten Abdruck ins Medal Race und beendeten ihre Olympia-Laufbahn an neunter Stelle. Hans Spitzauer/Christian Nehammer (Star/12.), Andreas Geritzer (Laser/19.) und die Olympia-Debütanten Matthias Schmid/Florian Reichstädter (470er/24.) verpassten den Einzug in die finale Wettfahrt.

TENNIS: Österreichs Linkshänder-Trio vertrat nach den vorangegangenen Nominierungs-Querelen Österreich ganz ausgezeichnet und machte klar, dass Tennis vielleicht nach anderen Kriterien zu behandeln ist. Es gab keine Erstrundenniederlage, vielmehr stürmten Sybille Bammer und Jürgen Melzer auch ohne nationales Limit mit jeweils drei Siegen gegen zum Teil sehr starke Gegner bis ins Viertelfinale, in dem Melzer erst dem späteren Goldmedaillen-Gewinner Rafael Nadal unterlag. Im Doppel scheiterten Melzer und Julian Knowle im Achtelfinale an den bronzenen Weltranglisten-Ersten Bob und Mike Bryan.

TISCHTENNIS: Österreichs Herren haben mit Rang vier ihre bisher wertvollste Leistung im Teambewerb gebracht, das Match um Bronze ging gegen Südkorea 1:3 verloren. Die Damen-Truppe erreichte mit Platz sieben wohl ihr Maximum. Im Einzel war Li Qiangbing äußerst erfreulich nah am Viertelfinale dran, schied aber ebenso im Achtelfinale aus wie Werner Schlager. Chen Weixing war in Runde drei gegen den topgesetzten Wang Hao wie erwartet ohne Chance, enttäuschend die wenig kämpferische Leistung von Liu Jia bei ihrem Drittrunden-Ausscheiden. Robert Gardos hatte schon in der Mannschaft sein bisher stärkstes Turnier gespielt, wurde aber in der zweiten Einzel-Runde ein Opfer seiner Müdigkeit bzw. des dichten Programms.

TRIATHLON: Nach Gold in Athen musste sich Kate Allen in Peking mit Rang 14 zufriedengeben, sie machte ihre Schwimmleistung dafür verantwortlich. Tania Haiböck klassierte sich als 27., Eva Dollinger gab wegen eines Problems am Hinterrad auf. Simon Agoston kam nur auf den enttäuschenden 38. Rang.

TURNEN/RHYTHMISCHE GYMNASTIK: Dass Caroline Weber wegen des auf 24 reduzierte Einzelstarterfeldes eine neue ÖFT-Bestmarke aufstellen würde, war schon vor dem ersten Keulenwurf, ihrem Lieblings-Handgerät, klar gewesen. Die 22-Jährige zeigte vier schöne, fehlerfreie Küren und landete auf Rang 17.

ZUSATZ: GEWICHTHEBEN: Österreichs mit vier Olympia-Goldmedaillen immer noch erfolgreichster Sommersportverband war in Peking nicht vertreten, der gebürtige Niederösterreicher Matthias Steiner ließ aber auch in der Alpenrepublik die Herzen höherschlagen. Vor vier Jahren in Athen noch für Österreich am Start, holte Steiner nach dem kompletten Zerwürfnis mit dem ÖGV Gold im Superschwergewicht für Deutschland.

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