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Sterben ist ein intimer Akt

Hohenems - Wer will, stirbt in Vorarlberg begleitet. Die Hospiz geht auch mobil vor Ort.

Es war anfangs nicht sein Thema. Karl Bitschnau wollte als junger Sozialarbeiter nicht einmal zur Caritas: „Zu altmodisch” klang ihm der Name in den Ohren. Und dann hat er sich doch in den SOS-Beratungsstellen erste sozialarbeiterische Sporen verdient und die Pfarrcaritas aufgebaut. Und dabei erlebt, wie Ehrenamtliche Hilfe brauchen im Umgang mit dem Tod. „Da hab ich Fortbildungen organisiert.” Sein zweiter Zugang war unmittelbar: 1996 hielt Karl Bitschnau eine Krebsdiagnose in Händen. „Mit guten Aussichten zwar, aber . . .” Grad in dieser Zeit war die Stelle als Leiter der aufzubauenden Hospizbewegung in Vorarlberg ausgeschrieben. Er bewarb sich, und blieb.

Der Job ist weiblich

Inzwischen arbeiten im Land 200 ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen. Zu 20 Prozent leisten auch Männer Sterbebegleitung. Als jüngste Einheit hob die Hospizbewegung das mobile Palliativteam aus der Taufe. „Vergangenes Jahr hatten wir 280 Einsätze bei 130 Personen.” Soweit die Zahlen. Aber der Tod entzieht sich der Statistik. „Sterben ist immer ein intimer Akt.” Deshalb agieren professionelle Hospizbegleiter auch „in respektvoller Distanz”. Sie sehen wie Bitschnau „den Sterbenden als Lebenden”. Sie beantworten nicht Fragen, die der Patient nie gestellt hat. Sie geben dem Wunsch nach Spiritualität breiten Raum, ohne dem Bedürfnis konfessionelle Fesseln anzulegen. Sie erleben im Gegenzug authentische Begegnungen wie nirgends sonst. „Es stimmt schon, da fallen alle Masken.” Weil für großes Theater die Zeit einfach nicht mehr reicht.

 

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