Der Gemeindebau aus der Zwischenkriegszeit stand bereits während seiner Errichtung bis 1930 im Kreuzfeuer bürgerlicher Kritik. Bei den Februarkämpfen 1934 wurde er tatsächlich unter Beschuss genommen. Vor neun Jahren generalsaniert, bewohnen heute rund 1.700 Menschen das gigantische Haus.
Elektrisches Licht, Toilette und Heizung
Trotz Kritik an der Errichtung eines Gemeindebaus mit damals 1.382 Wohnungen im bürgerlichen Bezirk Döbling wurde die Anlage von 1927 bis 1930 gebaut und von Bürgermeister Karl Seitz eingeweiht. Für mehr als 5.000 Menschen entstanden damit im roten Wien moderne Wohnungen mit elektrischem Licht, Toilette und Heizung. Mit Waschküchen, Badeanlagen, Kindergärten, medizinischen Ambulatorien, Kindertagesstätten, Büchereien und Schulen bildete der Bau einer Stadt in der Stadt.
Architekt Karl Ehn errichtete den mit 1,2 Kilometern längsten zusammenhängenden Wohnbau der Welt. Dennoch ließ er nur 18 Prozent des Geländes zwischen Heiligenstädter Straße und der Franz Josefs-Bahn verbauen. Der Rest entfällt auf Garten- und Spielflächen.
Während des Bürgerkriegs im Februar 1934 war der Karl-Marx-Hof eines der heftigst umkämpften Areale. Das Bundesheer brach den Widerstand der dort verschanzten Wehrverbände der Sozialdemokraten mit schweren Artillerieeinheiten. In Folge verlor der Karl-Marx-Hof seinen Namen und wurde nach dem Befehlshaber des Artilleriekorps zum Biedermann-Hof. Ein Jahr später wurde er dann in Heiligenstädter-Hof umbenannt.
“Mieterschwund”
Seit 1945 hat er seinen alten, marxistischen Namen wieder. Von 1989 bis 1996 wurde das Gebäude generalsaniert. Durch die Zusammenlegung kleinerer Einheiten wurde die Gesamtzahl der Wohnungen auf 1.252 reduziert. An Stelle der einst 5.000 Menschen bewohnen heute lediglich 1.700 Mieter das Haus.
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