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Stausee künftig ohne Eisdecke

©VOL Live/Bernd Hofmeister
Partenen - Kraftwerksneubau: Die Hüttenwirte in der Silvretta fürchten um das Skitourengebiet.

Noch wurde kein einziger Stein bewegt. Trotzdem bereitet der geplante Bau des Obervermuntwerks II schon jetzt Sorgen. Hüttenwirte und Gastronomen sehen die Silvretta als attraktives Skitouren- und Langlaufgebiet akut gefährdet. Denn im Sog des neuen Pumpspeicherwerks kann der See während der Wintermonate keine Eisdecke mehr bilden. Damit verliert die Wiesbadener Hütte samt dem umliegenden Gebiet den einzigen sicheren Zugang. Aber auch Langläufer katapultiert das Projekt aus der Spur.

Unterschriftenaktion gestartet

Bei den Illwerke/VKW wird deshalb überlegt, die Sommerwege beidseits des Stausees wintertauglich zu machen. Den von der Einschränkung betroffenen Betrieben ist diese Variante aufgrund der häufigen Lawinengefahr jedoch zu unsicher. Nun machen sie mit einer Unterschriftenaktion auf ihre Probleme aufmerksam. Das Anliegen ist höflich formuliert und als Bitte abgefasst. „Wir wollen das Kraftwerk ja nicht verhindern“, betont Peter Oberschmid vom Berggasthof „Piz Buin“. Es gehe vielmehr darum, eine gute Lösung zu finden. Zumal der Wintertourismus einen beträchtlichen Anteil des Jahresumsatzes liefert. Bei Oberschmid ist es immerhin die Hälfte. Vor allem der Tourenskilauf würde seiner Ansicht nach massiv einbrechen. „Und das trifft letztlich alle.“ Tourengeher gelten ja gemeinhin als kaufkräftige Klientel. Die größten Bedenken plagen zwangsläufig den Pächter der Wiesbadener Hütte, Heinrich Lorenz. Seit 100 Jahren ist die DAV-Hütte im Winter für Skitourengeher und Spaziergänger auf sicheren Pfaden direkt über den inzwischen leeren See erreichbar. „Diese Sicherheit sollte nach dem Kraftwerksbau wieder gegeben sein“, wünscht sich Lorenz, der im gegenteiligen Fall einen Schaden für das ganze Gebiet befürchtet. Die Öffnung der Sommerwege im Winter allein sei zuwenig, weil sie die Lawinengefahr nicht ausschließe. Der Wegfall der Seeloipe beschäftigt ihn ebenfalls. „Diese Nachwirkungen lassen sich noch gar nicht abschätzen.“ Trotzdem glaubt er an ein positives Ende. „Man muss den Verantwortlichen nur früh genug sagen, was man braucht.“ Die beste Lösung wäre nach Meinung aller die Sicherung eines künftigen Winterweges mittels Lawinengalerie. Allerdings hat offenbar schon die bloße Andeutung, dass eine Verbreiterung der Sommerwege für den Winterbetrieb einige Erdbewegungen notwendig machen würde, die Naturschützer auf den Plan gerufen. „Die haben keine Freude damit“, bestätigt Dr. Ernst Pürer, Leiter der Bautechnik bei den Illwerke/VKW, gegenüber den VN. Gleichzeitig respektiert er die Sorgen der Wirte und die Bedenken gegenüber der angebotenen Alternative. Aber: „Etwas Besseres ist uns bis jetzt nicht eingefallen.“

Wasser in Bewegung

Die Langläufer sollen als Ersatz eine Loipenspur in jenem Bereich erhalten, über den noch die Druckrohrleitung verläuft. Sie wird nach dem Kraftwerksbau abgetragen. „So schön wie die über den See ist sie allerdings nicht“, muss Pürer einräumen. Dennoch hofft er auf eine für alle günstige Lösung. Dass der See nach Inbetriebnahme des dann übrigens zweitgrößten Kraftwerks nicht mehr hinreichend zufriert, liegt daran, dass das Wasser ständig in Bewegung ist und wärmeres Wasser an die Oberfläche gelangt. Die Bauarbeiten sollen 2013 beginnen und im Herbst 2017 abgeschlossen sein. In den nächsten Tagen wird der Antrag auf das Vorprüfungsverfahren im Zusammenhang mit der Umweltverträglichkeitsprüfung eingereicht.

(VN)

 

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