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Staubtrocken? „From Dust“ für Xbox 360

Ureinwohner leben gefährlich - im nervenzerfetzenden From Dust.
Ureinwohner leben gefährlich - im nervenzerfetzenden From Dust. ©Waibel/Ubisoft
Gottspiele sind selten, und spätestens nach dem anno dazumal so gelungenen Populus meistens mehr oder weniger gelungen. Mit „From Dust“ wagt sich ein Entwickler nunmehr wieder einmal an das Götterspielprinzip. Mit durchwachsenem Spielgefühl.
From Dust

Mit gewalt´ger Kraft die Geschicke eines Volkes bestimmen – Gelände verändern, Katastrophen verhindern, Huldigungen entgegen nehmen – die Mischung klingt schon sehr cool. Die Präsentation dieser Spielelemente darf auch als gelungen bezeichnet werden. Hapern tut es – wie so oft – am Feinschliff.

Wie füllt man ein Sandkastenspiel mit motivierenden Spielelementen? Man nehme ein Völkchen, dessen Gedeih oder Verderb man auf der Suche nach seiner Geschichte durch selbige führt. Am Ende geht es darum, wie dereinst in „Lemmings“ – eine Mindestzahl von wuseligen Ureinwohnern durch ein Tor in eine neue Welt zu führen. Dabei gilt es, Terraforming auf hohem Niveau zu betreiben: Da wollen Gelände eingeebnet, neue Landstriche erschaffen, Wassermassen umgeleitet, Vulkane gebändigt und Wetterlaunen beherrscht werden. Ganz nebenbei ist auch das Beleben unbelebter Landstriche ein wesentliches Spielelement.

Die Steuerung der Lemming-Nachfolger erfolgt dabei indirekt. Mit dem göttlichen Händchen, das sich natürlich aus einer Schräg-Draufsicht-Gottperspektive steuert, klickt man einfach ein Ziel an, und die Bewohner des Dörfchens flitzen los. Zumindest soweit, bis sich ein Hindernis zwischen Ureinwohner und Ziel darstellt. Dann muss per göttlichem Fingerzeig eingegriffen werden – der sich in Form des sogenannten Odem manifestiert. Dieser Odem wird direkt vom Anbetungsgrad des geführten Volkes beeinflusst.

Was so entspannt klingt, verwandelt sich spätestens gleich mal zu Beginn der vermeintlich beschaulich gemütlichen Feierabend-Göttersimulation in ein nervenzerfetzendes Szenario, wenn am Bildrand ein Counter nach unten zählt. Wenn sich nämlich ein Tsunami nähert, oder ein Vulkan auszubrechen droht, muss unter Zeitdruck ein Ziel erreicht werden, das meist – wen wundert´s – mit der Beeinflussung der Spielwelt durch das eiskalte Hä… , will meinen des göttlichen Odems einhergeht. Spätestens dann lernen Trial and Error-Hasser wie ich, das Spiel nicht mehr zu mögen. Nach dem fünften oder gar zehnten Versuch klappt es zumeist dann doch mit viel Glück und Geduld und Liebesmüh irgendwie, das Level ist abgeschlossen, man führt sein Völkchen ins nächste Szenario. Dieses Spielprinzip setzt sich nun so fort – ruhige gemütliche Aufbauphasen wechseln mit nervigen Spielzielen unter Zeitdruck. Dazwischen gilt es, die Geschichte des Völkchens weiter zu erforschen und Gärtner zu spielen – wenn die Welten mit pflanzlichem Leben erfüllt werden sollen.  

Richtig übel wird die Hektik, wenn sich die Spielwelt dynamisch verändert, sich Bodenplatten in regelmäßigen Abständen senken oder heben. Dann nämlich gibt es zur Erfüllung von Aufgaben noch winzigere Zeitfenster – etwas für sehr Geduldige. Daneben spielt die Vegetation in „From Dust“ eine wesentliche Rolle. Nebst einem schnöden Wald und Gräsern existieren auch noch drei Gewächsarten, die mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet, zur Erfüllung bestimmter Missionsziele unabdinglich sind. Der kluge Einsatz derselben ist somit ein wichtiges Spielelement.

Fazit:

From Frust könnte das Gottspiel von Ubisoft eigentlich heißen. Mir kam während des Testens vor, als hätten die Entwickler nach durchwachsenen Preview-Wertungen renommierter Testplattformen versucht, das Game auf Biegen und Brechen anspruchsvoll zu gestalten. So viel Kurzweil From Dust auch beim gemütlichen Gott-Spielen mit sich bringt, so schnell lernen es Spieler, die im Spiel Zeitvertreib und keinen knochenharten Druck sehen wollen, zu hassen. Eine wunderschöne Welt, eines der wenigen neuen aussichtsreichen Godgames nach langer Zeit wurde hier mit Volldampf gegen die Wand gefahren. Zwar werden sich Pro-Gamer selig fühlen, wenn sie eine Mission zum 15ten Mal versuchen, um endlich zum Ziel zu gelangen – es bleibt aber auf jeden Fall der schale Beigeschmack einer Spielzeitstreckung durch zu hartes Balancing. Aber Hey, wer hat behauptet, dass Gott Spielen ein Zuckerschlecken ist? Andererseits, Gott hat die Macht, auch über die Zeit – und die hätte ich zu gerne dann und wann angehalten. Schade um ein an sich tolles Game, das sich wegen seines brutalen Schwierigkeitsgrad eher wie eine Mischung zwischen Jump- and Run und Lemmings spielt, als eine Göttersimulation. Das einzig tolle an der Sache ist der Preis – für umgerechnet 15 Euro gibt es From Dust auf Xbox Live zum Download. Fazit: Kein schlechter Titel – aber nicht massentauglich. 

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