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Statt Käse-Werkstatt „Kunst & Genuss“

Silvia Brenner bietet im Alten Sennhus von Warth „Kunst & Genuss“.
Silvia Brenner bietet im Alten Sennhus von Warth „Kunst & Genuss“. ©stp
Im Alten Sennhus von Warth gibt es eine originelle Nachnutzung.

Warth. (stp) Was macht man aus einer Sennerei, die ausgedient hat, weil ein moderner Neubau eröffnet wurde? Diese Frage stellte man sich in Warth, nachdem Wise Feurstein mit seinem einzigartigen Projekt für eine neue Situation gesorgt hatte. Abreißen und durch ein neues Objekt ersetzen wäre wohl auf Widerstand gestoßen, immerhin wurde der urige alte Teil des Gebäudes, in dem sich auch seit Jahrzehnten ein kleiner Imbiss befindet, noch in Zeiten der k.u.k.-Monarchie gebaut. Die Geschichte der Sennerei in Warth lässt sich rund 400 Jahre zurückverfolgen. Auch der vor rund 50 Jahren errichtete Erweiterungsbau hat Geschichte und Geschichten.

Nahrungsmittel Obstler

Legendär die kleine Episode, als die Prüforgane des Landes bei der Bauabrechnung die unter anderem angeführten Ausgaben für Obstler rügten. Der langjährige Schulleiter und Bürgermeister Meinrad Hopfner hatte nämlich angesichts winterlicher Verhältnisse mit Schneefall und Minusgraden den Bauarbeitern diese flüssige Form von Zusatzverpflegung zukommen lassen und natürlich penibel genau abgerechnet. In seiner Rechtfertigung hat Hopfner angeführt, dass in dieser Höhenlage und bei entsprechender Wetterlage Obstler als Grundnahrungsmittel einzustufen sei. Ob die Prüfstelle im Landhaus dieser Argumentation folgte, ist nicht überliefert.

Jahrelanger Existenzkampf

Je mehr sich in den folgenden Jahrzehnten die Walsergemeinde vom Bauerndorf zum Tourismuszentrum wandelte, umso dramatischer wurde der Existenzkampf der Sennerei, die nur mühsam gehalten werden konnte. Der EU-Beitritt 1995 führte dazu, dass schon zwei Jahre später eine vorübergehende Schließung unumgänglich war. Zusätzliche Bestimmungen machten die Weiterführung unmöglich und der Betrieb wurde eingestellt. Es gab dann zwar in den folgenden Jahren neue Anläufe, aber erst als Alois und Edith Feurstein die Sennerei 2004 pachteten und auf private Basis stellten, ging es wieder aufwärts. Gut drei Jahre später eröffneten die innovativen „Wälder Metzger“ ihren Vorzeigebetrieb in Warth – damit war aber die alte Sennerei entbehrlich geworden.

Originelle Angebote

Getränke, Kuchen und Jausenschmankerln gab es zwar wie gewohnt im Stüble und im „Garten“. Mit sehr flexiblen und gäste- und wetterangepassten Öffnungszeiten, wie auf einem kleinen Hinweisschild zu lesen ist – aber was tun mit der Sennerei? Sie wurde zur „Werkstatt für Kunst & Genuss“. Der Größe entsprechend nicht für Megaevents, sondern für eher kleine und ausgefallene Veranstaltungen, wobei deren Erlös für einen guten Zweck gespendet wird, wie Silvia Brenner vom nahegelegenen Hotel „Lechtaler Hof“ im Gespräch mit den VN erläutert. Statt um Käse dreht es sich hier beispielsweise um „Wohlfühlen mit den Kräften der Natur“, um Kräuterkunde oder die Einführung in die Kunst des Filzens. Zweimal luden Spitzenbrenner auch zu Degustationen, womit sich der Kreis zu den Bauarbeitern schließt. Sie waren hier schon beim Erweiterungsbau in den Genuss scharfer Verköstigung gekommen . . .

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