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Stasi-Geheimberichte an DDR-Führung werden veröffentlicht

20 Jahre nach dem Umsturz in Ostdeutschland sollen nun die Analysen der kommunistischen Staatssicherheit über Versorgungsprobleme, die Stimmung in Betrieben sowie über Oppositionelle veröffentlicht werden.

Die geheimen Berichte der “Zentralen Auswertungs- und Informationsgruppe” des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) waren für die Partei- und Staatsführung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) verfasst worden. Sie sollen in 37 Bänden erscheinen, kündigte die deutsche Stasi-Beauftragte Marianne Birthler bei der Vorstellung des ersten Buches zum Jahr 1976 am Mittwoch in Berlin an.

Die Informationsberichte für die DDR-Führung zeigten einen ungefilterten Blick auf die Verhältnisse in der DDR, sagte Projektleiterin Daniela Münkel von der Forschungsabteilung der Birthler-Behörde. Von 1953 bis Ende 1989 habe die Stasi solche Analysen verfasst, zuletzt etwa 350 im Jahr, anfangs noch mehr. Die Dokumente hätten großen historischen Wert. Jeder Band soll Dokumente aus jeweils einem Jahr zusammenfassen.

Für das erste Buch wurde das Jahr 1976 ausgewählt. Zur Begründung hieß es, es sei eines der ereignisreichsten Jahre der DDR-Geschichte gewesen – damals kam es etwa zur Aufnahme der DDR in die UNO und zur erschütternden Selbstverbrennung des Pfarrers Oskar Brüsewitz. In dem Jahr wurde auch der Liedermacher Wolf Biermann aus der DDR ausgebürgert.

216 IM (Inoffizielle Mitarbeiter) der DDR-Staatssicherheit seien auf ihn angesetzt gewesen, berichtete Biermann am Mittwoch. “Meine Akten sind ein Gottesbeweis dafür, dass die Stasi deutsche Wertarbeit geleistet hat”, meinte er ironisch. Rund 50.000 Seiten habe der Spitzelapparat über ihn zusammengetragen. Die Akten zeigten aber auch, dass es viele aufrichtige Menschen in der DDR gegeben habe, die sich gegen die Diktatur zur Wehr gesetzt hätten.

Für Martin Sabrow, Direktor des Potsdamer Zentrums für Zeithistorische Forschung, enthüllen die mehr als 200 Berichte in dem ersten Band auch, wie die Stasi ihre Repressionen verharmloste und gleichzeitig staatliche Missstände beseitigen wollte.

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