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stadtTheater Walfischgasse: Patzak-Stück eröffnet Uraufführungsreigen

Eigentlich hat es die Theaterwelt der "kulturlosen Zeit, in der ich Drehbücher bekomme, die auf SMS-Nachrichten basieren" zu verdanken, dass Peter Patzak  nun in ein selbst verfasstes und inszeniertes Theaterstück investiert.

In “Akte – Im Schweigen vermählt”, das am 18. Jänner im stadtTheater Walfischgasse Premiere feiert, erweckt der Regisseur jene “passiven” Musen zum Leben, die Picasso, Schiele & Co. zu ihren berühmtesten Werken inspiriert haben. Im Vorfeld der Eigenproduktion zeigte sich auch stadtTheater-Direktorin Anita Ammersfeld sehr zufrieden mit der Entwicklung des Theaters und verwies auf weitere Auftragsarbeiten von Peter Turrini und Felix Mitterer.

“Unbekannten Mädchen, deren Körpern wir in Museen und Ausstellungen, auf Kunstauktionen und Plakatwänden begegnen, die sich für und vor dem Maler entblößt haben”, gibt Patzak nun einen Namen, eine Biografie und eine poetische, aber heutige Stimme. In die Rollen von neun Modellen – von Schieles “Wally” bis hin zu Andy Warhols Marilyn Monroe – schlüpfen Gerti Drassl, Eva Herzig und Maddalena Hirschal.

“Ich habe mich immer für Figuren interessiert, die die Geschichten auslösen”, so Patzak beim heutigen Pressegespräch. Die Malerei habe ihn ein Leben lang begleitet. Nun habe er anhand von kunstgeschichtlichen Koordinaten “losgelogen, bis die Fiktion so stark wurde, dass die Leute glauben, was ich schreibe”. Was die Rollenaufteilung betrifft, verkörpert jede der drei Frauen jede Figur, die sich aus dem Ich, einem Spiegelbild oder etwa einer Art Über-Ich zusammensetzt. “Ich vollziehe die Trennung der Seele nicht mathematisch”, so Patzak, der während des gesamten Stücks parallel mit Hilfe eines Films “eine zweite Wahrheit” auf einer Leinwand zeigen will. Zu sehen seien sowohl die jeweiligen Bilder als auch zeitgeschichtliche Visualisierungen der Atmosphäre.

Begeistert von Patzaks Arbeit sind Drassl, Herzig und Hirschal nach eigenem Bekunden vor allem vom Einfühlungsvermögen des Autors und Regisseurs. Er habe den oft als passiven Musen dargestellten Frauen eine starke, eigenständige Persönlichkeit verliehen, die durchaus mit dem Lebensgefühl von Frauen des 21. Jahrhunderts kompatibel sei. Es sei “kein einziges Opfer dabei, das nicht weiß, was mit ihm passiert”, so Drassl.

Bereits vor der Premiere schlägt Patzaks Projekt auch internationales Interesse entgegen. So seien bereits eine italienische und eine englische Fassung in Arbeit, auch eine literarische Publikation sei unter Umständen angedacht. “Das Stück ist weder zeitlich noch örtlich gebunden”, so Patzak, der sich vorstellen kann, mit dem Stück in verschiedenen Ländern zu gastieren.

Eine positive Bilanz für das Jahr 2007 und einen ambitionierten Blick auf 2008 und 2009 präsentierte am Rande der Pressekonferenz Anita Ammersfeld: Im zweiten Jahr seines Bestehens habe das stadtTheater Walfischgasse mehr als 34.000 Besucher an 200 Spieltagen erreicht, was gegenüber dem Jahr 2006 eine Steigerung um ein Drittel bedeute, so die Direktorin, die auf eine Auslastung von 78 Prozent im Kalenderjahr 2007 verwies. Besonders erfolgreich sei die Produktion “Ich, Hackl” gewesen, hier habe man bis dato über 8.000 Karten verkauft. Die Subvention für das Haus liege derzeit bei 200.000 Euro, die von der Stadt Wien kommen.

Umso mehr freue sie sich, dass Felix Mitterer mit “Der Patriot” ein Einpersonenstück über den Bombenbauer Franz Fuchs verfasst habe, das im November 2008 uraufgeführt werden soll. Über die Besetzung der Rolle habe man noch keine Entscheidung getroffen. Ebenso in Gesprächen ist man mit Peter Turrini, der für 2009 ein Stück schreiben soll. In Hinblick auf die EURO 2008 gastiert das Affront Theater Salzburg mit “Im Spielrausch”. Eine weitere Koproduktion, die jedoch nichts mit Fußball zu tun hat, ist Silke Hasslers “Qualifikationsspiel”, das an vier Tagen im April und Mai nach Wien kommt (Regie: Werner Schneyder, Neue Bühne Villach). Ein Wiedersehen gibt es auch mit Herman van Veen, der mit dem Programm “Unter 4 Augen” im vergangenen Juni für volles Haus gesorgt hatte.

“Akte – Im Schweigen vermählt” von Peter Patzak

Mit Gerti Drassl, Eva Herzig und Maddalena Hirschal.

Premiere: 18. Jänner, 20 Uhr, stadtTheater Walfischgasse.

Weitere Termine: 19. und 25. Jänner, 1., 7., 23., 28. und 29. Februar, 8. und 13. März.

1., Walfischgasse 4.

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