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Stadt Wien will Hitzegrenze, nicht Verbot für Fiaker

Dieses Fiakerpferd in Wien freut sich über einen kühlen Eimer Wasser. Die Stadt überlegt eine Hitzegrenze von 30 Grad für den Fiakerbetrieb.
Dieses Fiakerpferd in Wien freut sich über einen kühlen Eimer Wasser. Die Stadt überlegt eine Hitzegrenze von 30 Grad für den Fiakerbetrieb. ©APA/HERBERT NEUBAUER (Symbolfoto)
Am Dienstag zeigte sich die Stadt Wien über den jüngsten Vorstoß des Tierschutzministers Johannes Rauch (Grüne), über ein Verbot von Fiakern zumindest nachzudenken, überrascht.

Der Vorstoß des für Tierschutz zuständigen Ministers Johannes Rauch (Grüne), über ein Verbot von Fiakern zumindest nachzudenken, hat für Aufruhr gesorgt. Das Wiener Rathaus zeigte sich überrascht: Zwar gebe es schon länger Gespräche darüber, die Hitzegrenze für die Pferde auf 30 Grad herabzusetzen, dabei sei ein Verbot bisher nie Thema gewesen. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ist von der Idee wenig begeistert, die Wirtschaftskammer lädt als Reaktion zum Runden Tisch.

Die Stadt Wien will trotz des Minister-Vorschlags den Fokus weiter auf dem Thema Hitzefrei für Fiakerpferde halten. "Wir wollen uns wie bisher darauf konzentrieren, über die Hitzegrenze zu reden, der Vorschlag eines Verbotes war bisher in keinem der geführten Gespräche ein Thema", sagte Michaela Zlamal, Sprecherin des für Tierschutz zuständigen Stadtrats Jürgen Czernohorszky (SPÖ), am Dienstag der APA.

Wien will eine Hitzegrenze, nicht über einVerbot für Fiaker reden

Derzeit gilt die Regelung, dass die Fiakerpferde bei einer Außentemperatur von 35 Grad Celsius hitzefrei bekommen. Seit dem Vorjahr gibt es zwischen Land und Bund Gespräche, diese Grenze auf 30 Grad Celsius zu senken. Im Juni sollen wieder Gespräche dazu stattfinden. Minister Rauch erklärte nun am gestrigen Montag in einem Interview, dass er eine Debatte darüber begrüßen würde, ob Wien auf Fiaker insgesamt verzichten könnte. "Man sollte sich Gedanken darüber machen, nämlich wirklich aus Gründen des Tierschutzes, ob man ein Pferd diesem Stress aussetzen sollte", sagte er.

Bürgermeister Ludwig zeigte sich von der Idee, die Gefährte zu verbannen, wenig begeistert. "Ich persönlich würde es sehr bedauern, wenn es keine Fiaker mehr in Wien gibt, die gehören zum Stadtbild", sagte er am Rande einer Pressekonferenz. Sie seien nicht nur für Touristen, sondern auch für viele Wienerinnen und Wiener ein Symbol der Stadt.

Derzeit bekommen Fiakerpferde in Wien bei 35 Grad hitzefrei

Die Wirtschaftskammer sieht das ebenso. "In Venedig fährt auch nicht jeder Tourist mit einer Gondel. Dennoch erwarten alle Besucher, sie in den Kanälen zu sehen. Wien ohne Fiaker wäre wie Venedig ohne Gondeln", zog Markus Grießler, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, in einer Aussendung einen Vergleich. Seit mehr als 300 Jahren würden die Wiener Fiaker das Stadtbild zieren. Sie seien ein Bestandteil des erwarteten Wien-Erlebnisses und würden die Stadt attraktiver machen.

Die Kammer reagierte auf den Rauch-Vorschlag mit einem "Schulterschluss der Sparte Verkehr und Tourismus für Fortbestehen der Fiaker in Wien" und lädt zum Runden Tisch. "Die aktuellen Forderungen um ein Fiakerverbot lassen wissenschaftliche Fakten komplett außer Acht. Populistische Aussagen sind absolut fehl am Platz, wenn es um die Existenz einer ganzen Branche geht. Wir wollen daher einen Runden Tisch mit den politischen Vertretern und Experten organisieren", kündigte Spartenobmann Davor Sertic an.

Tierschutzvereine reagierten freudig auf Vorschlag Rauchs

Unisono unterstrichen Sertic und Grießler dazu weiters: "Wären die Fiaker nicht mehr zeitgemäß, würde es sie nicht mehr geben. Das ist ein Grundgesetz der Wirtschaft. Wir wollen einen faktenbasierten und offenen Austausch mit Experten und Politik. Das ist das Mindeste, wenn es um die Zukunft einer ganzen Branche geht."

Freudig reagierten indes die Tierschutzvereine auf den Vorschlag Rauchs. "Eine gesellschaftliche Debatte über die Zeitmäßigkeit der Fiaker ist wichtig", betonte etwa die Präsidentin von Tierschutz Austria, Madeleine Petrovic, in einer Aussendung. Sie plädierte außerdem für strengere Kontrollen des Fahrverbots an heißen Tagen, für das Herabsetzen der Hitzegrenze und überhaupt die generelle Verlegung der Fiaker-Strecken fern der Innenstadt.

Stadt Wien will Fokus auf das Thema Hitzefrei für Pferde halten

Der Bezirksvorsteher des ersten Bezirks, Markus Figl (ÖVP, begrüßt zumindest die Diskussion. "Als Bezirk liegt uns das Wohl der Tiere am Herzen und wir befürworten es, wenn tiergerechte Rahmenbedingungen für Fiakerpferde geschaffen werden", hielt er in einer der APA übermittelten Stellungnahme fest. Der Bezirk habe schon vor Jahren gemeinsam mit der Stadt mehrere Schattenstandplätze realisiert.

Ein weiteres offenes Thema seien die hohen Instandhaltungskosten der Straßenbeläge von mehreren Hunderttausend Euro, betonte er. "Seit Jahren spricht sich der Bezirk hier für den Einsatz von Kunststoffhufen als Lösung aus."

Regelung um Tierschutz nur durch Bundesgesetz möglich

Die Stadt will mit dem Bund jedenfalls weiter über die Hitzegrenze für Fiakerpferde reden. In einem, der APA übermittelten Statement erklärte das Stadtratsbüros, warum dazu überhaupt Gespräche auf dieser Ebene notwendig sind. "Insgesamt hat es in den letzten Monaten zum Thema 'Hitzefrei für Fiakerpferde ab 30 Grad' mehrere Gesprächsrunden auf Landesebene gegeben. Eine umfassende rechtliche Prüfung innerhalb der Stadt hat ergeben, dass ein Hitzefrei ab 30 Grad für Fiakerpferde nicht über ein Landesgesetz zu regeln ist", hieß es.

(APA/Red)

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