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"Staatsbetriebe" in der Krise

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Post und Telekom Austria waren die Paradebetriebe der ausgegliederten Staatsbetriebe. Jetzt stehen sie vor drastischen Sparmaßnahmen. Auch der öffentlich-rechtliche TV-Sender ORF muss deutlich einsparen. Die Rücklagen leiden durch Börsenverluste.

Der Montag war ein schwarzer Tag für die ehemals verstaatlichen Paradebetriebe Post und Telekom Austria. Nachdem der Vorstand der Post AG indirekt Pläne zum Abbau von 9.000 Mitarbeitern bestätigt hatte, kam von der Telekom Austria eine Gewinnwarnung. Zusätzlich wurde gegen die Stimmen der Belegschaftsvertreter der Abbau von 2.500 Jobs beschlossen. Auch auf den ORF kommt ein Jahresminus von rund 100 Millionen Euro zu.

Bei der Post AG hat die Politik bereits reagiert und einen Runden Tisch angekündigt. Termin dafür steht noch keiner fest, als wahrscheinlich gilt ein Treffen nach der Post-Aufsichtsratssitzung am kommenden Mittwoch. Auch SPÖ und ÖVP finden keine gemeinsame Linie. Während SPÖ-Chef und Verkehrsminister Werner Faymann der Post-Führung drohte, will sich der für die teilverstaatlichten Betriebe zuständige Finanzminister Wilhelm Molterer nicht in die Führung der Post einmischen. Ein Runder Tisch ist geplant.

Postgewerkschaft will aktiv werden

Auf jeden Fall aktiv werden will die Postgewerkschaft. Aber auch hier gibt es einen offenen Konflikt zwischen der “roten” FSG und der “schwarzen” FCG. Toben tun beide, nur die Christgewerkschafter gehen noch einen Schritt weiter. Sie haben heute ein Volksbegehren unter dem Titel “Stopp den Postraub” angekündigt. Ironischer Kommentar des FSC darauf: “Das ist ein Volksbegehren der ÖVP-Gewerkschafter gegen den eigenen Finanzminister. Eine Maßnahme, die wir gerne unterstützen, damit bestätigt die FCG die Zuständigkeit des Finanzminister in der Angelegenheit.”

Gewinnwarnung der Telekom Austria

Wenige Stunden später platzte dann die Gewinnwarnung der Telekom Austria herein. Gut drei Stunden nach Ende der Aufsichtsratssitzung gab der Konzern ad hoc bekannt, dass das Betriebsergebnis 2008 um 85 Prozent sinkt und ein “geringenr” Nettoverlust erwartet werde. Zum Halbjahr war die Telekom noch von einem stabilen EBIT und einem um 12 Prozent niedrigerem Jahreseregebnis ausgegangen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wird um 30 Prozent tiefer erwartet. (Telekom-Schätzung zuletzt: plus 3 Prozent).

2.500 Mitarbeiter werden abgebaut

Weiters bestätigte die Telekom, dass in den nächsten Jahren 2.500 Mitarbeiter abgebaut werden müssen, davon 1.250 bis Ende 2009. Für diese nicht mehr benötigten Mitarbeiter werden Rückstellungen von 630 Mio. Euro vorgenommen. Auf die Dividende haben die Maßnahmen laut Telekom keinen Einfluss, die Aktionäre dürfen sich weiter über 0,75 Euro je Aktie für das Geschäftsjahr 2008 freuen.

Erlöse entsprechen Erwartungen

Die von der Telekom präsentierten voraussichtlichen Zahlen für die ersten neun Monate des heurigen Geschäftsjahres entsprechen den von Analysten erwarteten Werten. So wird der Umsatzerlös um 6,4 Prozent auf 3,864 Mrd. Euro zulegen (Analystenschätzung: plus 6,3 Prozent), das EBITDA werde um 3 Prozent auf 1,508 Mrd. Euro ansteigen (Analysten: plus 2,1 Prozent). Keine Angaben wurden zum Betriebsergebnis gemacht. Marktbeobachter erwarten ein Minus von 5,2 Prozent auf 633 Mio. Euro.

ORF im Minus

Auch das “Staatsfernsehen” ORF kämpft mit schlechten Ergebnissen. 375 Millionen Euro kosten die 4.500 Mitarbeiter pro Jahr; zusammen mit Werbeausfällen durch Seherschwund läuft das auf ein Minus von rund 100 Millionen Euro mit Jahresende hinaus. Es muss gespart werden. Wo, das ist noch streng geheim. 400 Millionen Euro an Rücklagen soll der ORF gebildet haben – doch die liegen dem Vernehmen nach zum Großteil an der Börse veranlagt, und dort sind sie den Kursschwankungen ausgesetzt.

Der Pressesprecher des ORF sprach Medien gegenüber von einem Sparziel von 50 Millionen Euro im kommenden Jahr.

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