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Sportfreunde Stiller: "Kein großes Blabla"

Nein, Fußbälle wollen sie nicht mehr signieren, die Sportfreunde Stiller - Journalisten mit derartigem Begehr werden beim Promotag in Wien freundlich abgewimmelt. Video

„Wir hatten bei jedem Interview im letzten Jahr einen Fußball dabei“, stöhnen die Sportfreunde im Gespräch mit der APA. Die WM-Euphorie ist abgeklungen, die Sportfreunde-Fans hingegen können sich freuen: Am 3. August erscheint das vierte Album der Bayern, „La Bum“ (Universal Music).

Die Sportfreunde Stiller waren zwar – wohl nicht zuletzt wegen ihres Namens und des Fußballsongs “54, 74, 90, 2006“ (bzw. nach dem Ausscheiden Deutschlands “…2010“) – ein nicht kleiner Teil jener WM-Euphorie, die Deutschland 2006 erfasst hat, und spielten vor einer Million Fans auf der Fanmeile. Doch „das Gute war, dass dieser Fußballwahnsinn mit Ende der WM beendet war. Es ist überhaupt nicht mehr im Raum gestanden, eine Tour zu spielen oder sich länger mit dem Thema zu beschäftigen“, findet die Band.

Dementsprechend zögerlich auch die Meinung der „Sportis“ zum möglichen EM-Song für die EURO 2008: „Man hat uns gesagt, dass man das umtexten könnte“, sagte Flo. Dann würde es – mit den EM-Siegen Deutschlands statt den WM-Siegen im Titel – “72, 80, 96, 2008“ heißen. Doch „von uns wird nichts kommen“, beruhigen die Sportis jene, die schon mehr als genug von Fußballsongs haben. Auf „La Bum“ gibt es dahingehend eine willkommene Innovation: Erstmals spielt Sport in den Songs keine Rolle mehr.

Lieber als über Fußball reden sie da schon über das neue Album – und dessen Titel. „Wir hatten tatsächlich die Assoziation ’La Boum’“, den französischen Film mit Sophie Marceau in der Hauptrolle. „Wir wollten es eigentlich ’La Bum – Die Fette Scheibe’ nennen. Allerdings: Wenn man die zwei ersten Buchstaben umdreht, heißt es ’Album’“ (was auch so mancher Pop-Redakteur schon übereifrig „korrigiert“ habe), schildert Sänger Peter. „Du siehst, wir haben ordentlich nachgedacht und uns etwas einfallen lassen“, lacht der Frontmann. „Davor hatten wir 100 Vorschläge für einen Albumtitel, doch die fanden wir alle hochtrabend und besserwisserisch.“

Dass die Sportfreunde traditionell im überintellektuell-verschwurbelten deutschen Gitarrenpopband-Segment mit seinen oft supergescheiten Texten die Rolle der als oberflächlich verschrieenen Spaßmacher innehaben, stört sie nicht. „Wir finden es sehr schön, wenn die Leute bei unserer Musik Spaß haben und davon mit positiver Energie aufgeladen werden“, sagt Bassist Rüdiger. „Für mich hat das nichts mit Oberflächlichkeit zu tun, wenn man Dinge klar ausdrückt. Da steckt eine bestimmte Ästhetik dahinter. Man kann auch großes Blabla um kleine Themen machen. Wir machen halt kein großes Blabla.“ Obwohl sie die frei interpretierbaren Texte bei anderen Bands schätzen, sind die Sportfreunde „Freunde der klaren Worte. Man verwechselt Intellektualität oftmals mit Verpackung, exzessivem Gebrauch von Fremdwörtern und Verklausulierung.“

Musikalisch kokettieren die Sportfreunde auch auf dem neuen Album noch immer mit einem Amateurstatus, den man nach mehr als zehn Jahren Musikschaffen eigentlich schon längst abgelegt haben dürfte. „Am Anfang war das keine Koketterei, sondern die bittere Wahrheit. Aber es ist klar, dass man mit der Zeit seine Instrumente lernt. Wir sind keine Anfänger mehr, aber auch keine professionellen Musiker“, sagt Rüdiger. Um dann – zum Jubel seiner Bandkollegen – auszusprechen, was ihm Sänger Peter währenddessen ins Ohr geflüstert hat: „Wir haben unseren Beruf zum Hobby gemacht.“

Im Studio jedenfalls sind sie immer noch jene Band, die mit ihrem Charme des Ungeschickten und Naiv-Romantischen die Fans begeistert hat. „Wir spielen viel ein und löschen dann wieder alles, weil es so Scheiße ist“, lacht Peter. „Wir spielen es dann noch ein paar Mal und nach einer Zeit können wir die Lieder auch. Dann irgendwann passt es, nachdem es andere für uns eingespielt haben“, feixt der Sänger, der auf „La Bum“ erstmals ein Gitarrensolo spielt: „Ein wunderbares Solo, es erstreckt sich über mehrere Töne, circa sieben, die ich auf verschiedenen Saiten angeschlagen habe. Das ist für mich der größte Erfolg dieser Platte überhaupt.“

Auf der ersten Single „Alles Roger!“ (ab 20. Juli im Handel) singen die Münchner „Habe die Ehre/Liebe Sprachbarriere/Oft und gerne/Kommst du mir in die Quere“. Verstehen sich die Bayern mit den Österreichern eigentlich besser als mit den Norddeutschen? „Wir spüren schon eine gewisse Verbundenheit zu Österreich und seinen Einwohnern“, sagt Peter. „Zumal wir hier auf einem Festival zum ersten Mal Autogramme geben durften. Ein großer Augenblick in Gmünd.“

(Sportfreunde Stiller live in Österreich: 2. 8. Lake Festival am Pirkdorfer See, 3. 8. Szene Open Air in Lustenau, 26. 8. Burg Clam, 11. 11. Posthof in Linz, 12. 11. Helmut List Halle, Graz, 13. 11. Dogana Innsbruck, 15. 11. Gasometer Wien. www.sportfreunde-stiller.de)

www.szeneopenair.at

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