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Sporen im Weltall: Darkspore

Held aus dem Baukasten in dröger Leere: Darkspore.
Held aus dem Baukasten in dröger Leere: Darkspore. ©Waibel
Ich erinnere mich noch gut an die Zeit vor Spore: Geschaffen von Maxis, sollte es das Gamegenre mit einem total innovativen Spielprinzip revolutionieren. Heraus kam leider nur ein mäßig spannendes Aufbaugame mit witzigen Ideen. Da die Engine aber nicht vollkommen daneben geraten war, entschied man sich bei EA wohl zu einem Recycling und einem Neustart der Spore-Idee: Darkspore war geboren.
Darkspore

So gut die Idee, so mäßig leider auch hier die Umsetzung. Und es beschleicht einen während des Zockens das unbestimmte Gefühl, dass ein wenig mehr Feinschliff aus Darkspore ein richtig nettes Game gemacht hätte. Kein Spitzentitel, aber ein richtig spaßiges Action-Rollenspiel. So bleibt auch hier leider ein Stück Software nicht nur hinter den hoch geschürten Erwartungen, sondern auch hinter seinen Möglichkeiten zurück.

Mit den Sims hat EA ja die Lizenz zum Gelddrucken. So lag die Idee nahe, auch Spore weiter auszubauen. Während das Grundspiel aber auf Aufbau setzt, und eine Evolutionssimulation ist, so spielt sich Darkspore eher wie ein Diablo für Arme. Obwohl die Idee mit dem Helden aus dem Baukasten eine coole ist. Ein paar Stacheln aus den Schultern? Kein Problem. Und überhaupt – wer sagt schon dass der durchschnittliche Held aussehen muss wie Siegfried aus der Nibelungensage? Hier kann der Mittelpunkt des Geschehens auch ein potthässlicher Schleimbatzen sein. Zusammengebastelt aus dem, was Gegner so an Gliedmaßen fallen lassen. Insgesamt kann man im Verlauf des Spiels 100 spielbare Charaktere freispielen, welche sich dann im bekannten Baukastenmenü aufmotzen lassen wie ein Rennwagen bei Need for Speed. Die dazu benötigte DNA lassen Feinde fallen, nebst Heilkügelchen. Soweit so innovativ. Aber es reicht eben nicht, ein ungewöhnliches Grundgerüst zu bieten, das ganze sollte, um ansprechend und motivierend zu sein, auch mit Leben gefüllt werden. Dazu hatten die Entwickler dann wohl offenbar keine Zeit mehr.

Auf den verschiedenen Gestirnen kloppt man sich in öden Schlauchlevels durch Horden von Gegnern – der Mausfinger bekommt jede Menge zu tun. Wobei auch das Balancing wohl dem Zeitdruck zum Opfer gefallen sein dürfte: Während sich zu Beginn des Spiels ganze Armeen von Gegnern mit der Standardattacke mit einem gelangweilten Gähnen ins Jenseits befördern lassen, haben selbst Profis im späteren Spielverlauf mit den unzähligen Spezialattacken Mühe, selbst kleine Gegnertrupps niederzuringen. Weniger frustresistente Gamer werden genervt in die Maus beißen. Insbesondere die Bosse am Ende der jeweiligen Abschnitte sind eine Kategorie für sich. Dabei unterscheiden sich die unterschiedlichen Schauplätze oft nur durch Farben oder Ausleuchtung. Weltall halt. Nebenquests oder ausufernde Dialoge mit NPCs sucht man derweil umsonst. So ist Darkspore auch kein Actionrollenspiel wie Diablo (man verzeihe mir den Vergleich), sondern auch nur ein Actionspiel auf Basis des Spore-Prinzips. Eher noch findet man in Darkspore Parallelen zu Need for Speed. Der gespielte Held hat eher was von einem zu tunenden Rennwagen, als von einem Heroen, mit dem man sich identifiziert. 

Nach 24 Abschnitten wäre das Spiel schon einmal durchgespielt, wahlweise Solo oder besser im Koop. Danach orientiert sich der Titel wohl frevelhafterweise einmal mehr an Diablo: Auf einem höheren Schwierigkeitsgrad darf noch einmal 24 Levels lang gemetzelt und genervt in die Maus gebissen werden. Online spielt Darkspore jedenfalls schon eher seine Stärken aus: Kooperativ oder gleich gegeneinander steht zur Wahl. Wobei Koop relativ zu sehen ist – denn Egoisten werden belohnt – und deren soll es ja viele geben heutzutage. Denn der an der vordersten Front kämpfende Nahkämpfer, der den Loot als erster erreicht, sackt ein, der Rest der Truppe geht leer aus. Handeln ist nicht möglich, so wird hier einmal mehr Ellbogentaktik und Egoismus belohnt. Pädagogisch sehr wertvoll. Was das allerdings noch mit Koop zu tun hat, verschließt sich meinem Verständnis.

Frustrierte Naturen toben sich dann eben im PVP Bereich aus. Dieser wurde auch lieblos zusammengeschustert: Der Server stellt die Opponenten zusammen, auf Erfahrung oder Skills der Helden wird dabei aber nicht Bedacht genommen. So kommt es nicht selten vor, dass weniger erfahrene Gamer von Pro´s abgefarmt werden. Motivation sieht anders aus.

Fazit:

Und wieder einmal ein Titel, der unter dem Motto: Es hätte so schön werden können, in der Bedeutungslosigkeit versackt. Mit etwas mehr Seele hätte Darkspore ein spaßiges Actionrollenspiel werden können, allerdings weit unter der Größe eines Diablo. Doch der DNA Bastelkram ist eine lustige Grundidee, und Maxis stand ja bisher immer auch für Innovation. Allerdings ist das, was letztlich nach einer kurzfristigen Nochmal-Verschiebung dann letztlich in der Ladentheke gelandet ist, ein klarer Fall für den Grabbeltisch. Öde, uninspirierte Dauermetzelei, zudem noch grenzwertig ausbalanciert, ohne Sinn und Verstand. Da gibt es wohl interessantere Software, mit der ich meine Lebenszeit vergeuden möchte.

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