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Spektakulärer Agentenaustausch in Wien?

Mit einem Agentenaustausch wie im Kalten Krieg will der Kreml laut Moskauer Medien mehrere mutmaßliche russische Spione freibekommen, die vor kurzem in den USA festgenommen wurden.
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Den österreichischen Behörden ist ein angeblicher Agentenaustausch zwischen den USA und Russland in oder via Wien nach offizieller Auskunft des Innen- und Außenministeriums aber nur in Form von Medienspekulationen bekannt. “Für uns ist das auch nur ein Gerücht aus Redaktionen”, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Rudolf Gollia, der APA auf Anfrage. Bisher gebe es keine Erkenntnisse dazu. Das Außenamt sah sich nach ersten Berichten am gestrigen Mittwoch mit weiteren Anfragen österreichischer und ausländischer – etwa russischer – Medien konfrontiert, wie dessen Sprecher Peter Launsky-Tieffenthal sagte.

Auf die Frage, ob ein Agentenaustausch in Wien von den österreichischen Behörden unbemerkt über die Bühne gehen könnte, erklärte Gollia: “Zu einem fiktiven Vorgang kann ich nichts sagen.” Sollte Wien lediglich als Transitland für den Agentenaustausch dienen, so “hängt das von den Umständen ab”, ob dies unbemerkt bleiben könnte.

In Moskau riegelten unterdessen Sondereinsatzkräfte der Polizei am Donnerstag die Umgebung eines Gefängnisses ab, in dem verurteilte Westspione inhaftiert sein sollen. Gepanzerte Wagen trafen an dem Gelände ein.

Den Agentenaustausch bereiten die USA und Russland nach Angaben einer russischen Anwältin rund um den mutmaßlichen russischen Spionagering, der in den USA jüngst aufgeflogenen ist, vor. Für die Freilassung der Festgenommenen fordern die USA offenbar unter anderem die Übergabe des in Russland inhaftierten Waffenexperten Igor Sutjagin, wie dessen Anwältin Anna Stawitskaja am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Moskau sagte. Der Bruder des Waffenexperten, Dmitri Sutjagin, fügte hinzu, Igor Sutjagin solle im Rahmen des Deals über Wien nach London gebracht werden. Sutjagin war 2004 zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil er Geheimunterlagen über eine CIA-Tarnfirma in Großbritannien an die USA weitergegeben haben soll. Sutjagin bestreitet bis heute seine Schuld.

Zuvor am Donnerstag wurden im Zusammenhang mit dem möglichen Agentenaustausch weitere Namen genannt. Sutjagin, dessen Anwältin als Erste von angeblich laufenden Verhandlungen zwischen den USA und Russland gesprochen hatte, werde von mindestens zwei Doppelagenten begleitet, berichtete die russische Zeitung “Kommersant” unter Berufung auf russische Behördenkreise. Sie sollen mit weiteren in Russland verurteilten Spionen gegen die zehn mutmaßlichen russischen Agenten ausgetauscht werden, die vergangene Woche in den USA festgenommen worden waren.

Nach Angaben von “Kommersant” wird ein Austausch von Sutjagin und den beiden russischen Ex-Geheimdienstmitarbeitern Alexander Sypatschow und Alexander Saporojski vorbereitet. Sie sollen mit dem US-Geheimdienst CIA zusammengearbeitet haben und sitzen dafür in Russland mehrjährige Haftstrafen ab. Zudem solle der frühere Oberst des russischen Militärnachrichtendienstes GRU, Sergej Skripal, in die USA gebracht werden, sagte der Menschenrechtler Ernst Tscherny dem Blatt. Der Zeitung zufolge könnte der Austausch noch am Donnerstag erfolgen. Weder die USA noch Russland wollten die laufenden Verhandlungen bisher bestätigen.

Die in den USA Festgenommenen sollen einem mutmaßlichen elfköpfigen Ring von Geheimagenten angehören, der seit den 90er Jahren für den Kreml in den USA gewesen sein soll. Sie wurden inzwischen formell angeklagt. Nach Informationen der “New York Times” strebt die US-Regierung eine rasche Verurteilung und anschließende Abschiebung der mutmaßlichen Agenten an, um die Beziehungen zu Russland nicht zu sehr zu belasten. (

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