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Spektakuläre Eröffnung der Spiele

Mit einem gigantischen Feuerwerk und einer Darstellung von Szenen aus 5.000 Jahren chinesischer Geschichte sind am Freitag die Olympischen Spiele in Peking eröffnet worden.

Mit der pompösen Veranstaltung vor den Augen von 80 Staats- und Regierungschefs, unter ihnen US-Präsident George W. Bush, der russische Ministerpräsident Wladimir Putin und der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy, wollte sich China als modernes Land präsentieren und auch einen Schlussstrich unter monatelange Streitigkeiten über Menschenrechte und Tibet ziehen. Präsident Hu Jintao rief zur Zusammenarbeit und Aussöhnung auf.

Präsident Hu Jintao gab mit der traditionellen Formel “Ich erkläre die Olympischen Spiele von Peking zur Feier der XXIX. Olympiade neuer Zeitrechnung für eröffnet” um 17.36 Uhr MESZ das Startsignal für das größte Sportereignis der Welt. Zuvor sagte IOC-Präsident Jacques Rogge, China habe lange davon geträumt, seine Tore für die Sportler der Welt zu öffnen. “Heute wird dieser Traum Wirklichkeit”, sagte Rogge. Er rief die Sportler auf, Vorbilder für die Jugend zu sein und auf Doping zu verzichten. Tischtennis-Spielerin Zhang Yining sprach als Athletenvertreterin den Olympischen Eid, anschließend entzündete der frühere Turner Li Ning, dreifacher Olympiasieger, das Olympische Feuer. An Seilen hängend, schwebte Li auf seiner langen Runde über den Zuschauerrängen um das Stadionoval zur Feuerschale. Bis zum 24. August kämpft die Rekordzahl von 10.500 Athleten aus 204 Nationen um Olympische Medaillen in 28 Sportarten.

Filmregisseur Zhang Yimou, dessen Werke lange verboten waren, hatte die mehrstündige Eröffnungsfeier in Szene gesetzt. 15.000 Teilnehmer sorgten für teils verblüffende Effekte, 30.000 Feuerwerkskörper tauchten den abendlichen Himmel der Millionenmetropole in rotes, grünes und blaues Licht. Den feierlichen Auftakt der Spiele verfolgten im “Vogelnest” genannten Olympiastadion etwa 91.000 Menschen. Die Behörden öffneten den Platz des Himmlischen Friedens, damit die Bevölkerung das Feuerwerk verfolgen konnte. Dort hatten Soldaten vor 19 Jahren Studentenproteste für mehr Demokratie gewaltsam unterdrückt.

Mehr als eine Milliarde Sportfans sahen die Eröffnungsfeier, für die China 100 Millionen Dollar (66,3 Mio. Euro) aufgewendet hatte, im TV. Das waren doppelt so viele wie zur Eröffnung der Spiele 2004 in Athen. Das bevölkerungsreichste Land der Erde investierte insgesamt 43 Milliarden Dollar in das sportliche Großereignis. Sieben Millionen Eintrittskarten wurden verkauft, was volle Sportstätten garantiert.

Österreichs Aufgebot zog als 181. Mannschaft ins Stadion ein – Brunei war von den Spielen ausgeschlossen worden, weil auf die rechtzeitige Nennung der Sportler vergessen worden war. Doppel-Olympiasieger Hans Peter Steinacher trug die rot-weiß-rote Fahne. “Unbeschreibliche Emotionen sind frei geworden. Das ganze Team war aufgeregt und wir hatten bis zum Schluss wirklich jede Menge Spaß. Diese Energie nehme ich jetzt in den Wettkampf mit”, sagte der Salzburger Tornado-Segler.

Steinacher hatte zuvor Hunderte sms bekommen. “Da stand drinnen, was ich alles machen soll beim Einmarsch und wen ich grüßen soll und wie viele Pirouetten und Axel ich drehen soll”, erklärte Steinacher. “Ich kann nur allen sagen, sie sind in meinen Gedanken alle bei mir. Und die 20 Sekunden, die wir im Bild sind, oder die 30, können alle mit Stolz aufstehen und sagen: Wir Österreicher kämpfen hier um die Medaillen.”

Bei einem “Briefing” vor der Feier hatte Steinacher Fahnenträger anderer Länder getroffen, u.a. den Schweizer Roger Federer und den deutschen Basketballer Dirk Nowitzki. “Das passiert einem im normalen Sportlerleben nicht. Das wäre ein anständiges VIP-Zelt”, sagte der Zeller. Er flog Samstag früh nach Qingdao zurück, am Nachmittag wird wieder trainiert. Sein Tornado-Steuermann Roman Hagara hatte den Freitag am Austragungsort der Segelbewerbe zum Relaxen genützt.

Gastgeber China, der mit 653 Aktiven das größte Aufgebot stellt, zog als Letzter ins Stadion ein und wurde vom Basketball-Star Yao Ming angeführt. Er wurde begleitet von einem neunjährigen Buben, der nach dem Erdbeben im Mai mit 90.000 Todesopfern aus den Trümmern eines Hauses gerettet worden war. Das US-Team hatte dagegen den 1991 vor dem Bürgerkrieg im Sudan geflohenen Lopez Lomong dafür ausgewählt und damit ein Zeichen gesetzt: China ist ein enger Verbündeter des Sudan. Aus Protest gegen diese Bindungen hatte US-Filmregisseur Steven Spielberg Anfang des Jahres sein Amt als Berater für die Eröffnungsfeier niedergelegt.

Die Mannschaften aus Taiwan und Hongkong waren von den chinsischen Zuschauern mit besonderem Beifall begrüßt worden. Beim Einzug des taiwanesischen Teams klatschte auch Staatspräsident Hu. China erhebt Anspruch auf die demokratische Inselrepublik, die bei den Spielen als “Chinese Taipeh” antritt.

Chinas Präsident Hu plädierte unmittelbar vor der Eröffnung der Olympischen Spiele für weltweite Zusammenarbeit. “Die Welt hat niemals so viel gegenseitiges Verständnis, Toleranz und Zusammenarbeit gebraucht wie heute.” Der Beginn der Spiele sei ein lange ersehnter historischer Moment, sagte Hu bei einem Essen für Staatsgäste. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief kriegführende Nationen der Olympischen Tradition gemäß zum Waffenstillstand auf.

Zum Schutz der Spiele bietet China 100.000 Sicherheitskräfte auf, die Anschläge aber auch Protestaktionen von Oppositionellen verhindern sollen. Viele Dissidenten wurden unter Hausarrest gestellt oder für die Dauer der Olympischen Spiele in weit entfernte Provinzen gebracht, wie Menschenrechtsgruppen berichteten. “Ich kann mein Haus verlassen, aber ich muss im Polizeiauto mit Dauerbewachung fahren”, berichtete der oppositionelle Schriftsteller Yu Jie. “Es ist absurd, denn ich interessiere mich nicht für die Spiele und sehe sie nicht einmal im Fernsehen.”

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, dessen Besuch der Eröffnungsfeier von Bürgerrechtlern kritisiert worden war, hatte eine Liste mit Namen inhaftierter chinesischer Dissidenten im Gepäck. Sarkozy übergab die Liste einem Sprecher zufolge auch im Namen der EU, deren Ratsvorsitzender er derzeit ist.

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