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Spaß bei Schwulen-Rodeos

Im Gegensatz zu den Helden aus dem preisgekrönten Drama "Brokeback Mountain" sind schwule Cowboys in der Wirklichkeit gar nicht so schwermütig.

Vielmehr amüsieren sie sich bei Schwulen-Rodeos, bei denen sie auf wilden Stiere reiten und Kälber mit bloßen Händen fangen. In den USA und Kanada gibt es in diesem Jahr 20 solcher Schwulen-Rodeos, zu denen auch lesbische Cowgirls gerne kommen.

„Wir lieben das Westernleben, aber wir wollen nicht diskriminiert werden, weil wir homosexuell sind“, sagt Alan Stark beim Schwulen-Rodeo von Chandler in der Wüste von Arizona. Der 43-jährige Eisenbahnangestellte aus Florida fährt mehrmals im Jahr zu Schwulen-Rodeos.

Die Bewegung der schwulen Rodeoliebhaber ist seit ihren Anfängen Mitte der siebziger Jahre so gewachsen, dass sie sich in der Internationalen Vereinigung für schwules Rodeo (IGRA) organisierte. Der IGRA gehören inzwischen mehr als 1.000 Mitglieder aus allen Teilen der USA und aus verschiedensten sozialen Schichten an. Den Traum vom Cowboy-Leben haben schwule Bauarbeiter offenbar genauso wie homosexuelle Ärzte und Feuerwehrmänner.

Bei ihrem Programm orientieren sich die Schwulen-Rodeos an herkömmlichen Rodeos. Aber es gibt kleine Unterschiede, die die Wettkämpfe zu einem besonderen Spektakel machen. So müssen die Teilnehmer eine Ziege nicht nur mit der bloßen Hand fangen, sondern ihr auch noch einen Slip über das Hinterteil streifen. Den Kälbern werden nach ihrem Einfangen Bänder an den Schwanz gebunden. Und dann gibt es noch das Drag-Queen-Rodeo: Transvestiten-Cowboys müssen auf einem bockenden Stier reiten, ohne herunter zu fallen. Dabei stellt sich die Frage: „Trage ich die Perücke unter oder über dem Sturzhelm“, scherzt einer der Teilnehmer.

Von dem Film „Brokeback Mountain“, der die Geschichte einer Liebe zwischen zwei Männern im amerikanischen Westen in den sechziger und siebziger Jahren erzählt, erhoffen sich die echten schwulen Cowboys den Abbau von Vorurteilen. „Diesen Film würde ich gerne meinen Eltern zeigen. Er hat bei mir viele Erinnerungen wach gerufen“, erzählt Jason aus Arizona. Auch bei Alan Stark hat der Film von Regisseur Ang Lee, der am Montag mit zwei Golden Globes ausgezeichnet wurde, Erinnerungen geweckt: „Ich bin in dem konservativen Staat Oklahoma aufgewachsen und als mir klar wurde, dass ich homosexuell bin, musste ich sehr vorsichtig sein und mich verstecken.“

Der Pressesprecher der Rodeo-Veranstaltung in Chandler, Kurt McGregor, erzählt, wie in Brokeback Mountain hätten tatsächlich einige seiner schwulen Bekannten wegen des gesellschaftlichen Drucks geheiratet und Kinder gekriegt. Ed Morgan hat Lees Drama besonders berührt. „Ich war so ergriffen von dem Film, dass ich eine Woche lang geheult habe“, erzählt der 39-Jährige, der auch in seiner Heimatstadt San Francisco in Cowboy-Klamotten herumläuft. Seit der Schwulen-Western in den US-Kinos läuft, ist das allerdings nichts Besonderes mehr. „Jetzt rufen die Kinder, wenn sie micht auf der Straße sehen: Ah, Brokeback Mountain!“, sagt Ed.

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