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Spanien: Sprengstoff identisch

Die auf einer Zugstrecke in Spanien entdeckte Bombe ist mit dem gleichen Sprengstoff hergestellt worden, der bei den Terroranschlägen von Madrid verwendet wurde.

Das bestätigte der spanische Innenminister Angel Acebes am Samstag. Die diensthabende Richterin am Nationalen Gerichtshof, Teresa Palacio, hatte zuvor erklärt, bisher gebe es weder Hinweise auf eine Urheberschaft der baskischen Untergrundorganisation ETA noch auf das Terrornetzwerk El Kaida. Einen Tag nach dem Fund der Zwölf-Kilo-Bombe an den Gleisen zwischen Madrid und Sevilla nahm die Bahn am Samstag ihren Dienst auf der Strecke wieder auf.

Möglicherweise sei auch der Zünder vom selben Typ wie in Madrid. Derartige Zünder würden häufig im Bergbau verwendet, sagte Acebes. Über einen Zusammenhang mit den Madrid-Anschlägen wollte er sich nicht äußern: „Schlussfolgerungen über die Verantwortlichkeiten wären sehr voreilig.“ Ein Mitarbeiter der spanischen Bahngesellschaft RENFE hatte am Freitag ein Paket mit etwa zehn Kilogramm des Sprengstoffs an der Hochgeschwindigkeitsstrecke gefunden und damit ein möglicherweise folgenschweres Attentat vereitelt.

Einen Tag nach dem Fund der Bombe an den Gleisen zwischen Madrid und Sevilla hat die Bahn ihren Dienst auf der Strecke wieder aufgenommen. Die Bahngesellschaft RENFE erklärte, sie wolle elf zusätzliche Hochgeschwindigkeitszüge einsetzen, um die Verspätungen vom Vortag aufzuholen.

Acebes kündigte ein neues Sicherheitssystem für das gesamte Eisenbahnnetz an. Dabei kämen Hubschrauber, geländegängige Fahrzeuge und Panzerwagen der spanischen Armee zum Einsatz, sagte er. Die Täter seien möglicherweise von Sicherheitsbeamten vertrieben worden, als sie die Bombe legten.

Eine Extremistengruppe aus dem Umfeld des Terrornetzwerks El Kaida hat Spanien in einem Drohbrief ultimativ zum Abzug seiner Truppen aus Irak und Afghanistan aufgefordert und Anschläge auf Bürger und Einrichtungen des Landes in Nordafrika angekündigt. Das Schreiben sei am 28. März auf dem Postweg bei der spanischen Botschaft in Kairo eingegangen und trage den Absender „Abu-Hafs-Brigaden/El Kaida“, berichteten mehrere spanische Zeitungen am Samstag. Ein spanischer Diplomat in Kairo wollte den Namen der Gruppe nicht bestätigen. Ermittlungen der ägyptischen Polizei hätten ergeben, dass die Unterschrift und die Adresse auf dem Brief falsch seien.

Den Presseberichten zufolge hieß es in dem Brief, sollte Spanien nicht innerhalb von vier Wochen seine Truppen abziehen, könnten „Mitglieder diplomatischer Gesandtschaften, ihre Eltern und Mitarbeiter“ Ziel von Anschlägen werden. „Die Autobomben stehen bereit“, hieß es demnach. Nach Informationen der Zeitung „El Paós“ wurden inzwischen die Sicherheitsvorkehrungen um spanische Einrichtungen in Marokko, Ägypten und drei weiteren arabischen Ländern verschärft. Die Abu-Hafs-Brigaden hatten sich auch zu den Anschlägen von Madrid bekannt.

Spanien bedauerte am Freitag vor dem Weltsicherheitsrat, nach den Anschlägen von Madrid zunächst die ETA für die Bluttat verantwortlich gemacht zu haben. Die Hinweise deuteten nun auf „radikale islamische Elemente“ als Urheber der Anschläge. Nur Stunden nach den Explosionen hatte der 15 Mitglieder zählende Weltsicherheitsrat, zu dem derzeit auch Spanien gehört, auf Drängen Madrids die Bluttaten in einer einstimmig verabschiedeten Resolution verurteilt und darin ausdrücklich eine Urheberschaft der ETA erwähnt.

Der Bombenfund löste in Spanien Angst vor neue Anschlägen aus. Am 11. März waren in vier Pendlerzügen in Madrid zehn Bomben explodiert und hatten 191 Menschen getötet und 1.800 weitere verletzt. Die Täter sollen nach den bisherigen Ermittlungen einer marokkanischen Extremistengruppe mit Verbindungen zu El Kaida angehören. Untersuchungsrichter Juan del Olmo erließ unterdessen Haftbefehl gegen einen 15. Verdächtigen, einen Marokkaner. Vier Verdächtige kamen am Freitag frei.

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