In den Bars an der Plaza Mayor wird Russisch gesprochen, an der Plaza de Castilla zankt eine Frau auf Arabisch mit ihrem Kind, und von den unzähligen lärmenden Baustellen dringt lateinamerikanisch gefärbtes Spanisch an die Ohren der Passanten. Wer heute durch Madrid geht, fühlt sich an babylonische Sprachverwirrung erinnert. Die spanische Hauptstadt ist ein Musterbeispiel des Trends, der in ganz Europa zunehmend Besorgnis auslöst: Der anschwellende Strom von Menschen aus dem Ausland. Viele kommen und bleiben illegal in der Hoffnung auf Arbeit und Brot.
In Spanien sind die Extranjeros (Ausländer) und besonders die Immigranten sin papeles (ohne Papiere) ein heißes Thema, das in der Hitzeperiode dieses Sommers die innenpolitische Polemik noch weiter schürt. Eine Sprecherin der konservativen Oppositionspartei Partido Popular warf dem staatlichen Statistikamt vor, Bevölkerungsdaten zu manipulieren, um das Gesamtbild zu schönen. Es besteht ein Interesse daran, zu verheimlichen, was alle wissen: dass es 1,6 Millionen Illegale gibt. Die Behörde hat nur 1,01 Millionen angeführt.
Nach den vorläufigen Zahlen der jüngsten Volkszählung vom 1. Jänner sind 3,88 der 44,4 Millionen Bewohner Spaniens oder 8,7 Prozent Ausländer. Das erscheint nicht viel. In den letzten Jahren ist ihre Zahl jedoch, wie auch im Vorjahr, um rund 650.000 gestiegen. Während die gesamte Bevölkerung im Vergleich zum Vorjahr nur um 0,65 Prozent zunahm, betrug die Steigerungsrate bei Ausländern 4,13 Prozent. Die täglichen Nachrichten über die Ankunft illegaler Einwanderer aus Afrika an Spaniens Küsten verstärkt die Unruhe.
Besonders die Hauptstadt Madrid wirkt wie ein©Magnet. Jeder Siebente der 3,2 Millionen Einwohner ist Ausländer. In den vergangenen 20 Jahren ist ihre Zahl von rund 32.000 auf nunmehr 507.000 angeschwollen. Das sah hier einmal ganz anders aus, brummt der Taxifahrer, der seine Gäste nach einem Bummel und Restaurantbesuch in der Altstadt heimfährt. Im Kern Madrids wimmelt es geradezu von Ausländern, dort stellen sie 34 Prozent. Die Rückeroberung des historischen Zentrums, schrieb die Zeitung El Pais.
Vor 20 Jahren war in Madrid ein Ausländer praktisch gleichbedeutend mit einem Westeuropäer, erinnern sich langjährige Madrilenos. Aus Lateinamerika kamen meist Argentinier. Heute hat sich das Gesicht der modernen Völkerwanderung massiv verändert. An der Spitze der Neuankömmlinge stehen Marokkaner (535.000) vor Ecuadorianern (399.600), und dann folgen schon Rumänen mit 382.000. Sie nahmen mit über 64.000 auch am stärksten zu. Außerdem sind sie am häufigsten irregulär im Land; fast 190.000 haben keine gültigen Papiere.
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