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Sorge um Kinder in Südostasien

Kein anderer Anblick geht den Menschen mehr ans Herz als diese dunklen, glänzenden Kinderaugen. Tagtäglich erscheinen sie bei den Fernsehnachrichten über die Flutkatastrophe in Asien.

Viele Kinder haben nicht nur Vater und Mutter verloren, sie sind auch verletzt und von Krankheiten gezeichnet. Auf insgesamt 1,5 Millionen schätzt das Kinderhilfswerk UNICEF ihre Zahl. Damit nicht genug:

Schon gibt es Hinweise auf skrupellose Kinderhändler, die sich in Dörfer und Lager schleichen.

Aus mehreren Notunterkünften in Sri Lanka sollen nach Angaben der Kindernothilfe in Duisburg bereits Kinder verschwunden sein. „Wir machen uns große Sorgen und befürchten, dass die Kinder von der tamilischen Rebellenarmee zwangsrekrutiert werden sollen“, sagt Sascha Decker, Sprecher der Kindernothilfe in Köln.

Washington ist alarmiert: „Es gibt genügend glaubhafte Berichte, die uns zu der Schlussfolgerung gebracht haben, dass hier eine echte Gefahr besteht und sofort eingeschritten werden muss, um Missbrauch zu verhindern“, sagt der Sprecher des US-Außenministeriums, Adam Ereli. „Wir sind erschüttert über diese Berichte und entsetzt, dass Tausende von Kindern, die bei dem Desaster zu Waisen wurden, Gefahr laufen, von Kriminellen ausgenutzt zu werden.“

„Wir wissen aus vergangenen Krisen, dass Menschenhändler keine Skrupel haben, Kinder gerade in dieser Situation anzusprechen“, sagt Christian Schneider vom UN-Kinderhilfswerk UNICEF in Köln. Schon früher seien in Südasien jährlich tausende Kinder in die Prostitution gezwungen, an private Haushalte oder Plantagen verkauft worden.

Einzelne Hinweise auf Missbrauch von Kindern gebe es aus Notunterkünften in Sri Lanka. „Immer wenn Menschen auf so engem Raum unter solchen Umständen zusammenleben und niemand weiß, welche Kinder in Begleitung von Eltern oder Angehörigen sind, wird dies auch für sexuellen Missbrauch ausgenutzt“, sagt Schneider. Die Regierung in Jakarta versuche, dem einen Riegel vorzuschieben. So dürften etwa aus der besonders stark betroffenen Provinz Aceh im Norden Sumatras keine Kinder unter 16 Jahren mehr ausreisen.

Die örtliche Kinderschutzorganisation NCPA (National Childcare Protection Authority) weist auf Klagen in Sri Lanka hin, wonach Kinder unrechtmäßig adoptiert wurden. Hilfsorganisationen befürchten zudem, dass Verwandte von Waisenkindern mehr an den Zuschüssen der Regierung für die Kleinen interessiert sind und die Kinder verstoßen, sobald sie das Geld haben, wie die indische Zeitung „Hindustan Times“ meldet. Anderen Berichten zufolge geben sich Fremde als Verwandte aus, um an das Geld zu kommen.

Dennoch raten Experten von Auslandsadoptionen ab. In jedem Einzelfall müsse sorgfältig geklärt werden, ob es keine sinnvolle Lösung im Heimatland der Kinder gibt, sagt Maria Holz vom Hilfswerk terre des hommes in Osnabrück. So sollte geprüft werden, ob Kinder, die ihre Eltern verloren haben, bei Verwandten leben könnten. Auch UNICEF betont, die Kinder seien seelisch in ihrer Heimat verankert. Schneider: „Wir bitten alle, die nach reiflicher Überlegung ein solches Kind aufnehmen wollen, um Verständnis, dass die Betreuung der Kinder in der gewohnten Umgebung das beste für sie ist.“

Eine Rückkehr zur Normalität scheint im Katastrophengebiet zwar noch in weiter Ferne. Dennoch sollen Notschulen öffnen. „Angesichts des Schockzustandes und der nicht absehbaren langfristigen psychischen Folgen ist es von größter Bedeutung, dass für die Kinder in den Dörfern und Notunterkünften wieder eine Form von geregeltem Alltag beginnt“, sagt Schneider.

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