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Sonnenfinsternis 2015: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Am 20. März 2015 ist in Österreich eine partielle Sonnenfinsternis zu sehen.
Am 20. März 2015 ist in Österreich eine partielle Sonnenfinsternis zu sehen. ©dpa
Am 20. März 2015 spielt sich ein himmlisches Spektakel ab: eine Sonnenfinsternis. Ein wolkenloser Himmel verspricht auch in Vorarlberg freie Sicht auf das Schattenspiel. Wann ist was zu sehen? Und warum ist ein geeigneter Schutz nötig? Die wichtigsten Fragen und Antworten zur "schwarzen Sonne".

Sonnenfinsternis im Livestream

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Auch für Himmelsgucker in Vorarlberg ergibt sich ein lohnender Blick auf die Sonnenfinsternis – wolkenfreier Himmel vorausgesetzt. Und das Wetter dürfte dem Ländle am Freitag wohlgesonnen sein. In fast ganz Österreich stehen die Chancen für eine nahezu ungetrübte Sicht gut, verspricht die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien. “Der Himmel ist am Freitag im Großteil Österreichs nahezu wolkenlos”, erklärte Meteorologe Albert Sudy. Nur in Kärnten und der südlichen Steiermark könnten ein paar dichte Wolken die Sicht behindern.

Sonnenfinsternis: Was ist zu sehen?

Schwarze Sonne über dem Atlantik: Am 20. März ereignet sich eine Sonnenfinsternis, bei der sich der Mond zwischen Erde und Sonne schieben und die Sonnenscheibe zu maximal 63 Prozent bedecken wird.

Wird es dabei dunkel?

Im Gegensatz zu einer totalen Sonnenfinsternis wird am Freitag selbst beim Maximum der Abdeckung die verbleibende Sonnensichel so hell strahlen, dass es “nur kaum merklich dunkler wird”, sagte Alexander Pikhard, Präsident der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA). In einem kleinen Streifen auf dem Nordatlantik wird es sogar komplett dunkel, zu sehen ist dies an Land aber nur auf den Färöer-Inseln und Spitzbergen.

In Europa, Nordafrika, dem Mittleren Osten, dem westlichen Asien und auf Grönland ist das Ereignis als sogenannte Teilfinsternis zu sehen, bei der die Sonnenscheibe unterschiedlich stark vom Mond bedeckt wird.

Verschiedene Phasen der partiellen Sonnenfinsternis, wie sie am Dienstag (04.01.2011) auf der Zugspitze bei Garmisch-Partenkirchen (Oberbayern) zu sehen war (Kombo in zeitlicher Abfolge oben l-r, dann unten l-r). Zu Beginn der Sonnenfinsternis verdeckten Wolken das Naturschauspiel. Foto: dpa
Verschiedene Phasen der partiellen Sonnenfinsternis, wie sie am Dienstag (04.01.2011) auf der Zugspitze bei Garmisch-Partenkirchen (Oberbayern) zu sehen war (Kombo in zeitlicher Abfolge oben l-r, dann unten l-r). Zu Beginn der Sonnenfinsternis verdeckten Wolken das Naturschauspiel. Foto: dpa ©Verschiedene Phasen der partiellen Sonnenfinsternis, wie sie am 4. Jänner 2011 auf der Zugspitze bei Garmisch-Partenkirchen (Oberbayern) zu sehen war (Kombo in zeitlicher Abfolge oben l-r, dann unten l-r). Zu Beginn der Sonnenfinsternis verdeckten Wolken das Naturschauspiel. Foto: dpa

Wann beginnt das Himmelsschauspiel, wie lange dauert es?

Bei der Sonnenfinsternis wird sich der Mond zwischen Erde und Sonne schieben und die Sonnenscheibe zu maximal 63 Prozent bedecken. Im Westen wird das kosmische Schattenspiel zuerst zu sehen sein, in Bregenz beginnt es bereits um ca. 9.27, je weiter östlich man sich in Österreich befindet, desto länger muss man warten. In Wien geht es um 9.37 Uhr los. Die maximale Verfinsterung wird in Bregenz um etwa 10.36 Uhr erreicht sein, in Wien zehn Minuten später. Die Finsternis endet ganz im Westen um ca. 11.48 Uhr, in Wien um 11.58 Uhr.

Partielle Sonnenfinsternis am 20. MŠrz

Im Folgenden eine Übersicht über den Verlauf des Himmelsereignisses in den Landeshauptstädten nach Angaben der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik:

Landeshauptstadt Anfang           Maximum          Ende             
Bregenz          9 h 27 min 36    10 h 35 min 50   11 h 47 min 41   
                 sec              sec              sec              
Innsbruck        9 h 29 min 16    10 h 37 min 44   11 h 49 min 38   
                 sec              sec              sec              
Salzburg         9 h 31 min 51    10 h 40 min 33   11 h 52 min 24   
                 sec              sec              sec              
Klagenfurt       9 h 32 min 01    10 h 40 min 45   11 h 52 min 33   
                 sec              sec              sec              
Graz             9 h 33 min 50    10 h 42 min 40   11 h 54 min 30   
                 sec              sec              sec              
Linz             9 h 34 min 06    10 h 42 min 58   11 h 54 min 43   
                 sec              sec              sec              
St. Pölten       9 h 35 min 38    10 h 44 min 36   11 h 56 min 15   
                 sec              sec              sec              
Wien             9 h 36 min 32    10 h 45 min 32   11 h 57 min 09   
                 sec              sec              sec              
Eisenstadt       9 h 37 min 10    10 h 46 min 09   11 h 58 min 19   
                 sec              sec              sec

Wie kann ich die “Sofi” beobachten?

Mangelware Schutzbrillen

Experten warnen eindringlich davor, mit ungeschützten Augen direkt in die Sonne zu schauen. Auch bei einer Sonnenfinsternis drohen bleibende Augenschäden bis zur Erblindung. Auch Sonnenbrillen sind kein geeigneter Schutz. Den bieten spezielle “Sofi”-Brillen, die es für ein paar Euro im Fachhandel gibt. Oder gab. Denn jetzt noch eine Schutzbrille zu organisieren, dürfte schwierig werden. Im astronomischen Fachhandel sind die Schutzbrillen weitgehend ausverkauft, ebenso wie die Filterfolien für Fernrohre oder Fotoapparate – auch in Vorarlberg.

Optiker bieten Sonnenfinsternis-Brillen an
Optiker bieten Sonnenfinsternis-Brillen an ©Für die Augen kann eine Sonnenfinsternis zum gefährlichen Schauspiel werden. Foto: dpa

Projektion

Die sicherste Methode ist die Projektion – etwa mit Hilfe eines Feldstechers (aber Achtung: niemals mit den Augen durch den Feldstecher in die Sonne schauen!) oder durch eine simple Lochkamera: einfach ein kleines Loch in eine Pappe stechen und das Bild der Sonne daraus in den Schatten projizieren. Allerdings ist das Abbild der Sonne aus einer Lochkamera recht klein, wenn die Projektionsdistanz nicht sehr groß ist.

Sternwarten

Verschiedene Sternwarten bieten Beobachtungen für Interessierte. Voraussetzung ist immer ein wolkenfreier Blick Richtung Sonne. Und den soll es im Großteil Österreichs auch geben, prognostiziert die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).

Ruß-Scherben oder Bierflaschen: Keine Alternative

Mit rußgeschwärzten Glasscherben, superdunklen Sonnenbrillen oder schwarzer Folie – wer für die Sonnenfinsternis am Freitag keine Schutzbrille ergattert hat, denkt über Alternativen nach. “Ich wurde schon gefragt, ob man eine Bierflasche vors Auge halten kann, weil die ja auch braun ist”, sagte der Direktor der Augenklinik der TU München, Chris Patrick Lohmann, am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. Die ernüchternde Botschaft der Augenärzte: Keine gute Idee! Keine Sonnenfinsternis ohne Schutzbrille, auch wenn diese fast überall ausverkauft sind.

Wer sich nicht richtig schützen kann, sollte also nicht geradewegs in die Sonne blicken. Sonst könne es passieren, dass man einen Schaden an der Netzhaut erleide, erklärte Lohmann. Wichtig sei nicht nur der Filter, sondern auch der Seitenschutz, da das Sonnenlicht oft viel stärker sei, wenn es von Glas oder weißen Wänden reflektiert werde – deswegen auch die breiten Pappbügel der Sofi-Brillen. “Ich würde mich nicht neben eine weiße Hauswand stellen, sondern zum Beispiel auf eine Wiese; das grüne Gras reflektiert das Licht nicht”, sagte der Augenarzt.

Schattenspiel mit dem Handy filmen

Wer das Himmelsspektakel dennoch annähernd live miterleben will, sollte sein Handy mitnehmen und filmen. Auf dem Display könne man die Sonnenfinsternis gefahrlos ansehen. Allerdings: Keinesfalls durch den Sucher einer Digitalkamera blicken.

Wie kommt es überhaupt zu einer Sonnenfinsternis?

Eine Sonnenfinsternis kann nur zu Neumond entstehen, wenn der Mond zwischen Erde und Sonne steht und sich ganz oder teilweise vor die Sonnenscheibe schiebt. Fällt der Mondschatten auf die Erde, ist in diesem Bereich eine totale Sonnenfinsternis zu sehen. Dort, wo der Halbschatten des Mondes auf die Erde fällt, ist eine Teilfinsternis zu sehen.

Warum gibt es dann nicht jeden Monat eine Sonnenfinsternis?

Etwa alle 29,5 Tage, bei Neumond, steht der Erdtrabant nahe der Sonne am Himmel. Weil aber die Mondbahnebene gegenüber der Erdbahnebene gekippt ist, verdeckt der Erdtrabant im Schnitt nur zweimal pro Jahr dabei die Sonne und es kommt zu einer Sonnenfinsternis. Diese ist aber nicht überall auf der Erde zu sehen. “Deshalb sind Sonnenfinsternisse eher seltene Himmelserscheinungen”, erklärte Pikhard.

Wann kommt die nächste Sonnenfinsternis?

Die nächste Sonnenfinsternis gibt es schon am 13. September, allerdings trifft der Mondschatten dabei nicht die Erde, so dass sie überhaupt nur als partielle Finsternis zu sehen ist – und das lediglich von Afrika, der Antarktis und den südlichen Ozeanen aus. Die nächste totale Sonnenfinsternis findet am 9. März 2016 über Südostasien und dem Pazifik statt und ist ebenfalls von Österreich aus nicht zu sehen.

Die nächste von Österreich aus zu sehende Sonnenfinsternis findet erst am 10. Juni 2021 statt: Diese ist wieder partiell, wobei die Bedeckung deutlich geringer sein wird als bei der aktuellen Finsternis. Wer in Österreich eine totale Sonnenfinsternis beobachten will, muss sich bis 2081 gedulden und dafür nach Kärnten fahren. Die nächste von Wien aus zu sehende totale Sonnenfinsternis gibt es erst wieder 2227. Eine totale Sonnenfinsternis findet über Europa erst wieder am 12. August 2026 statt.

Aufnahme einer Totalen Sonnenfinsternis mit Korona am 16. Februar 1980 in Kenia. Foto: EPA
Aufnahme einer Totalen Sonnenfinsternis mit Korona am 16. Februar 1980 in Kenia. Foto: EPA ©Aufnahme einer totalen Sonnenfinsternis mit Korona am 16. Februar 1980 in Kenia. Foto: EPA

“Sonnenfinsternisjäger” stürmen Färöer-Inseln

Seit Jahren bereiten sich die Färöer auf das Spektakel vor. Denn fast nirgendwo kann man die Sonnenfinsternis so gut sehen wie auf der zum dänischen Königreich gehörenden Inselgruppe im Nordatlanti: Hier wird es für etwa zwei Minuten komplett dunkel. Das Spektakel wollen sich tausende Touristen nicht entgehen lassen. Rund 8000 Touristen haben sich angekündigt. 20 Flugzeuge sollen während der “Sofi” über den Inseln kreisen. Weil Hotels fehlen, vermieten rund 1000 Inselbewohner kurzerhand ihr Zuhause.

Sonnenfinsternis: Quell für Aberglaube und Angst

Um Sonnenfinsternisse ranken sich von jeher Mythen und Aberglauben. Früher konnten sich die Menschen nicht erklären, warum die lebensspendende Sonne plötzlich verschwand, und bekamen Angst. Auch heute noch gibt es Menschen, die darin ein böses Omen sehen. Einige Überlieferungen:

  • DRACHEN: Einem Aberglauben in China und anderswo zufolge wird die Sonne bei einer Finsternis von einem Drachen oder einem anderen Ungeheuer verschlungen. Mit Geschrei und Getöse wurde das Untier vertrieben.
  • RITUELLE BÄDER: Die indische Mythologie besagt, dass bei einer Sonnenfinsternis der Dämon Rahu versuche, den Sonnengott Surya und damit das Leben auf der Erde in Gefahr zu bringen. Gläubige Hindus vermeiden es dann, nach draußen zu gehen und zu essen. Viele nehmen rituelle Bäder, um sich von etwaigen Folgen reinzuwaschen.
  • SCHLACHT: Der griechische Geschichtsschreiber Herodot berichtete über eine Sonnenfinsternis, die kriegsentscheidend wurde: Mitten in der Schlacht zwischen den Medern und den Lydern 585 v. Chr. wurde plötzlich der Tag zur Nacht. Die Truppen beider Seiten, die sich schon seit sechs Jahren bekriegten, hielten inne und beschlossen, Frieden zu schließen.
  • PROPHEZEIUNG: Der Pariser Modeschöpfer Paco Rabanne zog bei der Sonnenfinsternis 1999 Spott auf sich. Der Esoterik-Anhänger hatte den Absturz der russischen Raumstation Mir auf Paris unter der “Schwarzen Sonne” vorhergesagt. Der Absturz kam erst 2001 – planmäßig und kontrolliert ins Meer.
  • SEKTEN: Manche Sekten erwarten bei einer Sonnenfinsternis den Weltuntergang. So hatten Anhänger einer dubiosen Glaubensgemeinschaft 1999 für den Tag des Himmelsereignisses eine Sintflut vorausgesagt und deshalb einen Bunker auf einem Hügel in der Nähe der spanischen Stadt Tarragona gebaut. Es passierte bekanntermaßen nichts.

Tiere reagieren auf Sonnenfinsternis unterschiedlich

Pferde werden unruhig, Hühner ziehen sich dagegen auf ihre Stange zurück: Tiere reagieren auf eine Sonnenfinsternis ganz verschieden. Während bei den einen die Nervosität steigt, wollen die anderen einfach nur schlafen.

Klaus Reiter von TU München hat das Verhalten von Nutztieren bei der totalen Sonnenfinsternis 1999 untersucht. Er geht zwar davon aus, dass die Reaktionen bei der Sonnenfinsternis am 20. März – bei der die Sonnenscheibe in Mitteleuropa bis zu etwa 85 Prozent bedeckt sein wird – geringer ausfallen als 1999. Trotzdem: “Die Sonnenfinsternis signalisiert den Tieren eine beginnende Nacht und wirkt sich kurzfristig auf ihren Rhythmus aus.”

Die von ihm beobachteten Pferden standen bei der plötzlichen Dunkelheit unter Stress, berichtet Reiter. Auch Enten wurden nervös und suchten nach Schutz. Sie flogen zur Mitte ihres Teiches und sammelten sich dort. Andere Tiere dachten dagegen, es sei Schlafenszeit: “Die Vögel wurden ganz ruhig und stellten alle Laute ein”, erinnert sich Reiter.

Nachtaktive Tiere können dagegen munter werden. Wolfgang Fiedler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie (Radolfzell am Bodensee) berichtet von Fledermäusen, die bei einer Sonnenfinsternis in Mexiko plötzlich losflogen, um nach Nahrung zu suchen.

Haustierbesitzer können beruhigt sein

Auf Hunde und Katzen werde das Himmelsspektakel keinen Effekt haben, sagt Tiermedizinerin Franziska Kuhne von der Universität Gießen. “Es mag für die Tiere etwas irritierend sein, aber ohne Konsequenzen.” Einziger Stressfaktor könne der Mensch sein, der sich plötzlich aufgeregt verhält, weil er die Sonnenfinsternis beobachten will.

Haustierbesitzer können also beruhigt sein. Und auch um die anderen Tiere muss sich niemand Sorgen machen: “Sobald es wieder hell wird, passen sich die Tiere ihrem normalen Tagesrhythmus an”, sagt Reiter.

Stresstest für Stromnetze

Bei den Verantwortlichen für die europäischen Stromnetze machte man sich zunächst Sorgen wegen der Sonnenfinsternis. Grund ist die Stromeinspeisung aus Photovoltaik-Anlagen, die wegen der Verfinsterung zunächst deutlich sinken und dann wieder ansteigen wird, und zwar deutlich rascher als bei Morgen- und Abenddämmerung. Speziell in Deutschland mit bereits rund 39.000 Megawatt installierter Photovoltaik-Leistung bereiten sich die Übertragungsnetzbetreiber darauf vor, starke Netzschwankungen durch flexible Erzeugungsanlagen wie Gaskraftwerke auszubalancieren, um Stromausfälle zu vermeiden. Die jüngsten Wetterprognosen für Deutschland dürften die Situation aber entschärfen, da dort ein nicht sehr sonniger Tag und damit eine vergleichsweise niedrige Solarleistung erwartet wird. (red/APA/dpa)

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