Vor drei Jahren - am 11. März 2020 - war der Auftritt des britischen Songwriters, Pianisten und Bandleaders Jools Holland das allerletzte Konzert im Wiener Club Porgy & Bess vor dem Corona-Lockdown. Am Mittwochabend kehrte der sympathische Musiker in Mini-Besetzung wieder zurück ins Porgy - und wurde mit seinem Auftritt vom ersten Augenblick an zum Gute Laune-Superspreader, musikalisch überzeugend vor allem mit Blues und Boogie Woogie.
Jools Holland sorgte in Wien für gute Laune
Das muss man sich auch erst mal trauen: Bekannt vor allem durch seine Bigband, tourt Jools Holland (Piano, Gesang) diesen März instrumententechnisch nur unterstützt von einem Schlagzeuger durch Europa - aber: Er hat auch drei stimmgewaltige Sängerinnen mitgebracht. All das zusammengenommen gehen da Bass und Gitarre nicht eine Sekunde ab (Synthesizer schon gar nicht).
Aber Jools Holland ist sowieso ein Phänomen: Als in London geborener Weißer sind seine musikalischen Lieblingsspielwiesen eben Piano-Blues und -Boogie. Und der 65-Jährige braucht keinerlei Scheu haben, sich in so "schwarze" Genres hineinzuwagen. Er hat einen super-lässigen New Orleans Shuffle drauf, der ganz stark an Swamp-Legenden wie Professor Longhair erinnert.
Jools Holland ist legendärer TV-Moderator
Und gleichzeitig ist der Brite ein mittlerweile legendärer TV-Moderator: Seine Show "Later ... with Jools Holland" läuft auf BBC seit 1992. Daher ist das Multitalent auch auf der Livebühne nie um einen Gag verlegen. Das begann schon vor dem ersten Song: "Fühlt Ihr Euch gut? Ja? - Dann spiel ich Euch einen Blues..."
Und Jools Holland schüttelt in der Folge alte Klassiker und neue Kompositionen am Konzertflügel quasi aus dem Sakkoärmel, authentisch und mitreißend. Wie meinte einst Gitarrenblues-Legende B.B. King mit allergrößtem Respekt: "Ich habe nicht gedacht, dass irgendjemand so spielen kann. Jools hat diese linke Hand, die nie zu spielen aufhört."
Dennoch: Die echte Wucht waren Mittwochabend auf der Bühne des Porgy die drei Vokalistinnen, die Holland mitgebracht hatte, allen voran Gospel Queen Ruby Turner. Das Vokaltrio machte am Ende alte Klassiker wie "Bye Bye Blackbird" (1926), das Folk Traditional des "Worried Man Blues" und den Jazz Standard "Well Alright Okay You Win" aus 1955 zum mitreißenden Höhepunkt des Abends.
(APA/Red)
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