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Sommerschau im Bergbaumuseum in Silbertal

Silbertal. Werkzeuge und Fundgegenstände aus der Bergbauzeit bringen den Betrachter im Montafoner Bergbaumuseum zum Staunen. Ein Besuch des ganzjährig geöffneten Museums im Gemeindeamt Silbertal lohnt sich diesen Sommer ganz besonders.

Die kleine, faszinierende Schau “Kind und Kuh” zeigt einfachstes Spielzeug, welches einst in bäuerlichen Familien für die eigenen Kinder hergestellt worden ist. Die Objekte stammen aus der persönlichen Sammlung von Eugenie Goldstern.

Die Volkskundlerin erforschte das Leben der Bewohner in hochalpin gelegenen Kleinsiedlungen. Dort lebte die Kaufmannstochter aus Wien über Jahre hinweg mit bäuerlichen Familien zusammen, wie es sie damals auch in Silbertal gegeben hat. Das im Montafoner Bergbaumuseum ausgestellte einfachste Spielzeug gibt Einblick in eine archaisch-karge Hochgebirgswelt am Anfang des 20. Jahrhunderts. “Gleichzeitig zeigt diese Ausstellung, mit welchem Blick eine Forscherin den alpinen Raum gesehen und erlebt hat”, sagt Silbertals Bürgermeister Willi Säly. Die große Bedeutung der Tiere für die Bewohner spiegelt sich im Spielzeug wider. Kühe waren wichtiger als Kinder, das Vieh stellte die Lebensgrundlage dar. Die kleine Schau lege Zeugnis ab “von einem tief verwurzelten Kulturbewusstsein dieser Menschen am Berg.” So heißt es im Prospekt “Mensch & Berg!” zu den Sommerausstellungen in den vier Montafoner Museen in Schruns, Bartholomäberg, Gaschurn – und eben Silbertal.

Unmittelbarer Anlass für die Ausstellung “Kind und Kuh” ist die Lebensgeschichte Goldsterns. Zeit ihres Lebens musste die Forscherin jüdischer Herkunft Ausgrenzungen und Anfeindungen ertragen. Im Jahr 1942 wurde Goldstern von Wien nach Sobibór im südöstlichen Polen, wo sich ein deutsches Vernichtungslager befand, deportiert und ermordet. Dieses Schicksal ereilte in Sobibór mindestens 150.000 weitere Juden. “Die Ausstellung hat für uns natürlich eine große Bedeutung, da sie im Zusammenhang steht mit der Aufarbeitung der Geschichte des Silbertals”, betont Bürgermeister Willi Säly. Wie Silbertal zu Eugenie Goldstern gefunden hat? Im Jahr 2007 kam an die Öffentlichkeit, dass der Silbertaler Josef Vallaster in der Zeit des Nationalsozialismus an der Ermordung tausender Menschen beteiligt gewesen war. Diese Kenntnis belastete das Dorf. Daraufhin wurde eine Geschichtswerkstatt ins Leben gerufen, in deren Zuge man auf Goldstern stieß. Die Geschichtswerkstatt Silbertal mit Bürgermeister Willi Säly hat dieser Wissenschafterin am 14. Oktober 2008 in der Gedenkallee des ehemaligen deutschen Vernichtungslagers Sobobór einen Gedenkstein gewidmet. Denn dort kam sie grausam zu Tode. Die Schau “Kind und Kuh” soll Goldsterns Lebenswerk in bescheidenem Rahmen würdigen.

Bruno Winkler, einer der Kuratoren des Ausstellungssommers “Mensch & Berg!”, zur Schau in Silbertal: Die Spielzeugtiere, die zum Teil hundert, hundertfünfzig Jahre oder älter sind, stammen aus einem Gebiet, das mit dem Montafon vergleichbar ist. Die Volkskundlerin Eugenie Goldstern hat nicht nur geforscht, sondern auch gesammelt und fotografiert. Sie hat das in Graubünden getan, im Aostatal, in den französichschen Alpen und ganz besonders im Wallis. Also auch in einer Gebirgsregion, aus der viele Montafoner stammen. Walser haben sich ja im Monaton nicht nur im Silbertal, sondern auch auf Bartholomäberg und am Gaschurner Berg angesiedelt. Ausgestellt sind im Silbertal Spielzeugtiere, hauptsächlich Kühe, mit denen Kinder von Bergbauern früher aufgewachsen sind.”

Die Öffnungszeiten der Schau “Kind und Kuh” im Bergbaumuseum in Silbertal: 10. Juni bis 31. Oktober 2009, Dienstag bis Samstag von 15 bis 18 Uhr.

Gerhard Scopoli

Bild: Das Montafoner Bergbaumuseum in Silbertal befindet sich im Gemeindeamt (rechts im Bild). Hier erinnert die Schau “Kind und Kuh” an die jüdische Ethnologin Eugenie Goldstern.

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