Sommer kam Abwahl zuvor

„Ohne Rücktritt wäre er (Sommer) heute abgewählt“, hieß es am Mittwoch in Kreisen, die mit dem Vorgang vertraut waren. Die überraschende Wahl von Helmut Sihler als Sommers Nachfolger sei indes spontan gefallen, hieß es weiter.

Allerdings wäre im Telekom-Aufsichtsrat bei der Abstimmung über eine Absetzung Sommers wohl kaum die für den ersten Wahlgang erforderlich Zwei-Drittel-Mehrheit zu Stande gekommen, erfuhr Reuters aus den Kreisen weiter. Vielmehr hätte es zu einem zweiten Wahlgang kommen müssen, bei dem dann aber die nötige einfache Mehrheit voraussichtlich sicher gewesen wäre.

Den Kreisen zufolge war die Entscheidung, Sihler zum Interims-CEO zu benennen, kein „abgekartetes Spiel“, sondern eine kurzfristige Lösung. „Das ist erst kurz vor der Verkündung beschlossen worden.“ Technik-Vorstand Gerd Tenzer habe keine ausreichende Unterstützung des Aufsichtsrates für den Posten des Vorstandsvorsitzenden gehabt, weshalb er „nur“ zum Vize-Chef und Stellvertreter von Sihler ernannt wurde, hieß es.

Nach wochenlangen Querelen um Sommer wollte der Aufsichtsrat der Deutschen Telekom am Dienstag eigentlich über die Zukunft des in die Kritik geratenen Vorstandsvorsitzenden entscheiden. Doch Sommer trat am Nachmittag überraschend zurück. Der Aufsichtsrat wählte daraufhin seinen früheren Vorsitzenden Sihler zum vorübergehenden Konzernchef und betraute ihn mit der Suche nach einer langfristigen Lösung für den Vorstandsposten.

Für eine Abberufung Sommers im ersten Wahlgang hätte es der Zwei-Drittel-Mehrheit im 20-köpfigen Aufsichtsrat oder 14 Stimmen bedurft. Einige der Arbeitnehmervertreter standen jedoch nach wie vor hinter Sommer, weshalb wahrscheinlich nicht die notwendigen Stimmen zu Stande gekommen und ein zweites Votum nötig geworden wäre.