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Solide Arbeit im Hintergrund

Schwarzach - Im Grunde ist er Pensionist. Könnte mit dem Hund spazieren gehen. Und nachher Kaffee trinken. Im Kollektiv über die Steuer schimpfen. Das eint und wärmt.

Aber die Vorstellung amüsiert ihn nicht einmal.

Auf den Tag genau ist Guntram Lins jetzt 69 Jahre alt. Er sitzt im Büro. Hinter hohen Aktenstapeln. Muss erst noch ein Telefonat beenden. Das nächste wartet schon. Die Anwaltskanzlei hat er zwar vor zwei Jahren endgültig seinem Sohn übergeben. Aber wie er ohne Sekretariat zurande käme, ist schwer vorstellbar. Er hat ja noch ein paar kleine „Nebenjobs“ behalten.

Als Aufsichtsratsvorsitzender der Bundestheater Holding etwa. Die Finanzen der großen Staatstheater kontrollieren? Da schien ein Alemanne gerade recht. Mögen sie auf der Bühne toben, dass das Parkett überquillt vor Heiterkeit, über den Bilanzen brütet man erfolgreich nur mit ernster Nüchternheit. Guntram Lins schaut ganz aufgeräumt in den Tag. „Meine Jahre als Finanz- und Kulturlandesrat kamen da nicht ganz ungelegen.“

Vor einem Jahr hat er die Pflegemanagement GmbH „Benevit“ nach Turbulenzen als Aufsichtsrat in ruhigere Gewässer geführt. Dem Philosophicum in Lech steht er als Obmann vor. Und der „Aktion Mitarbeit“ auch, von Beginn an. Vielleicht sagt sie am meisten aus über den kunstbeflissenen Politiker mit Lust zur grundsätzlichen Debatte.

Vorarlberg leistet sich nämlich den Luxus eines kleinen, privaten Zusammenschlusses von Künstlern, Politikern, Wirtschaftstreibenden und Medienleuten. Vor zwölf Jahren haben sie sich gefunden. Weil die Arbeitslosigkeit damals so hoch war, dass sie auch jenen wehtat, die nicht direkt betroffen waren. Sie haben Theater initiiert und ein Labyrinth, Plakataktionen und ein Symposium. „Ich glaube“, sagt Lins, „es ist uns gelungen, Verständnis für Arbeitslosigkeit zu wecken.“ So wie es dem Verein dann später gelang, mit der Gründung der Projektstelle „okay.zusammen leben“ die Integration von Migranten auf neue Beine zu stellen. Der unaufgeregte Findungsprozess für Vorarlbergs ersten islamischen Friedhof zeigt, wie viel Verständnis da gewachsen ist.

Bei all dem traten wie im jüngsten Projekt zur Globalisierung, das fast zur Gänze der ÖGB finanziert hat, die „Aktion Mitarbeit“ wie ihr Präsident nur spärlich in Erscheinung. Lins hat das Rampenlicht nie gesucht. Er schätzt es, Probleme anzugehen. Aber dazu sind Scheinwerfer manchmal sogar hinderlich. Nicht jeder Politiker hat diese Erkenntnis verinnerlicht.

ZUR PERSON

  • Beruf: Pensionist
  • Geboren: 3. April 1938
  • Familie: In zweiter Ehe verheiratet, fünf Kinder
  • Ausbildung: Jusstudium an der Universität Innsbruck
  • Laufbahn: Richteramtsanwärter, Anwalt, von 1984 bis 1994 Landesrat
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