Die Sonde "Solar Orbiter" der europäischen Raumfahrtagentur ESA startete am Montagmorgen von Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida zur Sonne. An Bord einer Atlas-V-411-Rakete hob der Orbiter um 5.03 Uhr (MEZ) ins All ab. Im Europäischen Raumflugkontrollzentrum (ESOC) in Darmstadt sprach man von einem "perfekten Start". Die Sonde wird weniger bekannte Regionen der Sonne wie die Pole erforschen.
"Wir sind sehr erleichtert. Alle Systeme funktionieren", sagte der Leiter des ESA-Missionsbetriebs und stellvertretende ESOC-Zentrumsleiter Paolo Ferri. Mit der Entfaltung der Solarmodule sei die kritische Phase überstanden. "Wenn jetzt etwas schief geht, haben wir Zeit, es zu korrigieren." Es dauert noch bis Ende nächsten Jahres, bis der Orbiter in seine endgültige Umlaufbahn gelangt. Vorher wird er noch ein Mal die Erde und zwei Mal die Venus passieren.
Die nach Schätzungen fast 1,5 Milliarden Euro teure Mission soll neue Erkenntnisse zu unserem rund 150 Millionen Kilometer entfernten Heimatstern ermöglichen. Das Gemeinschaftsprojekt der US-Raumfahrtbehörde NASA und ihres europäischen Pendants ESA soll vor allem neue Erkenntnisse bringen, wie die Sonne die Erde beeinflusst.
Radiosignal braucht 16,5 Minuten
Vor dem 1,8 Tonnen schweren Orbiter liegt eine lange Reise. Bis auf 42 Millionen Kilometer soll er an die Sonne heranfliegen. In dieser Entfernung ist deren Intensität nach Angaben der ESA 13 Mal so hoch wie auf der Erde. Auf seiner Flugbahn wird die größte Distanz zwischen dem Orbiter und der Erde bei 300 Millionen Kilometern liegen. Ein Radiosignal wird dann 16,5 Minuten zur Erde brauchen.
"Die Teams müssen noch hart arbeiten. Die Instrumente an Bord müssen noch eingestellt werden", sagte Ferri. "Es war eine lange Reise bis hierhin." 15 bis 20 Jahre habe es von der ersten Idee bis zur Umsetzung gebraucht. Vor acht Jahren habe die Entwicklungsphase begonnen. "Wir gehen davon aus, wenn alles funktioniert, dauert die Mission zehn Jahre." Terminiert sei sie allerdings erst einmal bis 2026. "Wir fliegen in einer Umgebung, die nicht die Beste ist", sagte der Leiter des ESA-Missionsbetriebs mit Blick auf die Strahlung und die hohen Temperaturen.
Um vor den Temperaturen von mehreren Hundert Grad geschützt zu sein, verfügt die Sonde neben der RUAG-Thermalisolation über ein Hitzeschild aus Titan. Auf der Oberfläche der Sonne herrschen Temperaturen von rund 5.500 Grad, im Inneren sind es 15 bis 16 Millionen Grad.
Bilderbuchstart für die Sonnensonde plus Experteninterview
(APA)
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