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Societe Generale-Skandal - Polizei verhört zweiten Händler

In der Affäre um Miliardenspekulationen bei französischen Großbank Societe Generale (SocGen) gibt es möglicherweise einen Mitwisser. Die französische Polizei hat ihre Ermittlungen auf einen zweiten Händler ausgeweitet.

Die Behörden wollen klären, ob der Hauptverdächtige Jerome Kerviel allein gehandelt hat, der mit unbefugten Börsenspekulationen für Verluste von 4,9 Mrd. Euro bei SocGen verantwortlich sein soll. Dazu werde nun ein zweiter Händler vernommen, der für Kerviel Wertpapieraufträge ausgeführt habe, verlautete am Freitag aus mit dem Fall vertrauten Juristenkreisen. Die 24-stündige Haft sei um einen Tag verlängert worden.

Ein Anwalt der zweitgrößten französischen Bank wollte sich zu den neuen Entwicklungen nicht äußern. Dazu sei es zu früh. Der Festgenommene arbeitete bei dem SocGen-Brokerhaus Newedge, das zu Jahresbeginn aus der Fusion von Fimat und Calyon Financial hervorgegangen war. Die Büros des Brokerhauses wurden am Donnerstag von der Polizei durchsucht. Sollte sich herausstellen, dass mehrere Personen in die unerlaubten Geschäfte Kerviels verwickelt waren, könnte die Staatsanwaltschaft neue Betrugsvorwürfe erheben.

Wie die Ermittler am Freitag mitteilten, hat Kerviel einen Teil seiner nicht genehmigten Aufträge über das Finanzhaus Fimat abgewickelt und mit dem dort arbeitenden Makler elektronische Kurznachrichten ausgetauscht. Diese könnten nahelegen, dass der Makler seit dem vergangenen Jahr über Kerviels ungenehmigte Milliardenspekulationen informiert war.

Der Kursmakler befindet sich seit Donnerstagmittag in Polizeigewahrsam. Die Polizei kann ihn bis zu 48 Stunden – also bis Samstagmittag – ohne richterlichen Beschluss zur Befragung festhalten. Die Zeitung “Le Monde” zitierte eine der Kurzmitteilungen des Fimat-Maklers an Kerviel vom 30. November 2007: “Du hast im Sinne des Gesetzes nichts Illegales getan”, habe dieser geschrieben. Societe Generale hatte die Spekulationen nach eigenen Angaben erst am 18. Jänner entdeckt. Es hatte im November aber Warnungen dazu unter anderem von der deutsch-schweizerischen Terminbörse Eurex gegeben.

Laut Ermittlerkreisen belegen weitere Botschaften vor dieser Zeit, dass der Makler von den verdächtig hohen Spekulationen Kerviels gewusst haben musste. Jedoch sei nicht klar, ob es sich tatsächlich um einen Komplizen handle. Die Fimat ist auf so genannte Derivate spezialisiert, also Finanzprodukte, die vom Kurs etwa von Aktien oder Anleihen abhängen. Kerviels Spekulationen liefen über solche Papiere.

Kerviel wird von der Societe Generale vorgeworfen, durch ungenehmigte Spekulationen einen Verlust von 4,82 Mrd. Euro verursacht zu haben. Der Verlust war entstanden, als das Institut Kerviels Derivate-Positionen im Wert von rund 50 Milliarden Euro über die Börse verkauft hatte. Kerviel hatte die Milliardenbestände durch Scheingeschäfte aufgebaut, so dass nach Angaben der Bank niemand davon gemerkt hatte.

Der beschuldigte Händler Jerome Kerviel ist heute wieder in Untersuchungshaft genommen worden. Dies entschied die Haftprüfungskammer des Pariser Berufungsgerichts am Freitag, wie Kerviels Anwalt mitteilte. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen Kerviels Freilassung nach Einleitung eines Ermittlungsverfahrens Beschwerde eingelegt.

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