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So viel Praxisnähe war nicht vorgesehen

Dir. Kappaurer (l.) und Mag. Umlauft (r.) im Gespräch mit Josef Schneider (Gemeinde Bezau) und Marlene Berbig sowie Marcel Meusburger und Reinhard Troy (Brauerei Egg).
Dir. Kappaurer (l.) und Mag. Umlauft (r.) im Gespräch mit Josef Schneider (Gemeinde Bezau) und Marlene Berbig sowie Marcel Meusburger und Reinhard Troy (Brauerei Egg). ©stp
Bezauer Wirtschaftsschulen zogen nach Handelsschul-Pilotprojekt positive Bilanz.

Bezau. (stp) Als erste Vorarlberger Handelsschule setzten die Bezauer das neue Praxis-Projekt um, drei Schulen „am Land“ folgten wenig später dem Beispiel. Dabei sollten die Schülerinnen und Schüler der 2. Klasse Praxis-Erfahrung sammeln und acht Stunden pro Woche in einem Betrieb tätig sein.

Bilanz und Weichenstellung

Mit Firmenvertretern, Eltern sowie Schülerinnen und Schülern der heurigen 1. Klasse (sie sollen im Herbst das Projekt starten) zogen die Absolventinnen und Absolventen bei einem Abschlussabend Bilanz. Eine durchwegs positive, denn abgesehen von kleinen Kinderkrankheiten war das Projekt ein voller Erfolg. Deshalb war es nicht verwunderlich, dass die Rückschau auch eine Weichenstellung für das kommende Schuljahr wurde.

Nicht damit gerechnet

„Die Praxisnähe“, schmunzelte Dir. Andreas Kappaurer, „war in zwei Fällen so stark ausgeprägt, dass zwei unserer Schülerinnen vorzeitig ins Berufsleben umgestiegen sind. Ihnen hat es am Arbeitsplatz so gut gefallen, dass sie dort geblieben sind und die Schule abgebrochen haben. Das war eigentlich nicht vorgesehen und hat uns doch ein wenig überrascht, aber unter dem Strich ist es erfreulich, wenn der Übergang von der Schule ins Berufsleben auch ohne Abschluss erfolgen kann. Wichtig ist – und das war auch das Ziel des Projekts – dass Schülerinnen und Schüler Praxisluft schnuppern können. Andererseits tut es uns auch ein wenig leid, denn eine der beiden Umsteigerinnen war Klassenbeste, es lag also nicht daran, dass sie die Schule wegen fehlenden Lernerfolgs abgebrochen hat.“ Jetzt werde man abklären, inwieweit der Schulbesuch auf die Lehre angerechnet werden kann, so Kappaurer.

Stärkere Belastung

Das Projekt hat von Schülerinnen und Schülern einiges abverlangt, auch zeitlich, denn die Zeit in den Betrieben musste an der Schule hereingebracht werden. „Die Berufspraxis war ganztägig, jeweils am Mittwoch acht Stunden, der Vormittagsunterricht vom Mittwoch wurde auf einen Nachmittag verlegt“, erläutert der Projektbetreuer Mag. Michael Umlauft.

Positive Statements

„Sehr wesentlich mitent­scheidend für den Erfolg des Projekts war der Umstand, dass wir den Jugendlichen nach Möglichkeit jenen Arbeitsplatz organisiert haben, der ihren Wünschen entsprach. Es ist uns im Wesentlichen auch gelungen und deshalb war natürlich die Motivation sehr groß – in zwei Fällen so groß, dass es gleich zu einem Umstieg gekommen ist“, zieht Dir. Kappaurer aus Sicht der Schule Bilanz. Auch Schülerinnen und Schüler sehen es positiv, wie in den Statements zum Ausdruck kam. Für manche hat sich die Tür zu einem Ferialjob weit aufgetan und auch über eine Anstellung nach der Schulzeit „könne man reden“, versicherten die Firmenvertreter, die dem Projekt ebenfalls viel Positives abgewinnen konnten.

Von einigen der Firmen liegt bereits die generelle Zusage vor, sich auch 2012/13 wieder zu beteiligen. „Darüber“, so Kappaurer, „sind wir natürlich sehr froh, denn das erleichtert die Planungen für das neue Schuljahr. Um den Wünschen unserer Schülerinnen und Schüler bestmöglich entsprechen zu können, werden wir wieder versuchen, ein breit gefächertes Spektrum an Betrieben zu finden. Heuer reichte es buchstäblich von A wie Arztpraxis bis Z wie Zimmerei, Autohäuser waren ebenso dabei wie Werbeagentur oder Versicherung, Gemeindeämter, Handelsbetriebe oder die Brauerei Egg.“

Insgesamt absolvierten die Jugendlichen innerhalb von sechs Monaten 21 Praxistage in den Betrieben.

Sehr wichtig für dieses Projekt ist die Tatsache, dass die Wirtschaftskammer voll dahinter steht und es unterstützt. Nach den positiven Erfahrungen werde dies wohl auch in Zukunft gewährleistet sein, so der Innungsmeister der Dachdecker, Roman Moosbrugger, dessen Sohn Tobias ebenfalls am Praxis-Projekt teilnahm. „Wir werden das eine oder andere noch verbessern, das Ergebnis macht uns aber Mut, im Herbst mit einer Neuauflage zu starten“, so Dir. Kappaurer und Mag. Umlauft.

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