Wenn Matthias Hild morgens seinen Proteinshake mixt und in die Kraftkammer fährt, ist das kein außergewöhnlicher Tagesbeginn. Für ihn ist es Alltag. Ein Alltag, der geprägt ist von Schweiß, Teamgeist und einer gehörigen Portion Disziplin. Aber auch von Ruhe, Reflexion und dem Wunsch nach Nähe.
Zwischen Heimat und Härte
Die Reise des mittlerweile 27-jährigen Rückraumspielers begann im bayerischen Fürstenfeldbruck. "Mein Entdeckerverein", sagt er fast ehrfürchtig. Danach folgten Stationen in Konstanz und Vinnhorst. Erlebtes, das sich nicht nur in Erinnerungen, sondern in Form von Trikots an seinen Wänden widerspiegelt, jedes einzelne davon mit der Rückennummer 9 oder 99.
"Mein Vater hat früher Handball in der deutschen Bundesliga gespielt und trug auch immer die Neun", erzählt Hild. Eine stille Verbindung zwischen Vater und Sohn. Auch deshalb war die Entscheidung, nach Hard zu wechseln, keine rein sportliche. Es war der Wunsch nach einem Lebensmittelpunkt, der nicht sechs Stunden Fahrzeit von der Familie entfernt liegt. "Das war auf Dauer einfach zu viel."
Heute Oberkörper oder Beine?
Der Wecker klingelt um 7.30 Uhr, Frühstück gibt es selten. "Ich bin nicht so der Frühstückstyp", gesteht Hild. Stattdessen ein Shake, vollgepackt mit allem, was ein Profikörper braucht. Dann geht es los ins Krafttraining, zwischen Kniebeugen, Bankdrücken und der allgegenwärtigen Frage: "Wird’s heute Oberkörper oder doch mal wieder Beine?"
"Beine trainiere ich nicht so gern", gibt Hild offen zu und lacht. "Aber es muss gemacht werden." Dabei geht es nicht nur um Muskelmasse, sondern auch um Prävention. Verletzungen verhindern, Belastungen besser wegstecken. "Lauftraining in der Vorbereitung ist auch hart für mich", sagt Hild. "Aber danach weiß man, was man geleistet hat." Während der Saison gehe es dann mehr darum, das Erarbeitete zu halten. Neue Bestwerte beim Bankdrücken? "Nicht wichtig. Hauptsache, der Körper hält die ganze Saison durch."
Neben dem Sport ist die Wohnung in Hard sein Ruhepol. Hier lebt er mit seiner Freundin, hier darf er der ruhige Typ sein. "Früher war mehr Action, heute weiß ich, wie wichtig Ausgleich ist." Abends gemeinsam kochen, einen Film schauen oder einfach mal nichts tun. Auch das gehört zum Leben eines Profisportlers.
Und dennoch: Ganz ohne Sport geht es auch daheim nicht. Wenn gute Spiele laufen, flimmert Handball oder American Football über den Bildschirm. Wintersport? "Ist nicht so meins, auch wenn ich mich damit hier vielleicht unbeliebt mache", sagt Hild und schmunzelt.
Kraftkammer, Kabine, Kameradschaft
Ob Mannschaftstraining oder individuelles Stemmen in der Kraftkammer, für Hild ist klar: "Ich bin lieber mit der Mannschaft unterwegs. Dafür spiele ich Handball." Und auch wenn es beim individuellen Training diszipliniert zur Sache geht, in den Pausen wird gelacht und gescherzt.
Die Kabine, das Heiligtum jeder Sportmannschaft, beschreibt er als Wohnzimmer. "Man freut sich, hierherzukommen." Hier beginnt jedes Spiel, hier endet jedes Training. Mit Musik, meistens Deutschrap, und Gesprächen, mal laut, mal leise. "Nach Siegen wird gefeiert, nach Niederlagen diskutiert. Aber sobald man hinausgeht, ist das abgehakt."
Rituale? Keine festen. "Ich tape mir die Füße und ziehe meine Sachen in einer bestimmten Reihenfolge an, aber wenn das mal anders läuft, ist es auch okay." Auf die Frage, ob er ein Kabinenlautsprecher sei, sagt er bescheiden: "Ich nehme kein Blatt vor den Mund, wenn was nicht passt, aber ich versuche auch, ein gutes Klima zu schaffen." Er zählt sich selbst mit seinen 27 Jahren zu den älteren Spielern im Team. Verantwortung, die er annimmt.
Hilds Weg – nicht laut, aber klar
Matthias Hild ist keiner, der große Töne spuckt. Aber einer, der weiß, was zählt: Teamgeist, Bodenständigkeit und ein Umfeld, das ihn trägt. "Ich bin sehr dankbar für das, was ich hier in Hard habe." Ein Spieler, der nicht nur durch seine Körpergröße von zwei Metern auffällt, sondern durch Haltung. Auf dem Feld wie auch daneben.
(VOL.AT)
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