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Skilegende Karl Schranz spricht Klartext über Olympia und Karriere

Der legendäre Skirennläufer Karl Schranz spricht in der aktuellen "Gondl" offen über den größten Skandal seiner Karriere, seine bewegende Zeit als Spitzensportler – und was ihn am Ende zum Rückzug bewegte.

Ein olympischer Skandal geht um die Welt

Es war der Moment, in dem Karl Schranz zur weltweiten Sportikone wurde – nicht wegen einer Goldmedaille, sondern wegen einer Disqualifikation. Die Olympischen Winterspiele, Anfang der 1970er-Jahre, ein Rennen, das er eigentlich für sich entschieden hatte. Doch dann kam alles anders.

„Ich war im zweiten Lauf, weil im ersten jemand über die Piste gelaufen ist und ich behindert wurde“, erzählt Schranz im Gespräch. Mehrere Trainer und Journalisten bestätigten damals die Beeinträchtigung. Ein englischer Schiedsrichter erlaubte ihm einen Wiederholungslauf – Schranz fuhr Bestzeit. Doch wenig später wurde er disqualifiziert. Die französische Mannschaft protestierte erfolgreich, der Olympiasieg ging an Jean-Claude Killy.

„Eine große Ungerechtigkeit war’s natürlich“, sagt Schranz heute. Verbitterung? Nein. „Man kommt über alles hinweg.“ Doch wenn er heute Skirennen schaut, denkt er manchmal daran zurück.

Vom Dorfrennen zum Weltmeister

Der Weg des heute 86-jährigen St. Antoners begann, wie so viele Tiroler Skikarrieren, auf heimischen Pisten. „Bei uns hat’s immer das Kandahar-Rennen gegeben“, erinnert sich Schranz. Als Kind stand für ihn schnell fest: „Das will ich auch!“

Ein früher Förderer war der Trainer Toni Spiss – selbst ein Ausnahmetalent auf der Slalomstrecke. Und so kam Schranz in die Jugend-Nationalmannschaft. Bei der Meisterschaft in Zell am See machte er erstmals richtig auf sich aufmerksam: „Ich hab mit sechs Sekunden Vorsprung gewonnen. Da hab ich gemerkt, es geht doch was!“

17 Jahre Weltspitze – dann kam Sapporo

Schranz blieb 17 Jahre lang im Skizirkus – ein Ausnahmesportler seiner Zeit. Er holte zahlreiche Siege, doch der größte Schlag kam 1972: Bei den Olympischen Spielen in Sapporo durfte er plötzlich nicht mehr starten.

„Das war noch die größere Sauerei“, sagt er rückblickend. Der Grund: eine Entscheidung des IOC, die Athleten mit Werbeverträgen ausschloss. Schranz war betroffen – und trat enttäuscht zurück. „Ich habe keinen Sinn mehr gesehen.“

Rückzug? Nicht ganz.

Auch nach dem Rücktritt blieb Schranz dem Skisport treu. Er setzte sich erfolgreich dafür ein, dass St. Anton 2001 die Alpinen Skiweltmeisterschaften austragen durfte – ein Herzensprojekt. Mit seinem Netzwerk und politischen Kontakten ebnete er den Weg.

„Ich hatte ein gutes Netzwerk – bis tief in die Politik hinein“, sagt Schranz. Auch das eigene Hotel in St. Anton wurde zur Lebensaufgabe. Heute führt es seine Familie, während er es ruhiger angehen lässt.

Ein Blick zurück – ohne Groll

Über Jean-Claude Killy, der nach Schranz' Disqualifikation Olympiasieger wurde, sagt er: „Er war ein großartiger Skifahrer, aber das hat er nicht gewonnen.“ Kontakt gibt es nach wie vor – doch über das Rennen von damals reden die beiden nicht. „Er hat gesagt, über das möchte er nicht sprechen. Und ich weiß warum.“

Dennoch – kein Groll, keine Wut. Schranz ist heute ein Zeitzeuge mit Weltklasse-Karriere, der auf bewegte Jahre zurückblickt und seinen Frieden mit der Vergangenheit gefunden hat.

Quelle: LÄNDLE TV

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