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Ski-Sicherheitsdiskussion: Anzüge wie bei den "Adlern"

Die Verletztenliste im Skizirkus ist lang. Und die Diskussion um die Sicherheit neu entfacht. Der Internationale Skiverband (FIS) ruft als Sofortmaßnahme in Gröden eine Expertengruppe auf den Plan.

Nicht erst seit den aktuellen Vorfällen macht sich Rainer Salzgeber, Rennsportleiter bei Skihersteller Head, Gedanken über eine Entschärfung der Situation. Die oft debattierte Änderung bei der Ski-Taillierung kann er sich allerdings nicht vorstellen: „Wir produzieren bereits die Rennmodelle für 2010/11.“ Eine Anpassung wäre daher frühestens in der Saison 2011/12 möglich. „Aber wir haben, als die Ski breiter normiert wurden, bereits mit der Erzeugung des Prototyps gewusst, dass die Geschwindigkeiten viel höher werden. Für mich ist es nicht der Stein der Weisen, auf das alte Reglement zurückzukehren.“

Rennanzüge verändern

Salzgeber hat zwei Ansätze, den Skirennsport sicherer zu machen. „In erster Linie müsste man einmal über die Bekleidung diskutieren.“ Moderne Rennanzüge haften praktisch wie eine zweite Haut am Körper und sind extrem windschlüpfrig. „Beim Skispringen muss der Anzug eine gewisse Luftdurchlässigkeit haben, damit die Flüge nicht zu weit gehen. Wenn wir das in den alpinen Skisport übertragen würden, hätten wir schon viel gewonnen. Und warum gehen wir nicht im Slalom zurück zur alten Jethose? Das wäre doch auch gegenüber dem Konsumenten viel authentischer.“ Zweiter Ansatzpunkt für den Ex-Weltcupfahrer ist die Streckenpräparation. „In Beaver Creek gab es total unterschiedliche Pistenverhältnisse. Da war eine Kurve vereist, die nächste wieder extrem griffig. Und bei minus 25 Grad wird der Schnee, wie man sagt, aggressiv und schnittig.“ Salzgebers Vorschlag: die FIS sollte rund um Renndirektor Hans Pieren zwei Teams bestimmen, die die Rennstrecken kontrollieren und die darum bemüht sind, für gleiche Bedingungen zu sorgen. Ausgereizt findet Salzgeber die Diskussion um die Kurssetzungen. „Damit es mit dem Tempo herunter geht müsste man mehr Tore aus der Richtung setzen. Damit würden die Kurvenradien bei den Schwüngen enger werden, gleichzeitig erhöht sich damit die Sturzgefahr. „Beim Super-G in Val dIsere hat man gesehen wohin das führt: der Kurs war kaum noch zu fahren, es gab viele Ausfälle und gefährliche Situationen.“ Patrick Wirth, für die Rennabteilungen von Nordica und Blizzard verantwortlich, sieht in der Änderung des Skimaterials ebenfalls nicht die Lösung des Problems. „Wir bei Nordica fahren von Haus aus mit schmäleren Ski. Und trotzdem hat sich T.J. Lanning in Lake Louise schwer verletzt.“ Den Sturz des Amerikaners bezeichnet Wirth als „Pech, so etwas kann immer passieren. Thomas hat an der schnellsten Stelle der Piste einen Schlag bekommen, da gab es nichts mehr zu korrigieren.“

Kein Problem mit dem Material

Der Bregenzerwälder führt an, das z. B. John Kucera relativ harmlos gestürzt sei und auch Technikspezialisten wie Jean-Baptist Grange oder Niki Hosp zu den Verletzungsopfern gehören. „Wenn es etwas gibt, das zur Sicherheit beiträgt, ist die Ski-Industrie sicher nicht dagegen. Wir haben jetzt aber eine Rennläufer-Generation, die es gewöhnt ist, mit dieser Taillierung und der Standhöhe umzugehen. Würde man in diesem Bereich etwas ändern, müssten sich die Läufer ex­trem umstellen.“

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