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Ski-Drama um Liebespaar

Als Führende im Gesamtweltcup waren Marlies Schild und Benjamin Raich zur finalen Woche im Alpinen Ski-Weltcup 2006/2007 auf der Lenzerheide gereist.

Am Samstag im jeweils vorletztem Rennen passierte in beiden Fällen die dramatische Wende:

Raich schied bereits im ersten Riesentorlauf-Durchgang aus und hat nun 97 Punkte Rückstand auf den Norweger Aksel Lund Svindal, Schild blieb nach Fehlern im Slalom-Finallauf ohne Punkte und musste Teamkollegin Nicole Hosp um 30 Zähler davonziehen lassen.

Das Duo Schild/Raich geht daher mit Nachteilen in den entscheidenden Sonntag, der für die Herren den Slalom und die Damen den Riesentorlauf bringt. Dennoch gaben sich beide kämpferisch.

Das berühmteste Liebespaar im Alpinen Skizirkus hatte vom Foto für das Familienalbum geträumt, auf dem beide mit den Großen Kristallkugeln vom Podest lachen. „Das ist ein großes Ziel von uns“, hatte Schild noch am Donnerstag gemeint. Die 25-jährige Salzburgerin wie der 29-jährige Tiroler hatten dann in den Speedbewerben in Graubünden alles geben und ihr Vorhaben unterstrichen. Mit den Rängen 2 in der Abfahrt und 3 im Super G verschaffte sich Schild einen vorzeitigen „Matchball“, mit den Plätzen 13 in der Abfahrt und 2 im Super G hielt sich Raich in der Pole Position vor den technischen Bewerben.

Und ausgerechnet, als es aussah, als bräuchten Schild und Raich nun nur noch auf ihre Fähigkeiten vertrauen und ihre Pflicht erfüllen, verdunkelte sich der Himmel. Erstmals im Laufe dieser Woche waren am Samstag Wolken über Lenzerheide aufgezogen, und erstmals unterliefen den Vorzeigesportlern gravierende Fehler. Den Ausfall von Raich verfolgte die Freundin auf dem Fernseher mit, die zwei Patzer von Schild im Slalom nach Platz zwei zur Halbzeit blieben dem Freund nicht verborgen.

„Jetzt ist natürlich eine große Leere da“, sagte Raich im Zielraum. Er will am Sonntag noch einmal alles geben, um die minimale Chance doch noch zu nützen. „So lange es möglich ist, gebe ich Gas.“ Schild wirkte tapfer, äußerte sich aber nicht näher zu ihrem Gemütszustand: „Meine Chancen sind jetzt natürlich gering, aber noch am Leben. Ich gebe mich nicht geschlagen. Das Blatt kann sich, wie man sieht, sehr schnell wenden.“

Während es also bei den Herren Österreich oder Norwegen heißt und deshalb bezüglich des Gesamtweltcups die ganzen guten Wünsche und Hoffnungen auf Benni Raich gerichtet sind, lautet das Duell bei den Damen Österreich gegen Österreich, was am Samstag den Betreuern viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen abverlangte.

Für die ÖSV-Statistik ist es letztendlich aber egal, ob die Gesamtsiegerin Marlies Schild oder Nicole Hosp heißt. Nicht vergessen darf man allerdings, dass es im Herren-Slalom noch um die kleine Kristallkugel zwischen zwei Österreichern geht, Mario Matt hat 15 Zähler Vorsprung auf Raich und kann logischerweise keine Schützenhilfe geben, weil er selbst abräumen will.

Und auch wenn die Chance auf einen Schild-Raich-Doppelpack vielleicht nicht mehr so schnell kommen wird, und die Geschichte eine ebenso schöne wie unvergleichliche wäre – eines darf man ebenfalls nicht vergessen: Die Nervenstärke und der Kampfgeist der Nicole Hosp, die sich als Weltmeisterin am Sonntag auch noch den Disziplinweltcup holen will, verdienen allergrößten Respekt. Ebenso die grandiose Vorstellung von Svindal beim Saison-Kehraus, der mit drei Siegen in bisher drei Rennen auf der Lenzerheide ein ebenso verdienter wie würdiger Gesamtweltcupsieger wäre.

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