Simmering: Gäste prügelten Kellner spitalsreif

“Er hat mi sehr mies behandelt. Berufsbedingt bin i bei Geld sehr haklig”, beschwerte sich eine 40-Jährige am Donnerstag im Landesgericht, die mit ihrem eigenen Beisl in den Konkurs geschlittert war. Damit rechtfertigte sie, dass sie mit ihren beiden Begleitern den Kellner krankenstandsreif schlug.

Der Mann habe sie nicht nur übers Ohr hauen wollen, sondern auch am Mantel gepackt. “Da bin i geschädigt durch meinen Ex-Mann. Der hat mi a immer am Hals packt”, erfuhr Richterin Sonja Höpler-Salat. Sie habe also “dem unfreundlichen Herrn” einen Tritt verpasst.

Als dieser die Frau empört von sich schubste, erwachten die Beschützerinstinkte ihrer beiden Begleiter. Der eine, ein 40-jähriger Sozialbetreuer, bugsierte den Angestellten ins Eck, der andere, ein wegen mehrfacher Körperverletzung vorbestrafter Automechaniker (32), ließ seine Fäuste sprechen.

“Die ham a Viertelstund mit mir g’rauft. Am Ende war i rien ne va plus. I war der Ohnmacht nahe”, berichtete der 46-Jährige Kellner. Aschenbecher und Gläser hätten die rabiaten Gäste nach ihm geschmissen, selbst als er am Boden lag, sei auf ihn eingetreten worden. Zwei Wochen konnte er nicht mehr arbeiten gehen, weil er nachgewiesenermaßen eine Schädelprellung, zahllose Blutergüsse, Quetschungen und Zerrungen am ganzen Körper davon getragen hatte. Er beharrte im Zeugenstand darauf, sich – was das Zahlen betrifft – nicht geirrt zu haben: “Die letzten Seidl schulden die mir heit no!”

Der vorbestrafte Mechaniker wurde wegen schwerer Körperverletzung zu fünf Monaten unbedingt verurteilt. Die beiden anderen, bisher unbescholtenen Missetäter kamen glimpflicher davon: Die Richter machte von der Diversion gebrauch. Gegen Zahlung von 200 Euro und der Bereitschaft zur Erbringung sozialer Arbeiten entgingen sie einer Verurteilung.