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Silber für Markus Rogan

Der österreichische Schwimmsport hat seine erste Olympia-Medaille seit 92 Jahren! Markus Rogan gewann am Montag im Finale über 100 m Rücken Silber, besiegt nur von Weltmeister Aaron Peirsol.   | Reaktionen

Es ist dies nach drei Wettkampftagen das erste Edelmetall des 74-köpfigen ÖOC-Teams bei den XXVIII. Sommerspielen. Minuten nach dem Anschlag stand der 22-Jährige noch immer im Bann des spannenden Rennverlaufs und der Eindrücke in den Sekunden nach der Entscheidung: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es war einfach ein Super-Rennen. Ich war irrsinnig nervös, wie man eben in einem Olympia-Finale nervös ist”, erklärte Rogan. „Aber eigentlich war es eine Mannschaftsleistung. Als mir heute Früh die Schulter wehgetan hat, haben mir viele vom Team zugesprochen. Auch Werner Schlager hat gesagt: ’Das machst du, du schaffst das.’”

Das Rennen schien für den Doppel-Europameister dann allerdings schon verloren, als er bei der Wende nur als Achter anschlug. Was aber dann folgte, war eine Aufholjagd sondergleichen. „Ich hab’ gewusst: Hey Burschen, der zweite 50-er gehört mir, ihr könnt auf dem ersten machen, was ihr wollt. Aber gut, dass ich nicht gewusst habe, wie weit ich hinten war.” Sogar auf Peirsol holte er in den verbleibenden 28 Sekunden 49/100 auf, auf diese Weise war er vor drei Jahren bei den Weltmeisterschaften in Fukuoka übrigens ebenfalls noch auf Platz zwei gestürmt. Diesmal hatte es aber schon Methode. „Die Wende und die Tauchphase habe ich mit Robert (Anm.: Trainer Michlmayr) und Peter (Anm.: US-Trainingskollege Marshall) super eingestellt.” Die Video-Analyse eines in der vorolympischen Woche in Linz gemachten Tests hat sich also voll rentiert, die paar gewonnenen Hundertstel entschieden über Medaille ja oder nein. Denn nur eine Hundertstel hinter Rogan wurde Morita nach der zweitbesten zweiten Länge Dritter. Weltrekordler Lenny Krayzelburg schlug weitere zwei Hundertstel dahinter an. Das Hundertstel-Glück war also diesmal auf Rogans Seite, nachdem er im Mai EM-Gold um 1/100 verpasst hatte.

Seine Gefühle so kurz nach dem großen Triumph, dem der österreichische Schwimmsport fast ein Jahrhundert nachgelaufen war, konnte er vorerst noch nicht so richtig in Worte kleiden, meinte aber dann: „Ich fühl’ mich einfach österreichisch”, kam wieder einmal der Patriot aus ihm heraus. „Das ist ein Traum, den ich 15 Jahre lang hatte: Eine Medaille bei Olympia zu gewinnen.” Bei der anschließenden Siegerehrung war Rogan fast logisch in eine rot-weiß-rote Fahne gehüllt und bekam wie alle anderen Athen-Olympioniken einen Lorbeerkranz auf den Kopf gesetzt.

Steckbrief von Markus Rogan
Geboren: 4.5.1982 in Wien
Wohnort: Wien
Größe/Gewicht: 1,95 m/91 kg
Familienstand: ledig
Verein: SV Schwechat
Beruf: Selbstständig
Hobbys: Basketball, Football, Musik, Amerika, Tanzen, Radfahren
Homepage: –

In 15 Jahren vom Bade-Urlaub in den Schwimm-Olymp
Markus Rogan gehen die Superlativen offenbar nicht aus. In regelmäßigen Abständen hat der 22-Jährige in den vergangenen drei Jahren sportliche Höhepunkte in Serie gesetzt. Noch vor nicht einmal vier Jahren deutete kaum etwas auf diese Entwicklung hin. Bei den Spielen in Sydney 2000 war er baden gegangen, weil seine Selbsteinschätzung mit seinem Können nicht mithalten konnte. Erstmals ahnte er, aus welchem Holz die ganz Großen des Sports geschnitzt sein müssen. Von da an begann sein persönlicher Vierjahresplan zu laufen, in der Ausbildung und im Sport. Teil eins schloss Rogan im Juni an der Stanford-Universität ab, Teil zwei nun im „Olympic Aquatic Center“ von Athen. Seine Mission bei seinen zweiten Spielen ist aber noch nicht erfüllt, stehen seine favorisierten 200 m Rücken doch noch aus

Rogan ist für den österreichischen Sport und seine Jugend unverzichtbar geworden, als sportliches und menschliches Vorbild. In diesem Sommer feiert der Vize-Weltmeister von 2001 sein 15-jähriges “Schwimm-Jubiläum”, es begann während eines Familienurlaubs in Tunesien. Nach zehn Jahren ASV Wien kam Rogan über SV Schwechat zu Michlmayr, mit dem er nach seiner heurigen Rückkehr aus den Staaten nun ständig zusammen arbeitet.

Österreichs bisherige Olympia-Medaillen im Schwimmen:

GOLD (2/davon 1 bei den Zwischenspielen):

  • 1896 Athen: Paul Neumann (500 m Kraul)
  • 1906 Athen (Zwischenspiele): Otto Scheff (400 m Kraul)

SILBER (4):

  • 1900 Paris: Karl Ruberl (200 m Rücken) Otto Wahle (1.000 m Kraul) Otto Wahle (200 m Hindernis)
  • 2004 Athen: Markus Rogan (100 m Rücken)

BRONZE (7/davon 2 bei den Zwischenspielen):

  • 1896 Athen: Otto Herschmann (100 m Kraul)
  • 1900 Paris: Karl Ruberl (200 m Kraul)
  • 1904 St. Louis: Otto Wahle (440 Yards Kraul)
  • 1906 Athen (Zwischenspiele): Otto Scheff (Meile Freistil) Otto Satzinger (Wasserspringen – Turm)
  • 1908 London: Otto Scheff (400 m Kraul)
  • 1912 Stockholm: Margarete Adler, Klara Milch, Josephine Sticker, Berta Zahourek (4 x 100 m Kraul)

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