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Siemens-Affäre: Telekom-Vorstand muss gehen

Die Affäre um schwarze Kassen und Schmiergeldzahlungen beim Münchner Elektrokonzern Siemens hat Auswirkungen bis in die Chefetage der Deutschen Telekom.

Der für die Geschäftskundensparte T-Systems zuständige Vorstand Lothar Pauly räumt seinen Posten, wie die Telekom am Donnerstag mitteilte. Pauly war Vorstand der Siemens-Kommunikationssparte, bevor er 2005 zur Telekom wechselte.

Das deutsche Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hatte im April berichtet, aus E-Mails aus dem Jahr 2000 gehe hervor, dass Pauly über Schmiergeldzahlungen in Millionenhöhe informiert gewesen sein könnte. Die Münchner Staatsanwaltschaft wollte sich auf Anfrage nicht zu Berichten äußern, sie führe auch gegen Pauly ein Ermittlungsverfahren.

Pauly habe den Aufsichtsrat gebeten, ihn von seinen Aufgaben zu entbinden, teilte die Telekom mit. Der Präsidialausschuss des Aufsichtsrats habe empfohlen, dieser Bitte zu entsprechen. Der 48-Jährige werde „im besten gegenseitigen Einvernehmen“ ausscheiden, betonte das Unternehmen.

Der Rücktritt von Pauly sei keinesfalls als Schuldeingeständnis zu werten, hieß es aus Telekom-Führungskreisen. Pauly habe aber dem Umstand Rechnung tragen wollen, dass – gerade in der gegenwärtigen Lage – ständige Spekulationen um einen der Vorstände dem Unternehmen nicht gut täten.

Pauly war bei der Telekom nicht nur für T-Systems verantwortlich, sondern auch konzernübergreifend für das Netz, die interne Computertechnik sowie den zentralen Einkauf. Seine Aufgaben übernimmt bis zur Benennung eines Nachfolgers Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick, der eben erst von dem neuen Personalvorstand Thomas Sattelberger als kommissarischer Personalchef abgelöst worden war.

Keinen Einfluss hat der Rückzug Paulys nach Einschätzung aus Unternehmenskreisen auf die Gespräche mit potenziellen Investoren, die bei T-Systems einsteigen sollen. Telekom-Chef Rene Obermann hatte angekündigt, er suche für das Großkundengeschäft von T-Systems einen oder mehrere strategische Partner. Damit solle die Wettbewerbsfähigkeit der Sparte vor allem bei internationalen Kunden verbessert werden.

Inzwischen hat die Telekom nach eigenen Angaben Kontakte mit mehreren Interessenten aufgenommen, die nach einer Vorauswahl in Verhandlungen münden sollen. Wie es hieß, war Eick von Anfang an an diesen Gesprächen beteiligt, so dass durch den Ausfall von Pauly keine Brüche entstehen dürften.

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