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Siedler 6: Aufstieg eines Königreichs

Wuselspaß wie dereinst im sechsten Teil der Siedler-Reihe.
Wuselspaß wie dereinst im sechsten Teil der Siedler-Reihe. ©Waibel
Die Siedler haben spätestens seit dem Launch von Teil zwei eine große Fangemeinde. Und wenn auch kaum ein Siedlerteil mein Interesse weckte: Teil 6 macht Spaß! 

Neu bedeutet nicht immer besser, das bekam Entwickler Blue Byte in der Vergangenheit schon zu spüren. Besonders Teil fünf war nicht ganz unumstritten. Mit Teil sechs versucht das Studio nunmehr zu den Wurzeln der Serie zurückzukommen und gleichzeitig technisch auf der Höhe der Zeit zu sein.

Nach einem kurzen Intro, geprägt vom neuen, durchaus wieder knuffigen Grafiklook geht’s sanft in den Einzelspielermodus. Selbst Genreneulinge kommen sofort zurecht, das Game ist sehr einsteigerfreundlich. Vor jeder Mission wird die selbige von einem von fünf Rittern erklärt, die einem im Verlauf der Kampagne nach und nach zur Verfügung stehen. Jeder von ihnen wartet mit speziellen Fähigkeiten und Boni auf. Zumeist geht es darum, neutrale Dörfer vor Überfällen zu schützen oder mit dringend benötigten Waren zu beliefern.

Den Beginn einer Mission markieren drei im weiteren Spielverlauf aufrüstbare Gebäude, eine Kirche, ein Lagerhaus und die Burg des Burgherrn. Dann geht’s an den gemütlichen Aufbauteil, eine Siedlung soll hochgezogen werden, die Grundlage bildet wie üblich der Holzfäller. Auffallend die erste Neuerung: Die emsigen Arbeiter tragen alle Rohstoffe vorerst ins Lagerhaus, von wo aus sie von den weiterverarbeitenden Betrieben abgeholt werden. Deshalb wird man idealerweise rund um das Lagerhaus weitestgehend kompakt bauen, um die Wege zu optimieren. Steinmetze sorgen für den Rohstoff für fortgeschrittene Gebäude. Die Nahrungsbeschaffung gliedert sich in tierische und pflanzliche Ressourcen, mit einem Patch kann das komplette Spiel demnächst für Vegetarier umgemodelt werden. Fortan dürfen Rehe, Schafe und Rinder glücklich ihr Dasein fristen, bis sie an Altersschwäche umkippen. Das neue imposante Wettersystem zwingt dabei zu umsichtiger Vorratshaltung. Da im Winter nix wächst und auch die Flüsse zufrieren und die Kühe keine Milch geben, sollte anhand des Wetterkalenders gut geplant werden, damit die Siedler im harten Winter nicht hungern müssen. Daneben wird wie üblich nichts weggeschmissen, Häute werden wie auch die Wolle von Schafen zu Kleidung und Schlachtabfälle zu Seife verarbeitet.

Jede Mission hat Ziele, die es zu Erreichen gibt, wenn diese erreicht sind, steigt der Ritter auf Wunsch in einen neuen Rang auf, wobei neue Baumöglichkeiten freigeschaltet werden, aber auch immer neue Bedürfnisse der Bewohner zu erfüllen sind. Cool: Die jeweilige Voraussetzungen für den Aufstieg sind auch gleichzeitig die Produktionsgebäude für Waren, die nach dem Aufstieg von den anspruchsvollen Siedlern gefordert werden. Wenn alles glatt läuft, und die Siedlung floriert, freut sich das Geldsäckel über einen Haufen Steuergelder, die zum Kauf von Waren, Bezahlung von Schutzgeld an Banditen oder den Sold für die Armee verwendet werden kann. Militärische Einheiten können übrigens erst nach Erreichen einer bestimmten Stufe ausgebildet werden. 

Damit der Aufbau der Siedlung zügig vonstatten geht, dürfen die Gebäude in drei Stufen aufgewertet werden, wozu Rohstoffe vonnöten sind. Dafür werden die im Gebäude produzierten Waren schneller geliefert, da fortan in der höchsten Stufe ein flotter Karren verkehrt, der die Güter ins Lagerhaus bringt. Zudem wird in den Gebäuden optimierter produziert.

Solange nun die Siedler alles bekommen, was sie brauchen und nicht am Marktplatz streiken, floriert die Siedlung, zur Steigerung des Ansehens der Stadt und zur Hebung der Moral der Bewohner können Feste abgehalten oder Predigten in der aufrüstbaren Kirche zum besten gegeben werden. Angenehmer Nebeneffekt: Durch die Kollekte werden zusätzliche Mittel in die Stadtkasse gespült.

Weitestgehend bedarf es zur Erreichung der Missionsziele Zeit, schwer sind sie zumindest für alte Siedler Profis nicht. Wer sich nicht lang mit dem Gewusel seiner Untertanen abgeben will, drückt den Zeitbeschleunigungsknopf. Weiter geht’s mit dem Ausbau der Stadt, weitere Territorien wollen erschlossen werden. Wälder sind mit der Zeit nämlich abgeholzt, Wildbestände erschöpft, Steinbrüche leergeklopft. So begibt sich der Ritter auf seinem Ross auf Tour, um mitten in der Einöde einen Außenposten in Form eines Turms anzulegen, der fix von einem herbeigeeilten Baumeister hochgezogen wird. So erweitert sich der Funktionsradius der Siedlung. Dorthin sollte rasch ein Weg gepflastert werden, damit der Rohstoffnachschub schneller anrollt. Lange Laufwege zwischen Rohstoffquelle und Lagerhaus, und von da aus zum verarbeitenden Betrieb sorgen nämlich rasch zu Rohstoffknappheit und einer Unzufriedenheit der Bevölkerung, die fortan mit sichtbaren Symbolen über dem Kopf nach dem benötigten fordernd auf dem Marktplatz streikend demonstrieren. Ersatzweise kann man mit Siedlungen, mit denen man bereits in Kooperation steht, Handel treiben, dazu muss aber der Ritter jeweils zur Siedlung reiten. Glücklicherweise geht das mit dem Pferd recht fix. Verkaufen kann man überschüssige Rohstoffe und Güter übrigens ganz einfach jederzeit an den meistbietenden Verbündeten über das Menü.  

Der Actionpart kommt für Strategen zu kurz. Zu bescheiden sind die Möglichkeiten, zu einfach geht es mit einer Überzahl von Soldaten, aus jedem bewaffneten Konflikt als Sieger hervorzugehen. Sicherheitsbedürftige Naturen können sich aber auch jederzeit mit dicken Mauern einigeln, was im fertigen Zustand sehr beeindruckend aussieht. Überhaupt ist Siedler 6 mehr ein genüssliches Aufbauspiel ohne Zeitdruck, als ein fordernder Strategietitel.

Im Mehrspielermodus, der mit bis zu sieben weiteren Rittern lokal oder via Internet gezockt werden kann, baut man entweder allein eine Siedlung auf und kämpft dann gegen die bis zu sieben Opponenten oder schließt Bündnisse, um Ziele zu erreichen, die man alleine schwer erreichen könnte.

Technisch ist die Siedler 6 ein echter Leckerbissen. Ein gut motorisiertes System vorausgesetzt, freut man sich über liebevoll gestaltete Städte, knuffige Bewohner, ein beeindruckendes Wettersystem und stimmige Ausleuchtung der Maps. Die Wälder hätten einen Tick mehr an Details vertragen können, allerdings beschränkt sich der Fokus des Betrachters ohnehin meist auf seine Siedlung. Das Interface ist sehr intuitiv angelegt, vieles muss aber erst durch Trial and Error erlernt werden. Der Sound ist sehr stimmig, die Musik passt zur Idylle, die Sprachausgabe ist witzig, wenn sie sich auch bald wiederholt.

 

Fazit:

Mit dem sechsten Teil der Siedler Serie kommen die Entwickler wieder zurück zu den Wurzeln. Allerdings sehen sich viele Fans und langjährige treue Anhänger der Serie etwas unterfordert. Mit dem aktuellen Teil kommen selbst Einsteiger sofort zurecht, und auch Nichtzocker der bisherigen Teile fühlen sich durch die liebevolle Gestaltung sehr angesprochen. Selbst mir, der kaum einen Siedlertitel länger als 15 Minuten gezockt hat, gefällt das Game sehr. Als bekennender Vegi bin ich sehr gespannt auf den kommenden Patch, mit dem das Game auf die Vegetarier-Edition gepatcht wird.  Summa Summarum ist Die Siedler Aufstieg eines Königreichs besonders für Neueinsteiger interessant, wird kaum jemand überfordern und ist sehr jugendtauglich. Geschenktip für Weihnachten!

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