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Seuchengefahr nach Erdrutsch in Darfur

Nach dem Erdrutsch in Darfur drohen Seuchen
Nach dem Erdrutsch in Darfur drohen Seuchen ©APA/SUDAN LIBERATION MOVEMENT/ARMY
In den Marrah-Bergen in der sudanesischen Region Darfur hat nach einem Erdrutsch, der am Sonntag ein ganzes Dorf begrub, ein Wettlauf gegen die Zeit begonnen. Angesichts der bis zu 1.000 Toten und etwa 5.000 unter den Schlammmassen begrabenen Tieren drohen die Verunreinigung des Wassers und Seuchen, sagte Francesco Lanino von der Hilfsorganisation "Save the Children". Zudem drohten weitere Schlammlawinen.

Bisher seien 300 Leichen in dem Dorf Tarsin geborgen worden, sagte er. Wie viele Menschen noch unter den Schlammmassen begraben sind, ist ungewiss. Die Miliz SLM/A, die die Region kontrolliert, hatte von tausend Toten gesprochen. Ein UNO-Sprecher hatte sich zurückhaltender geäußert: Lokalen Quellen zufolge könne die Opferzahl zwischen 300 und 1.000 Menschen liegen, später sei lediglich noch von zahlreichen Toten die Rede.

Ein elfköpfiges Team von "Save the Children" war am späten Donnerstagnachmittag auf Eseln als erste Helfer im Katastrophengebiet eingetroffen - nach zehn Stunden aus der 22 Kilometer entfernten Stadt Golo. Inzwischen hätten es am Freitag auch Mitarbeiter anderer Organisationen vor Ort geschafft, so Lanino. Die Helfer, die durch unwegsames Gelände und über zerstörte Straßen nur schwer vorankamen, versuchten nun sich um die etwa 150 Überlebenden zu kümmern, unter ihnen 40 Kinder. 

Traumatisierte Überlebende

"Die Menschen haben alles verloren", so Lanino. "Sie sind traumatisiert und wissen nicht, wohin." Außer einheimischen Dorfbewohnern hätten sich in dem Dorf auch zahlreiche Flüchtlinge aufgehalten. Sie glaubten, in dem entlegenen Gebiet einen sicheren Hafen vor dem Bürgerkrieg im Sudan gefunden zu haben - bis es zur Katastrophe kam. "Der halbe Berg ist weggerutscht", sagte Lanino über das Unglück am Sonntagnachmittag, als die meisten Menschen zu Hause waren. 

Es mangelt an allem

In der Region gab es bereits vor dem Erdrutsch einen Choleraausbruch, nun steigt das Risiko, durch verunreinigtes Wasser zu erkranken, noch weiter. In Golo, der nächstgrößeren Stadt, gebe es auf dem örtlichen Markt keine Hilfsgüter. "Wir haben Medikamente, Chlortabletten und Plastikplanen aus unserem eigenen Lager mitgebracht. Aber es gab auch nicht genug Esel, um mehr in das Gebiet zu bringen", schilderte Lanino die Herausforderungen. 

Unklar sei auch, wo die Überlebenden untergebracht werden können. Einige seien in umliegenden Dörfern untergekommen, andere vorerst obdachlos. "Je nachdem, welcher ethnischen Gruppe die Menschen angehören, ist es für sie nicht überall in Darfur sicher." Vor allem die Binnenflüchtlinge unter den Überlebenden hätten Angst vor der Unterbringung in einem Flüchtlingslager, weil diese in den vergangenen Monaten wiederholt das Ziel von Angriffen der paramilitärischen Miliz RSF waren, die große Teile von Darfur kontrolliert.

(APA/dpa)

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