Serbische Justiz nimmt Vermögen Mladics ins Visier

Die juristische Grundlage für Finanzermittlungen und die eventuelle Beschlagnahme seines Vermögens in Serbien, Bosnien-Herzegowina und Mazedonien sollen laut der Tageszeitung “Blic” die Ermittlungen gegen eine ehemalige bosnisch-serbische Militäreinheit liefern.

Nach Angaben der Zeitung wurden in Belgrad Vorermittlungen gegen die frühere zehnten Diversionsgruppe der bosnisch-serbischen Streitkräfte eingeleitet, die sich im Sommer 1995 unter dem unmittelbaren Kommando von Mladic befand. Die Angehörigen der Gruppe – etwa 20 Personen – stehen unter dem Verdacht, für die Erschießung von rund 1.800 Muslimen in Srebrenica verantwortlich gewesen zu sein. In der im Jahr 1995 erhobenen Anklage gegen Mladic wurde die Rolle der Diversionsgruppe nicht ermittelt.

Belgrad hatte laut “Blic” am Dienstag die Zustimmung des UNO-Chefanklägers Serge Brammertz für die Strafverfahren gegen Mladic erhalten, die sich nicht auf die durch die Haager Anklage erfassten Straftaten beziehen.

Die Familie des flüchtigen Haager Angeklagten dürfte laut der Zeitung demnächst ohne das Haus und die Wohnung in Belgrad bleiben. Auch ein dreistöckiges Ferienhaus im mazedonischen Dorf Brodec sowie Immobilien in Sarajevo und Umgebung gerieten in das Visier der Ermittler. Zudem werden die Geschäfte der Computerfirma von Mladics Sohn Darko geprüft.

Mladic hatte seine Militärkarriere als jugoslawischer Offizier 1965 in Mazedonien gestartet. In den Ruhestand wurde er offiziell durch einen Beschluss des jugoslawischen Präsidenten Vojislav Kostunica im Februar 2001 versetzt, als er längst wegen Kriegsverbrechen angeklagt war. Vor dem UNO-Tribunal wird sich der ehemalige Offizier wegen Völkermordes in Srebrenica und anderer Kriegsverbrechen während des Bosnien-Krieges (1992-1995) zu verteidigen haben.