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Sennentuntschi

Die Schweizer Form einer Sexpuppe für Almbewohner, das sogenannte "Sennentuntschi", steht ab Freitag im Mittelpunkt eines kruden Mystery-Thrillers mit im wahrsten Sinne sagenhaftem Hintergrund.
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Mit genügend Absinth im Blut wird offenbar auf einsamen Berghütten dem aus Besen und Tüchern gebastelten Lustobjekt Leben eingehaucht, um fortan den unzüchtigen Sexualtrieb der Senner zu befriedigen. Doch der Sage nach, die auch dem Film des Schweizer Regisseurs Michael Steiner zu Grunde liegt, nimmt die tatsächlich erwachte Puppe schließlich bitterböse Rache.

In der Schweiz war das Horror-Märchen mit dem Burgschauspieler Nicholas Ofczarek in der Hauptrolle ein Riesenerfolg: Mehr als 100.000 Zuschauer sahen den Film im Kino, nachdem zuvor die Filmfirma während der Produktion pleitegegangen war und lange nicht sicher war, ob der Streifen überhaupt veröffentlicht werden würde. In Österreich und Deutschland läuft “Sennentuntschi” nun in einer synchronisierten Fassung mit Schweizer Anklängen an – in der Hoffnung, dass sich auch das heimische Publikum von den ungewöhnlichen Vorgängen in einem Schweizer Alpendörfchen schocken lässt.

Der Film beginnt mit einem auf Rotkäppchen stilisierten Skelettfund beim Pilze Sammeln, um schließlich in einer langen Rückblende von einem Kriminalfall in den 1970er Jahren zu berichten. Damals, heißt es in der Erzählung, wurde in dem Dorf ein Mitarbeiter des Pfarrers erhängt aufgefunden – und der Kirchenmann erkannte schnell eine verschreckte junge Frau, die dreckig und stumm aus dem Wald auftauchte, als dämonische Gesandtin, die es auf die Bewohner abgesehen hat. Nur der Dorfpolizist Reusch (Ofczarek) fing an nachzuforschen, anstatt sich an der Hexenjagd zu beteiligen.

Seine Recherchen reichten bis hinauf zur entlegenen Berghütte, wo sich ein Senn mit einem flüchtigen Stadtmensch und einem zurückgebliebenen Hirtenbub vorwiegend mit Absinth und bald auch mit einer nur allzu lebendigen “Tuntschi” vergnügten. Nur langsam werden dem Zuschauer die Verbindungslinien zwischen Bürgermeister und Bergbauern, zwischen Mob und Missbrauch, zwischen Doppelmoral und Wahnsinn offengelegt, nur langsam entdeckt man gemeinsam mit Reusch, welch heftige Tragödie sich im Angesicht der bildgewaltigen Bergwelt abgespielt hat.

Ofczarek liefert ebenso wie Roxane Mesquida eine beeindruckende Leistung ab, und Regisseur Steiner ließ mit anfangs gewöhnungsbedürftigem, dann aber intensivem und gewagtem Gestaltungswillen ein eigenwilliges Genrestück in den Schweizer Alpen entstehen. Zur Sage selbst mag man am Ende stehen, wie man will – fix ist, dass sie auch in Österreich offenbar eine gewisse Anziehungskraft ausübte. Schon Felix Mitterer hatte sich in seinem Drama “Die wilde Frau” an Teilen der Geschichte bedient. Und mit Superfilm, ORF und dem Filminstitut gab es auch gute österreichische Partner für das “Sennentuntschi”. (APA)

www.sennentuntschi.com