Sektenatlas

Das neue Buch der Wiener Autorin El Awadalla wirft zur Redlichkeit mancher schicker – weil alternativer – Strömungen in der Gesellschaft einige Fragen auf: Wieder hat sie in Sachen Sekten und Esoterik recherchiert, nach “Heimliches Wissen – Unheimliche Macht. Sekten, Kulte, Esoterik und der rechte Rand” hat sie mit “Kraftorte Geldquellen” einen Atlas über die in Österreich tätigen Sekten- und Esoterik-Gruppen und Strömungen zusammengestellt. Dem Leser sei an dieser Stelle empfohlen, den Begriff Atlas nicht allzu eng zu fassen -Awadalla ist ebenso prägnant wie hintergründig.

Die Ordnung des Buches ist eine geographische – die Autorin geht nach Bundesländern vor. Das bringt es mit sich, dass die “großen” Sekten wie Scientology, Mun (Vereinigungsbewegung), aber auch der über das ganze Land verstreute Satanismus-Kult mehrfach behandelt werden.

Doch nicht nur das “Gängige” handelt Awadalla ziemlich erschöpfend ab. Sie befasst sich auch mit der Neuen Medizin des Deutschen Ryke Geerd Hamers und seiner Anhänger in Österreich. In Kärnten nimmt sie unter anderem den österreichischen Ableger von Fiat Lux unter die Lupe. Selbst die Anthroposophie Rudolf Steiners erhält ihr Kapitel. Vor allem im Hinblick auf die von ihm begründeten Waldorf-Schulen weist Awadalla auf sein rassistisches Weltbild hin. Ebenso geht sie auf die Ufologie und ihre vielfältigen Verbindungen zu rechtsextremen Theorien ein.

>Wer sich heutzutage noch auf den Verstand und die Lebenserfahrung verlässt und glaubt, durch Nachdenken Einsichten zu gewinnen, ist hoffnungslos zurückgeblieben, meinen immer mehr Menschen aller Alters- und Berufsgruppen, die sich der Esoterik zuwenden”, lautet der erste Satz in “Kraftorte – Geldquellen”. Der Eindruck, dass der Verstand nicht in der Lage ist, den Esoterik-Boom in unserer Gesellschaft trotz ihrer oftmals offensichtlichen Abstrusität zu begreifen, wird bei näherer Lektüre des Buches von El Awadalla massiv verstärkt.