Seit sieben Jahren ohne Club: Wo sich die Bregenzerwälder Jugend heute trifft

Vor sieben Jahren schloss der letzte Bregenzerwälder Club. Das "E-Werk" wich 2016 der neuen Umfahrung in Andelsbuch. Nur der Stadel, der seither beim Autohaus Scalet als Motorrad-Ausstellungsraum dient, erinnert noch an das Nachtlokal. Schon seit Bekanntwerden der Schließung machen Bregenzerwälder Jugendliche mobil. Bisher gibt es jedoch noch keinen richtigen Ersatz. Auch die Wälderhalle, die eine neue Diskothek in "E-Werk"-Größe verspricht, lässt auf sich warten. VOL.AT ist daher der Frage nachgegangen, was die Jugend im Wald unternimmt, wenn es ums "Fortgau" geht.


"Es ist einfach extrem zäh"
"Ja, es ist schwierig", meint Elisabeth Walch zur aktuellen Situation. Im Sommer könne man ins Bezauer Clubheim gehen, erklärt die 16-jährige Schwarzenbergerin. "Aber das ist auch nur, wenn sie ein Match haben, sonst musst halt ans Land raus eigentlich." Mit dem "ans Land raus" ist im Bregenzerwald bekanntlich der Weg ins Rheintal gemeint. Im Clubheim des VfB Wälderhaus Bezau legen laut der jungen Wälderin unterschiedliche DJs auf, man müsse aber eine gewisse Clique haben, um im Bregenzerwald auszugehen. "Ich würde es schon cool finden, wenn hier was wäre", verdeutlicht sie. "Es ist einfach extrem zäh, wenn du keinen Führerschein hast, um irgendwie ans Land rauszukommen, mit diesen ganzen Busverbindungen. Also zum Beispiel ich komme nach halb sechs nirgendwo mehr hin." Wenn man doch in Dornbirn oder Bregenz ausgehe, müsse man organisieren, wo man anschließend übernachten könne. "Meistens sind es halt Hauspartys, weil sonst kommst du eh nirgends rein", so Elisabeth. Durch Corona habe sich das Ausgeh-Verhalten geändert: "Man hockt viel öfters zusammen im Kleinen und geht nicht mehr aus", meint die 16-jährige.


Ausweichmanöver: Rheintal statt Wald
Doch nicht alle Bregenzerwälder Jugendlichen scheuen das Ausgehen im Rheintal, wie die Umfrage von VOL.AT zeigt: "Ich gehe immer ins Sohm“, erklärt etwa Florian Sutterlüty (16) aus Egg im Gespräch mit VOL.AT. Nach Hause komme er nach dem Besuch im Dornbirner Nachtclub mit einem von seinen Eltern bezahlten Taxi, gibt der Mittelbregenzerwälder zu verstehen. Einen richtigen Nachtclub oder eine Diskothek vermisst der junge Mann im Bregenzerwald dennoch: "Man kann nirgends hin, aber es sollte schon was geben", betont der Schüler. Wenn er im Wald irgendwo hingehe, dann meistens zu Kollegen, so der junge Bregenzerwälder. Das Ausgehen im Rheintal und die privaten Feiern seien ein Ersatz, solange es keine Diskothek bzw. Ausgehmöglichkeit im Wald gebe: "Das ist gut. Passt schon", meint er.


Bars statt Diskothek
"Am Wochenende treffe ich mich meistens privat mit meinen Kollegen", erzählt Larissa Minoggio (18) aus Alberschwende. "Man hat so ein paar Bars, wo man hingeht, selten geht man auch mal ans Land." Sie gehe zum Beispiel gerne in den "Jöslar" in Andelsbuch. Das "Bärle", die Bar im Hotel Bären in Mellau, sei auch angesagt, ebenso die "Liss Bar" in Andelsbuch über dem Käsehaus. "Da trifft man auch immer Leute", so die 18-Jährige. Dort seien zwar nicht nur Jugendliche unterwegs, aber diese würden durchaus den Großteil der Besucher ausmachen.


"Oft trifft man sich auch an der Ache mit einer Kiste Bier"
Auf die Frage darauf, wieso sie nicht auf Clubs im Rheintal ausweiche, meint sie: "Es ist erstens schon einmal das Hinauskommen und das Heimkommen. Es fahren keine Busse und selbst Autofahren geht natürlich auch nicht, wenn man was trinkt", verdeutlicht sie. "Es ist oft auch, wenn man nur mit einer Mädchengruppe unterwegs ist – man fühlt sich nicht immer so sicher. Sagen wirs mal so." Sie besucht daher Geburtstage oder "Hocks", die über WhatsApp organisiert werden. "Manche haben einen Partyraum, viele Male macht mans in der Garage im Sommer oder im Garten", zählt sie auf. "Oft trifft man sich auch an der Bregenzerache mit einer Kiste Bier." Corona spüre man: "Ich habe schon das Gefühl, dass es sich verändert hat und dass man auch das nicht mehr so mag, die ganz großen Feste", meint sie.


"Es wäre sicher cool, wenn es was gäbe"
Im Sommer gehe er auch gerne in seiner Heimatgemeinde Bizau auf den Fußballplatz, erklärt Daniel Felder (18). "Es gibt im Hinterwald ein paar vereinzelte Sachen, wo man mehrmals hingeht", meint er. Sonst müsse man schauen, wo es Feste gebe. Das Lokal, dass er am meisten besuche, sei das "Bärle" in Mellau. "Man trifft dort immer viele verschiedene Leute. Es ist dort einfach voll gemütlich. Man hat nicht so einen weiten Heimweg", zählt er die Vorzüge des Lokals auf. Das Ausgehen im Rheintal sei für ihn momentan noch kein Thema, auch weil es schwer sei, wieder zurück nach Bizau zu kommen. "Ich finde schon, es wäre sicher cool, wenn es was gäbe, wo wirklich so ein Hotspot wäre. Wo wirklich viele Leute zusammen, weil momentan gibt es das noch nicht wirklich", gibt er zu verstehen. Derzeit gehe jeder an unterschiedliche Ort und schaue, wo man hingehen könnte.
Video: Wo sich die Wälder Jugend trifft


"Meistens gibts am Wochenende noch Feste"
Da es keine richtige Ausgehmöglichkeit gibt, weichen Jugendliche aber auch auf unterschiedliche Veranstaltungen in den Gemeinden aus. So auch Aaron Hammerer: "Meistens gibt es am Wochenende noch Feste", erklärt der 16-jährige aus Egg. Er meint damit etwa Bauernbälle oder Veranstaltungen wie die "Endless Summer Party" der Feuerwehr Andelsbuch. "Da kann man meistens hingehen", so der junge Mittelbregenzerwälder. Diskotheken seien fast ausgestorben, so der junge Wälder. Manchmal gehe er ins "Liss" in Andelsbuch. "Es ist halt ohne Musik eigentlich, aber wenn man mal mit den Kollegen reden will über Gott und die Welt, dann ist es eigentlich der perfekte Ort", gibt er zu verstehen. "Aufs Land raus" zu gehen, sei für ihn eher kein Thema. "Weil der Heimweg ist ein bisschen lang und wenn man spät dran ist, dann wird’s schwierig", verdeutlicht der Egger das Problem mit dem Heimweg und den Nachtbus-Verbindungen in den Bregenzerwald.
(VOL.AT)
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