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Seilbahnbranche will mehr Sommergäste

Österreich zählt weltweit zu den Top-Wintersportdestinationen. Mit 52,6 Millionen Skifahrertagen im Winter 2009/2010 lag Österreich sogar auf Platz 1 vor den USA und Frankreich. Über 70 Prozent der Gäste, die im Winter zu uns kommen, kommen zum Skifahren - summa summarum eine Bilanz, mit der die heimische Seilbahnbranche mehr als zufrieden ist. Nun sollen aber auch Sommergäste vermehrt auf den Geschmack gebracht werden und ihren Urlaub nicht nur an den Seen, sondern auch auf den Bergen verbringen.

Das Potenzial sei groß, mitspielen müsse jetzt nur noch das Wetter, sagte der Geschäftsführer des Fachverbandes der Seilbahnen, Erik Wolf, Mittwochabend vor Journalisten.

2009 haben die Seilbahnen rund 97 Mio. Euro im Sommer umgesetzt, das entsprach 8,5 Prozent des Gesamtumsatzes. Die Tendenz sei steigend, für heuer werden weitere Zuwächse erwartet. Im Vorjahr haben die 205 Seilbahnunternehmen mit Sommerbetrieb 11,7 Millionen Gäste angezogen, damit hat sich die Anzahl der bergaffinen Sommertouristen seit 2001 fast verdoppelt. Heuer will die Seilbahnwirtschaft in- und ausländische Urlauber mit Spezialangeboten wie Sonnenuntergangswanderungen, Klettertouren und Kulinariktouren in die heimische Bergwelt locken. Dabei setzt sie verstärkt auf den steigenden Wander- und Touren-Trend.

Der Sommer wird für die Seilbahnbetriebe zwar immer wichtiger, Hauptsaison ist und bleibt aber freilich der Winter. In der Wintersaison 2009/10 hat die Branche rund 550 Mio. Euro investiert, 1,14 Mrd. Euro (minus 1,7 Prozent) erwirtschaftet und rund 588 Millionen Personen (minus 6,1 Prozent) befördert. Der schleppende Saisonbeginn und der frühe Ostertermin haben die Saison allerdings merklich verkürzt, wodurch 7,4 Prozent weniger Skifahrertage verzeichnet wurden als im Winter davor, erläuterte der neu gewählte Fachverbandsobmann Franz Hörl, der in dieser Funktion Ingo Karl nachfolgte. Insgesamt verlief die Saison im Osten (Steiermark, Ober- und Niederösterreich) etwas besser als im Westen (Vorarlberg, Tirol und Salzburg) und Süden (Kärnten).

Wintertouristen gelten gemeinhin als weniger preissensibel als Sommertouristen. In der Zeit von November 2009 bis April 2010 haben die Wintersportler 5,4 Mrd. Euro brutto ausgegeben. Daraus entstand eine Wertschöpfung von gut 2,9 Mrd. Euro, so Hörl, der in den Seilbahnen das “Zugpferd des heimischen Tourismus” sieht.

In Deutschland, Österreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Tschechien, Rumänien, Polen und in russischen Ballungszentren gibt es rund 53 Mio. Skifahrer, darunter allerdings auch solche, die nur alle paar Jahre skifahren, hat das Marktforschungsinstitut Manova erhoben. Das zusätzliche Potenzial in diesen Ländern beträgt 38 Millionen Personen, errechnete Manova-Geschäftsführer Klaus Grabler. Viel zu holen gibt es noch in Polen, Russland und Großbritannien. In Österreich ist der Markt nahezu gesättigt. 55 Prozent der Österreicher fahren Ski, 46 Prozent wedeln zumindest einen Tag im Jahr über die Piste. Das Potenzial liegt bei 550.000 Österreichern, die noch zum Skifahren gebracht werden könnten.

Österreich ist vor allem unter den österreichischen, niederländischen und deutschen Wintersportlern der Favorit unter den Skidestinationen. Österreichs Marktanteil ist zwar in vielen Ländern sehr hoch, Konkurrenz erwächst jedoch zunehmend durch das jeweilige Inland: In Italien, Rumänien, Polen und Tschechien, wo die Voraussetzungen zum Skifahren gegeben sind, bevorzugen Skifahrer das Heimatland.

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