Der Bodensee ist mehr als nur ein Freizeitparadies: Er dient Millionen Menschen als Trinkwasserspeicher und soll künftig auch als CO2-neutrale Energiequelle genutzt werden.
Sieben potenzielle Entnahmestellen für Seewärme konnte man in Vorarlberg finden. Zwei in Lochau, vier in Bregenz und eine in Hard. Konkret will man bald etwa das Festspielhaus und das Bregenzer Schwimmbad mittels Seethermie heizen.
Seethermie: Technik und Potenzial
Viele Regionen um den Bodensee beschäftigen sich intensiv mit der Seethermie. Diese Technologie nutzt, ähnlich der Geothermie, die Wärme aus dem See. „Das Potenzial ist riesig“, sagt Marcel Stofer, Leiter des Bereichs Wärme beim Thurgauer Energieversorger EKT, gegenüber "schwaebische.de". In der Gemeinde Gottlieben im Schweizer Kanton Thurgau sollen ab Herbst 2025 mehr als 250 Haushalte mit Seewasser beheizt werden.
Das Wasser wird aus den tieferen, konstant temperierten Schichten des Bodensees entnommen, um einen stabilen Prozess zu gewährleisten. In einer Betriebszentrale am Ufer wird die Wärme über einen Wärmetauscher an einen zweiten Wasserkreislauf übertragen und mittels Wärmepumpen auf die benötigte Arbeitstemperatur gebracht. Anschließend fließt das um zwei bis vier Grad kältere Wasser zurück in den See.
Projekte in Deutschland und Österreich
Auch auf der deutschen Seite wird auf Seethermie gesetzt. Marius Wöhler vom Stadtwerk am See plant ein Projekt in Meersburg, das erste seiner Art am deutschen Bodenseeufer, so die "schwaebische.de". „Wenn alles perfekt läuft, haben wir in eineinhalb Jahren die Planung abgeschlossen. Und dann kann der Bagger kommen“, sagt Wöhler. Auch in Friedrichshafen und Überlingen werden Seethermie-Projekte verfolgt.
In Vorarlberg zeigt sich der Bregenzer Energie-Stadtrat Heribert Hehle in einer Aussendung optimistisch: „Mit diesem Schatz vor unserer Haustür kann die Energiewende gelingen.“ Eine Untersuchung des Landes Vorarlberg ergab sieben potenzielle Entnahmestellen für Seewärme in Lochau, Bregenz und Hard. Konkret sollen das Festspielhaus und das Schwimmbad in Bregenz bald mit Seethermie beheizt werden.
Strenge Regeln für Wasser-Entnahme
Doch was bedeutet es für das Wasser? Denn immerhin ist Wasser ein Lebensmittel für Millionen von Menschen. Was passiert, wenn rund um den Bodensee Seethermie-Anlagen wie Pilze aus dem Boden sprießen? Die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) stellt strenge Richtlinien zum Schutz des Trinkwassers auf. Anlagen müssen bis zu einem Kilometer von Trinkwasserentnahmestellen entfernt sein, und der Wärmetauscher darf nur in einem Sekundärkreislauf betrieben werden, um direkten Kontakt mit dem Lebensmittel zu vermeiden.
Herausforderungen und Kosten
Ein weiteres Problem ist die invasive Quagga-Muschel, die sich in den Wasserrohren festsetzt und diese verstopfen kann. Technische Vorkehrungen wie regelmäßige Reinigungen sollen dieses Problem beherrschbar machen.
Die Kosten für Seethermie-Anlagen sind hoch. In Gottlieben werden sechs Millionen Schweizer Franken investiert, und die Vorarlberger Landesregierung rechnet mit mehreren hundert Millionen Euro für neue Seethermie-Anlagen. Dennoch erhofft man sich langfristige Amortisation und einen wichtigen Beitrag zur Energiewende.
(VOL.AT)
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