AA

Seefestspiele Mörbisch feiern heute Premiere

Einen Tag nach den Opernfestspielen St. Margarethen starten die Seefestspiele Mörbisch mit dem "Weißen Rössl" in die Saison - mit Rainhard Fendrich und "Dancing Star" Zabine Kapfinger in den Hauptrollen und dem Intendanten Harald Serafin als Kaiser Franz Joseph. Bilder von den Proben:

Diesen brachten am Montagabend auch Blitz und Donner bei der abendlichen Probe nicht aus der Fassung: “Am Donnerstag wird es schön sein”, verlieh er trocken seiner Überzeugung von einer traditionell trockenen Premiere Ausdruck.

Serafin plagten wenige Tage vor dem Auftakt ganz andere “Sorgen”: “Es kommen keine Politiker, was soll ich da reden?” Angesichts des Auseinanderbrechens der Koalition und der eingeleiteten Neuwahlen sind in der ersten Reihe wieder Karten frei, meinte der Intendant augenzwinkernd – nicht ohne die Regierungsauflösung durchaus zu begrüßen: “Es war ein schlechtes Lustspiel, mal sehen, was jetzt rauskommt.” Meistens komme aber nichts Besseres nach, man müsse sich “nur neue Gesichter und neue Namen merken”.

Neue Namen im Operettenkosmos sind auch Fendrich und dessen Austro-Pop-Kollege Klaus Eberhartinger, für die Serafin nur lobende Worte findet: “Die beiden Männer sind vorbildhaft für jedes Theater und das gesamte Ensemble.” Fendrich, der in dem Singspiel den liebestollen Zahlkellner Leopold mit Peter-Alexander-erprobtem Charme gibt, hält seine Figur eigentlich für einen “Waschlappen” und streute seinerseits dem Ensemble Rosen. Serafin als Kaiser Franz Joseph könne man “nicht beschreiben, das muss man erleben”, Eberhartinger verbreite ohnedies stets gute Laune “wie ein Luftbefeuchter”, und Zabine spiele ihre Rolle “mit der Ehrlichkeit einer Hüttenwirtin und mit einem unheimlichen Temperament”.

Zabine konnte das Lob nur zurückgeben: “Lässig, professionell und sehr angenehm” empfand sie die Zusammenarbeit mit dem Austropopper, “und er konnte den Text gleich als Erster”. Das liege allerdings daran, dass er schon vorher alles mitsingen konnte, gab Fendrich zu: “Meine Mutter hat mir die Lieder früher immer vorgesungen.” Dennoch hat Fendrich kurz vor der Feuertaufe auch “Angst, der Operette nicht gerecht zu werden”. Mit dieser Angst kämpfen Eberhartinger und Zabine weniger: Der EAV-Frontman fürchtet bei seinem Operettendebüt (“ein Ausflug auf einen anderen Planeten”) höchstens, dass sein Bühnenauto nicht anspringt, und die frisch gebackene Tanzmutter freut sich sowieso “wie ein Schnitzerl” auf die Premiere.

Auch wenn die Umgebung am Neusiedlersee nur wenig an das im Stück vielbesungene Salzkammergut erinnert – in der volkstümlichen Ausstattung von Rolf Langenfass werden die 6.000 Leute auf der Tribüne die augenscheinlichen Unterschiede wohl schnell vergessen. “Es ist ein so raffiniert und toll gebautes Stück, dass es in den Wiener Kammerspielen und hier genauso funktioniert”, ist Regisseur Karl Absenger überzeugt. Für Fendrich hat Absenger eine “Retro-Show, die an die Revue-Filme der 30er Jahre erinnert”, inszeniert – und tatsächlich denkt man bei den swingenden Tönen, den Tanzchoreographien und der Lichtgestaltung eher an ein Broadway-Musical als an eine nette Operette.

Die einzige Unwägbarkeit schien damit nur noch das Wetter. “Jedes Mal bei Freilufttheater denk ich mir: ‘Nie wieder'”, gestand der Absenger, dessen dritte Regiearbeit in Österreich der Grazer als “Ritterschlag in diesem Metier” empfindet. Wie immer das Wetter am Donnerstag auch sein wird, die Operette wird ab 21.10 Uhr auf jeden Fall in ORF 2 zu sehen sein. Im Fall einer Absage wegen Schlechtwetters wird der Mitschnitt der Generalprobe übertragen, zehn High-Definition-Kameras und eine Spidercam werden das “Weiße Rössl” in die österreichischen Wohnzimmer bringen. Das “musikalische Disneyland” (so ORF-Regisseur Kurt Pongratz) wird mit Interviews durch Barbara Rett und Christian Reinhold angereichert.

“Die Fernsehaufzeichnung ist eigentlich unfair”, meinte Fendrich abschließend. “Man spielt ja auf einer Seebühne mit großen Gesten, aber das Fernsehen fängt dich wie bei einem Spielfilm ein.” Er werde die Fernsehkameras ignorieren, so der gut gelaunte Sänger. Gute Laune versprühte – wie immer – auch Serafin: “Wir sind gut ausverkauft”, freute er sich abschließend vor allem auch über “viele junge Leute”, die heuer nach Mörbisch kommen werden. Seinen eigenen Part als Kaiser Franz Joseph habe er gut studiert: “Ich komm ganz zum Schluss – das ist eine schöne Abstauberrolle.” Bleibt die Hoffnung, dass auch am Donnerstag die “ganze Welt himmelblau” sein wird…

Ralph Benatzky: “Im Weißen Rössl”, Libretto von Hans Müller und Erik Charell, Regie: Karl Absenger, Bühnenbild und Kostüme: Rolf Langenfass, Musikalische Leitung: Rudolf Bibl, Choreografie: Giorgio Madia. Mit Zabine Kapfinger – Wirtin Josepha Vogelhuber, Rainhard Fendrich – Zahlkellner Leopold Brandmeyer, Klaus-Dieter Lerche – Wilhelm Giesecke, Anja-Katharina Wigger – Ottilie, Marco Jentzsch – Dr. Otto Siedler, Klaus Eberhartinger – Sigismund Sülzheimer, Harald Serafin – Kaiser Franz Joseph, u.v.a., Seefestspiele Mörbisch, 10. Juli bis 24. August, Beginn 20.30 Uhr, 20 bis 125 Euro.

Aufwändiges Bühnenbild, lebendige Kostüme. Bilder: Seefestspiele Mörbisch 2008

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Kultur
  • Seefestspiele Mörbisch feiern heute Premiere