Das 1992 in Tokio gegründete Atelier sei "eine der ganz wesentlichen Architekturpositionen weltweit", sagte Secession-Vorstandsmitglied Wilfried Kühn am Mittwoch bei der Presseführung. Seine Herangehensweise sei außergewöhnlich, erläuterte Kurator Haris Giannouras: Aus der Fürsorge für Randgruppen oder der Katastrophenhilfe nach Erdbeben seien Bauten entstanden, in denen das Gemeinsame im Entstehungs- wie im Nutzungsprozess im Vordergrund stehe, ein sorgsamer Umgang mit materiellen und räumlichen Ressourcen eine Selbstverständlichkeit sei. "Suturing Together" heißt die Schau, um zu betonen, dass hier genäht und geflickt werde, um Dinge in einen neuen, nützlichen Zusammenhang zu bringen.
Foyerwand wird mit Schilfrohr verkleidet
Dieses Ethos der Nachhaltigkeit, der ortsspezifischen Interventionen, der Rücksichtnahme auf Natur und Umwelt prägt die Arbeit des Ateliers Bow-Wow, von dem anhand von Zeichnungen, Skizzen und Fotos ein Überblick über rund 20 Projekte aus mehr als drei Jahrzehnten gegeben wird. Seine interdisziplinäre Herangehensweise habe eine Entsprechung in der Idee des Gesamtkunstwerks der Secession, der bis heute sowohl Künstler und Künstlerinnen als auch Architektinnen und Architekten angehören, hieß es. Geht es nach Kühn, so werden sich die vermehrten Architekturausstellungen künftig auch immer wieder im Außenraum niederschlagen. Den Auftakt macht man einmal indoor - mit einer vollständig mit Schilfrohr verkleideten Foyerwand, die am Mittwoch gerade bei der Fertigstellung war. Diese Hommage an die auch hierzulande - etwa im Burgenland - angewandte traditionelle Reetdach-Technik, wird am Samstag (11 Uhr) durch einen Schilfdach-Workshop mit Momoyo Kaijima von Atelier Bow-Wow und dem Schilfdachdecker Jacobus van Hoorne ergänzt.
Wesentlich weniger eingängig präsentieren sich die skulpturalen Assemblagen der 1982 geborenen Spanierin June Crespo im Hauptraum. "Das Formenvokabular der meisten Werke in der Ausstellung 'Danzante' ist von der Iris und der Strelitzie abgeleitet. Doch geht es der Künstlerin nicht darum, diese Pflanzen darzustellen, sie dienen stattdessen als Ausgangspunkte für eine tiefergehende Beschäftigung mit Materialität", heißt es dazu in den Unterlagen. Schwer wirkende, für den Beobachter kaum zu dechiffrierende Objekte liegen im Raum oder hängen von der Decke. Meist sind es Negativformen oder Abgüsse in Stahl, Bronze oder Beton von 3-D-Scans gefundener Objekte. "Sie sehen sehr abstrakt aus, haben aber meist ein Fundament in der realen Welt", erklärte Kuratorin Bettina Spörr. Es sei ein Spiel von Formen, Größen und Proportionen - und auch von vermeintlichen Gegensätzen wie schwer oder leicht, sagte die Künstlerin. Im Übrigen wolle sie keinerlei Interpretationsanleitung geben: "Meine Arbeit ist völlig offen, die Leute sollen ihr völlig frei gegenübertreten."
Stumme Diener bei John Smith
Der Film dominiert diesmal die Galerie: Zu sehen sind drei Filmarbeiten des 1952 geborenen Briten John Smith, dem am Samstag (13. September, 18 und 20.30 Uhr) auch ein Special im Österreichischen Filmmuseum gewidmet ist. Er sei zwar vorwiegend Filmemacher, hasse aber Film-Ausstellungen, die nur aus Sichtungs-Kojen bestünden, schmunzelte Smith, der zwischen Konzeptkunst, structural film und Dokumentarfilm eingeordnet wird und sich in seinen Arbeiten mit seinem eigenen Leben und seinem unmittelbaren Umfeld beschäftigt. In der von Jeanette Pacher kuratierten Schau sind daher auch Fotos und Objekte zu sehen. So begleitet etwa eine Reihe "stummer Diener" (Smith zeigte sich begeistert über den deutschen Ausdruck für diese Art hölzerner Anzugständer) seinen 27-minütigen bisher letzten Film, der auch der Ausstellung ihren Namen gegeben hat: "Being John Smith".
Die drei Ausstellungen werden am Donnerstag ab 19 Uhr im Rahmen eines Sommerfests eröffnet.
(S E R V I C E - Ausstellungen "June Crespo: Danzante", "John Smith: Being John Smith" und "Atelier Bow-Wow: Suturing Together", 12.9. bis 16.11., Dienstag - Sonntag 10-18 Uhr, in der Secession, Wien 1, Friedrichstraße 12, )
(APA)
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