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Schwule und Lesben demonstrierten

Mit bunten Umzügen haben am Wochenende hunderttausende Schwule und Lesben in Europa für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung demonstriert.

Die Stimmung der Veranstaltungen unterschied sich von Land zu Land erheblich: Während die Kundgebung in Paris mit bis zu 800.000 Menschen Volksfestcharakter hatte, mussten die 200 Demonstranten in der kroatischen Hauptstadt Zagreb von Sicherheitskräften vor Übergriffen und Beschimpfungen geschützt werden. Auch in Rom, Athen und Lissabon fanden Gay-Pride-Paraden statt. Zentrale politische Forderung der Veranstaltungen war die Homo-Ehe.

Die größte Veranstaltung fand am Samstag in Paris statt, wo die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im kommenden Jahr ihren Schatten vorauswarfen. An der Spitze des Zuges liefen Sozialistenchef Franñois Hollande, der frühere Kulturminister Jack Lang und der Grünen-Politiker Yves Cochet. Hollande versicherte, dass sich der Präsidentschaftskandidat der Sozialisten – neben vielen anderen Themen – für die Einführung der Homo-Ehe einsetzen wird. In Europa haben bislang Belgien, die Niederlande und Spanien gleichgeschlechtlichen Paaren das Recht auf Heirat ein. In anderen Ländern wie Frankreich und Deutschland gibt es Modelle der eingetragenen Partnerschaft.

Die Veranstalter in Paris sprachen von 800.000 Menschen, die Polizei ging in Schätzungen von 400.000 Teilnehmern und 200.000 Zuschauern aus. Mit Dutzenden bunt geschmückten Wagen zogen die Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transsexuellen sowie ihre Unterstützer vom Place Montparnasse zum Place de la Bastille. Das Motto der diesjährigen Gay Pride lautete mit Blick auf die Wahlen „Für Gleichheit im Jahr 2007“. Vertreten waren neben vielen anderen ein schwuler Fußballverein, ein christlicher Homosexuellenverein sowie ein Verein Homosexueller aus Afrika und der Karibik.

In der kroatischen Hauptstadt Zagreb marschierten am Samstag mehr als 200 Schwule und Lesben zum Klang von Trommeln und Trillerpfeifen durch die Stadt. „Lang lebe die Perversion“, stand auf einem Transparent in Anspielung auf eine entsprechende Verlautbarung der katholischen Kirche Kroatiens. Etwa genau so viele Polizisten wie Teilnehmer waren anwesend. Vereinzelt wurden Demonstranten angepöbelt; es kam jedoch nicht zu ernsten Zwischenfällen. Bei der ersten Gay Pride in Zagreb 2002 waren dutzende Teilnehmer angegriffen worden. Seitdem findet die Veranstaltung unter großen Sicherheitsvorkehrungen statt.

In Rom versammelten sich mehrere tausend Menschen zu einer Kundgebung. Einer der Hauptredner war der Abgeordnete Vladimir Luxuria, der bei der Wahl im April als erster Transsexueller ins italiensche Parlament eingezogen war. Nach der Regierungsübernahme durch die Linke sei dies der letzte Gay-Pride-Marsch, der die Einführung der eingetragenen Partnerschaft verlange, sagte Luxuria. Er werde sich dafür einsetzen, dass ein geplantes Gesetz rasch umgesetzt wird. Die katholische Kirche lehnt dieses Projekt entschieden ab.

In Athen zogen mehrere Dutzend Schwule und Lesben durch die Straßen. Es war die zweite derartige Parade in der griechischen Hauptstadt. Mitglieder einer rechtsextremen Gruppe verteilten Flugblätter, in denen sie die Schwulen und Lesben zum Verlassen der Stadt aufforderten. Die beiden Hauptkandidaten für die Bürgermeisterwahl in Athen im Oktober – ein Sozialist und ein Konservativer – sagten den Teilnehmern des Marsches in Grußworten ihre Unterstützung zu. In der portugiesischen Hauptstadt Lissabon folgten etwa 400 Menschen dem Aufruf zu der Kundgebung. Auch hier stand die Forderung nach Einführung der Homo-Ehe im Zentrum der Veranstaltung.

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