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Schwere Zeiten für Kurt Jara

Das Geld für Auswärtsreisen kann sich der Hamburger SV eigentlich sparen. „Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison.

Zu Hause wird gefightet, aber was wir auswärts bieten, ist eine mittelprächtige Katastrophe“, sagte der Sportliche Leiter des HSV, Dietmar Beiersdorfer, nach der bitteren 0:3-Pleite am Samstag beim FC Schalke. Vier Spiele, vier Niederlagen, 2:9 Tore – die aktuelle Bundesligabilanz der Hanseaten auf fremden Plätzen ist mehr als ernüchternd.

Nach dem desolaten Aufritt vor 60.601 Fans in der ausverkauften Schalke-Arena sprach Beiersdorfer von einer „prekären Situation“, in der alle gefordert seien, „Flagge zu zeigen“. Doch wie die Misere beendet, wie die Talfahrt gestoppt werden kann, dafür hat keiner die Lösung. „Wenn ich eine Erklärung hätte, könnte man es ja abstellen. Die Spieler sind auswärts total verunsichert. Man sieht keine Mannschaft, sondern elf Individualisten“, erklärte Vorstandschef Werner Hackmann deprimiert. Nur eines war ihm klar: „So darf sich der HSV nicht präsentieren.“

Ängstlich, kraftlos und zweikampfschwach traten die Norddeutschen von der ersten Minute an auf. „In den ersten 20 Minuten haben wir die entscheidenden Zweikämpfe naiv verloren. Da stand es schon 0:2, und dann wird es auf Schalke natürlich schwierig“, analysierte Kurt Jara. Dabei hatte der Trainer gehofft, mit einer extrem defensiven Ausrichtung eben diesen schnellen Rückstand zu verhindern. „Das Ziel war, auch auswärts mal zu null zu spielen.“ Ob Jara gut daran tat, eine „Fünferabwehrkette“ (Fukal, Hoogma, Baur, Hertzsch, Kling) und zwei defensive Mittelfeldspieler (Wicky, Ujfalusi) aufzubieten, die spärlich besetzte Offensive damit lahm zu legen und dem Gegner völlig die Initiative zu überlassen, mochte Hackmann lieber nicht beurteilen. „Ich bin kein Trainer.“

Während die Fans mit „Jara raus“-Rufen lautstark dessen Ablösung forderten, stärkten die HSV-Oberen dem ratlos wirkenden Coach noch den Rücken. „Der Trainer steht nicht zur Disposition“, sagte Hackmann, und Beiersdorfer stimmte zu: „Wir stehen zu Jara. Aber wir müssen darüber sprechen, wie es weiter geht. Wir wollen ja nach oben und uns nicht nur von einer Auswärtsniederlage zum nächsten Heimsieg flüchten.“

Nach der Champions League-Pleite trumpfte der FC Bayern mit dem 4:1 im Münchner Olympiastadion gegen den VfL Bochum groß auf, Elber und Pizzaro gelangen jeweils zwei Kopfballtore. Damit verteidigte der Rekordmeister auch die Tabellenführung. Oliver Kahn wischte das Erfolgserlebnis aber vom Tisch. „Mein einziger Gedanke ist, wie wir uns nach der Länderspiel-Pause noch für die Zwischenrunde qualifizieren können. Alles andere interessiert mich nicht.“

Dem Titelfavoriten auf der Spur blieb Titelverteidiger Dortmund (3:0 in Hannover auch mit Schiedsrichterunterstützung). Der 1. FC Kaiserslautern gewann mit dem 4:0 gegen Energie Cottbus erstmals in dieser Saison und übergab der Geyer-Elf die rote Laterne. Erstmals eine starke Leistung bot Stefan Effenberg (mit sehenswertem Tor) beim 2:0 des VfL Wolfsburg gegen die nach dem Heimsieg gegen die Bayern wieder erfolglosen Leverkusener, die allerdings bei den „Wölfen“ auch schon vorher immer verloren haben.

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