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Schwere Verletzungen ohne Sturz

Die zahlreichen Kreuzbandrisse vor der Olympiasaison lassen im ÖSV-Alpinlager die Alarmglocken läuten. Auffallend ist, dass sich die Läufer die Bänderverletzungen ohne Sturz zugezogen haben.

Christine Sponring wurde wie Mario Scheiber bereits erfolgreich operiert. Die beiden 22-jährigen Talente hatten schon vor zwei Jahren – allerdings jeweils am anderen Knie – ähnliche Verletzungen erlitten. Die Tirolerin, die mit 17 Jahren in St. Anton Kombi-Silber gewonnen hat, gilt wie ihr Landsmann als große ÖSV-Hoffnung. Wie bei Scheiber, dem auch Teamkollege Hermann Maier für die kommende Saison den Durchbruch prophezeit hatte (überlegene Bestzeiten im Söldener Super-G-Training), haben Verletzungen aber immer wieder für Rückschläge gesorgt. Beide müssen nun bis zu sechs Monaten pausieren und verpassen den Olympia-Winter ebenso wie Astrid Vierthaler.

“Es sind Momente, in denen du am liebsten alles hinhauen möchtest”, litt Sponrings Slalomtrainer Bernd Brunner mit seinem Schützling. Auch Brunner machen die Verletzungsabläufe nachdenklich. “Vor fünf, sechs Jahren war klar, dass Viele muskulär noch nicht so weit sind. Heute trifft es die, die von der Bandstruktur her anfällig sind, aber auch Läufer, die sehr gut in Form sind.”

Der alpine Skirennsport hat sich in den vergangenen Jahren vor allem im Materialbereich (Ski, Bindungs-Platten, Schuhe) extrem weiter entwickelt. Die Läufer haben muskulär und athletisch nun aber aufgeschlossen und genau da – und weniger beim Material – ortet auch Damenchef Herbert Mandl die Ursachen für die vielen Kreuzbandrisse. Mandl: “Bei den Taillierungen ist man vielfach sogar wieder unter der Norm, weil es nichts bringt.” Fakt ist, dass die Kurvengeschwindigkeiten im Skirennsport immer höher werden. “Muskeln”, so Mandl, “sind trainierbar, der Bandapparat in diesem Ausmaß aber nicht.” Hier könne man am ehesten im koordinativen Bereich helfend ansetzen. Mandl: “Die Verletzungen passieren meist, wenn der Läufer relativ locker unterwegs ist und der Ski dann abrupt greift.”

Die Entwicklung scheint vor allem in Kombination mit den Kunstschnee-Pisten an die Grenzen des menschlichen Körpers zu stoßen. Das ist auch Brunner bewusst: “Auf diesen dichten, aggressiven Schneemassen greifen die Ski viel extremer und oft unerwarteter. Wenn da die Muskel eine Hundertstel nicht optimal angespannt sind, passieren im Grenzbereich selbst den besten Läufern unvorhergesehene Dinge.”

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