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Schwere Erdbeben in der Türkei fordern mindestens 600 Tote

Helfer versuchten, Menschen aus den Trümmern zu bergen.
Helfer versuchten, Menschen aus den Trümmern zu bergen. ©Depo Photos via AP
Bei schweren Erdbeben am frühen Montagmorgen in der türkisch-syrischen Grenzregion sind mindestens 600 Menschen ums Leben gekommen.

In der Türkei wurden laut Vizepräsident Fuat Oktay 284 Opfer gezählt. Mehr als 2.000 Menschen seien verletzt worden. Für Syrien nannte der stellvertretende Gesundheitsminister Ahmed Dhamirijeh 230 Tote und mehr als 600 Verletzte.

Die Hilfsorganisation SAMS, die in von Rebellen kontrollierten Gegenden in Syrien arbeitet, meldete mehr als 100 weitere Todesopfer.

Mindestens 600 Tote nach schweren Erdbeben an türkisch-syrischer Grenze

Ein Erdbeben der Stärke 7,4 hatte in den frühen Morgenstunden die Südosttürkei erschüttert. Das Epizentrum lag nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde Afad in der Provinz Kahramanmaras nahe der syrischen Grenze. Ein weiteres Beben der Stärke 6,6 sei kurz darauf in der Provinz Gaziantep gemessen worden.

Hunderte Gebäude durch Erdbeben eingestürzt

In Syrien stürzten der staatlichen Nachrichtenagentur SANA zufolge in zahlreichen Städten Gebäude ein. Rettungsteams versuchten in der Nacht und im Morgengrauen, Menschen aus den Trümmern zu ziehen. Der Leiter des Nationalen Erdbebenzentrums Raed Ahmed sagte, es sei das stärkste Beben in Syrien seit 1995. Präsident Bashar al-Assad rief sein Kabinett zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Videos zeigten Trümmerberge unter anderem aus der Provinz Idlib, teils kollabierten ganze Häuserreihen.

"Wir reagieren mit allem, was wir können, um diejenigen zu retten, die unter den Trümmern liegen", sagte der Leiter der Rettungsorganisation Weißhelme, Raed Al Saleh. "Die Krankenhäuser sind überlastet mit Schwerverletzten", sagte ein Sprecher der Organisation. Regen und Kälte erschwerten die Einsätze zusätzlich. "Wir brauchen dringend die Hilfe der internationalen Gemeinschaft", sagte Basel Termanini, Vorsitzender der Syrian American Medical Society (SAMS). Die Lage sei "katastrophal".

In der Türkei stürzten mindestens 1.700 Gebäude ein. Das Beben sei in zehn Provinzen zu spüren gewesen, sagte Vizepräsident Oktay. Unter den eingestürzten Gebäuden sei neben Wohnhäusern auch ein Krankenhaus in der Stadt Iskenderun. In Gaziantep stürzte der Zeitung "Hürriyet" zufolge eine historische Burg ein. Rettungsteams aus dem ganzen Land würden zusammengezogen. Man habe zudem die Alarmstufe vier ausgerufen und damit auch um internationale Hilfe gebeten. Es sei zu insgesamt 22 teils starken Nachbeben gekommen.

Zahlreiche Verschüttete: "Lage in Türkei und Syrien ist dramatisch"

Vielerorts werden weiterhin etliche Menschen unter dem Schutt vermutet. Im Staatssender TRT war zu sehen, wie Menschen bei Schnee in der Stadt Iskenderun aus Trümmern befreit wurden. Auch aus den Städten Gaziantep, Sanliurfa, Osmaniye, Diyarbakir und Adana wurden Bilder gezeigt, auf denen Menschen teilweise in Decken gehüllt abtransportiert wurden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan schrieb auf Twitter, "wir hoffen, dass wir diese Katastrophe gemeinsam in kürzester Zeit und mit möglichst geringem Schaden überstehen."

"Die Lage in der Türkei und Syrien ist dramatisch, viele Menschen sind noch unter den Trümmern verschüttet und wir befürchten, dass die Opferzahl weiter steigt", betonte der Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes (ÖRK) Michael Opriesnig in einer Aussendung. "Nach Berichten unserer Kolleginnen und Kollgenen im Einsatzgebiet müssen sich die Hilfstransporte den Weg durch verschneites Gebiet machen, um diejenigen zu retten, die noch unter den Trümmern begraben sind." Auch in Österreich laufe die Hilfe für die Türkei und Syrien an, erläuterte Opriesnig. Das Rote Kreuz bitte um Spenden.

22 starke Nachbeben gemessen

In der Türkei sind nach Angaben des Innenministers mehrere Provinzen betroffen. Gebäude seien eingestürzt. Rettungsteams aus dem ganzen Land würden zusammengezogen. Man habe zudem die Alarmstufe vier ausgerufen und damit auch um internationale Hilfe gebeten. Es sei zu insgesamt 22 teils starken Nachbeben gekommen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan schrieb auf Twitter, "wir hoffen, dass wir diese Katastrophe gemeinsam in kürzester Zeit und mit möglichst geringem Schaden überstehen".

Türkei erhält nach schweren Erdbeben Hilfe von NATO-Partnern

Die Türkei bekommt nach dem schweren Erdbeben Hilfe von ihren NATO-Partnern. Alliierte seien dabei, Unterstützung zu mobilisieren, schrieb NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg im Kurznachrichtendienst Twitter. Griechenland erklärte sich trotz der schweren Spannungen mit der Türkei bereit, Rettungsmannschaften in das Erdbebengebiet im Nachbarland zu schicken. Auch Israel will der Türkei humanitäre Hilfe leisten. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant wies Armee und Verteidigungsministerium am Montag an, entsprechende Vorbereitungen zu treffen. Italiens Zivilschutz bot ebenfalls Unterstützung an. Eine Tsunamiwarnung für Italien nach den Erdstößen Montagfrüh war nach kurzer Zeit wieder aufgehoben worden.

Türkei immer wieder von schweren Erdbeben betroffen

Die Türkei ist immer wieder von schweren Erdbeben betroffen. Dort grenzen zwei der größten Kontinentalplatten aneinander: die afrikanische und die eurasische. Der größte Teil der türkischen Bevölkerung lebt faktisch in ständiger Erdbebengefahr.

Bei einem der folgenschwersten Beben der vergangenen Jahre kamen im Oktober 2020 in Izmir mehr als 100 Menschen ums Leben. Im Jahr 1999 war die Türkei von einer der schwersten Naturkatastrophen in ihrer Geschichte getroffen worden: Ein Beben der Stärke 7,4 in der Region um die nordwestliche Industriestadt Izmit kostete mehr als 17.000 Menschen das Leben. Für die größte türkische Stadt Istanbul erwarten Experten in naher Zukunft ebenfalls ein starkes Beben.

Sorge vor Tsunami-Wellen in Italien

Nach dem Erdbeben in der Südosttürkei hat Italiens Katastrophenschutz eine Warnung vor möglichen Tsunami-Wellen erlassen, die die italienischen Küsten erreichen könnten. "Es wird empfohlen, sich von den Küstengebieten zu entfernen, das nächstgelegene, höher gelegene Gebiet aufzusuchen und die Anweisungen der örtlichen Behörden zu befolgen", hieß es in einer Mitteilung des Katastrophenschutzes am Montag.

"Die Warnung weist auf die Möglichkeit einer realen Gefahr für Menschen in Küstennähe hin, insbesondere wenn sie sich in Gebieten befinden, die etwas höher oder sogar niedriger als der Meeresspiegel liegen. Selbst eine Welle von nur 0,5 Metern Höhe kann gefährliche Überschwemmungen und starke Strömungen verursachen", hieß es.

Außenministerium drückte Mitgefühl und Solidarität aus

Das österreichische Außenministerium drückte in einer ersten Reaktion auf Twitter sein Mitgefühl und seine Solidarität mit den Opfern der Tragödie sowie den Rettungskräften aus.

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner forderte indes auf Twitter, Österreich solle sich an einem internationalen Hilfseinsatz beteiligen. Von Geosphere Austria wurde das Erdbeben im Raum Gaziantep in der Türkei mit der Magnitude 7,8 angegeben. Bei dieser Stärke sei mit starken und großräumigen Schäden zu rechnen, wurde erläutert.

(APA/Red)

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